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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles
Autoren: Unbekannt
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abrupt ab. Gedeon beschäftigte ihn weiterhin. Auch er hatte einige Geheimnisse.
    Doch Gessis hatte nun andere Sorgen als Gedeons Beweggründe. Eigentlich sorgte er sich nicht. Keine Probleme. Als Assistent hatte er nur zwei Möglichkeiten: entweder die Stellung eines Maschtars - oder den Tod. Sterben wollte er ganz gewiß nicht. Er mußte es einfach schaffen. Und darauf, wie er die Sache angehen sollte, bereitete er sich vor.
    Doch er kam nicht weit damit. Denn nun meldete sich wiederum Maschtar Jorror über die Rundrufanlage.
    „Maschtar Kaiddan ist tot. Wir brauchen einen neuen Maschtar. Alle in der Schule der Maschtaren, die sich für würdig befinden, die Nachfolge von Kaiddan anzutreten und zu einer Inkarnation von Gomasch Endredde zu werden, sind hiermit aufgerufen, sich an den Nachfolgekämpfen zu beteiligen."
    Das war alles. Aber diese schlichten Worte würden die Lunte an einem Pulverfaß entzünden. Alle wußten das, denn aus den Aufzeichnungen konnte man erfahren, wie solche Wettkämpfe verliefen.
    „Ich wünsche dir für die bevorstehenden Auseinandersetzungen alles Gute, Gessis", sagte Gedeon. „Vielleicht kann ich schon in ein paar lagen dir als dem neuen Maschtar meine Ehrerbietung erweisen."
    „Nanu?" wunderte sich Gessis. „Willst du etwa, bei deinen Fähigkeiten, dich vor diesem ehrenvollen Wettstreit drücken?"
    „Es ist nicht Feigheit, die mich von einer Beteiligung Abstand nehmen läßt", sagte Gedeon bescheiden. „Ich bin nicht so vermessen, Maschtar Kaiddans Nachfolge anstreben zu wollen."
    „Und wenn ich es dir befehle?"
    „Dann tue ich es natürlich."
     
    2.
     
    Logid Es war soweit. Jorror hatte das Startzeichen für den Nachfolgekampf um den vakanten Posten eines Maschtars gegeben. Und es würde ein Kampf werden. Auf Biegen und Brechen. Jeder gegen jeden. Logid hatte das schon einmal erlebt. Vor vierzig Jahren. Er wußte, wie brutal es dabei zugehen konnte.
    Damals war die Ausgangssituation ähnlich gewesen - nur daß eben der Maschtar keines gewaltsamen Todes gestorben war. Damals hatte der alte Maschtar Pinus IV versäumt, freiwillig abzutreten und einen Nachfolger für sich zu bestimmen. Als er dann nicht ganz unerwartet starb, mußte sein Nachfolger in einem Wettstreit bestimmt werden.
    Logid war einer von rund 800 Anwärtern gewesen, die sich an dem Nachfolgekampf beteiligten.
    Logid hielt sich damals ganz gut als einer der letzten sechzig.
    Jedenfalls erlitt er nicht das Schicksal jener Unglücklichen, die bei dieser Auseinandersetzung als Fassys endeten oder gar getötet wurden. Er schied beim nächsten Vergleichskampf zwar aus, aber immerhin so ehrenvoll, daß man ihn aufgrund seiner Fähigkeiten zum Pooker ernannte.
    Maschtar war damals einer der Assistenten geworden, der nach seiner Initiierung den Namen Jorror VII. angenommen hatte. Wenn unter den Maschtaren eine Rangordnung erlaubt war, dann war heute Jorror der Mächtigste unter ihnen. Jorror war es beispielsweise gewesen, der die Handelskarawane in die ferne Milchstraße angeführt und dafür gesorgt hatte, daß Gomasch Endredde Zustrom von Millionen Galaktikern erhielt.
    Nun war es wieder soweit. Der Kampf um Kaiddans Nachfolge stand an. Diesmal hatten sich rund 1200 Kandidaten für diesen Wettstreit gemeldet. Eine ungewöhnlich hohe Beteiligung, wohl auf die besonderen Umstände zurückzuführen, unter denen Kaiddan ums Leben gekommen war.
    Logid war nur überrascht und eigentlich sogar betroffen, als er Gedeons Namen auf der Meldeliste sah. Gedeon war sein Lieblingsschüler, und dies aus gutem Grund.
    Aber er traute es ihm einfach nicht zu, sich in einem so harten, manchmal gnadenlos geführten Wettstreit zu behaupten. Nicht daß er schwach, dumm oder ungeschickt gewesen wäre. In all diesen Punkten war er das genaue Gegenteil. Er war körperlich unglaublich stark, war gebildet und ideenreich, ja, er besaß sogar ein gewisses Maß an Rücksichtslosigkeit. Er war jedoch leider auch ehrlich, würdevoll, stolz und aufrecht. Und gerade die Ehrlichkeit, die Gedeon auszeichnete, war ein tödlicher Luxus in einer Welt, in der Gemeinheit, Hinterhältigkeit und Intrigantentum regierten.
    Die Ehrenvollen versanken in diesem morbiden Sumpf aus Falschheit, Tücke und Verrat. Nicht daß Logid diese Strukturen anprangern wollte. Er hatte sich dieser Situation ganz gut angepaßt und teilte alles, was er an Niederträchtigem einstekken mußte, in doppeltem Maße wieder aus. Er bedauerte nur, daß jemand wie Gedeon keine Chance
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