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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles
Autoren: Unbekannt
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Wirkung auch im Tode nicht eingebüßt.
    Nur wenige aus dem vorüberziehenden Trauerzug hatten die Kraft, dem Blick des Toten standzuhalten. Er hatte immer noch die Ausstrahlung von Macht und Herrlichkeit, die ihm von Gomasch Endredde verliehen worden war, ja, der Einzige schien dem toten Maschtar immer noch innezuwohnen.
    Maschtar Kaiddan wies keinerlei Verwundungen auf, die auf seine Todesart hätten schließen lassen. Entweder waren sie auf wundersame Weise, kraft Gomasch Endreddes Willen, verheilt - oder sie waren durch kunstvolle bioplastische Chirurgie abgedeckt worden. Die Version von der wundersamen Verheilung gefiel Gessis besser, auch wenn sie nicht mit der Tatsache des eingetretenen Todes vereinbar war.
    Hinter dem Leichnam hatten die acht Maschtaren Aufstellung genommen: Accon VI., Eggir IX., Grirro III., Jorror VIL, Lokkor L, Morran XI., Uwwen V. und Yillo VII.
    Sie wurden jeder flankiert von einem Dreigestirn schwebender, völlig bewegungsloser, wie desaktiviert wirkender Opera-Roboter: einem Silbernen, einem Blauen und einem Rostigen. Ihre zapfenförmigen Körper befanden sich nicht in Rotation. Die Tentakel waren eingefahren. Es herrschte absolute Stille.
    Die Assistenten eröffneten den Trauerzug. Gessis, vom widerlich dicken Eberon und dem grotesk schlaksigen Houth flankiert, an der Spitze.
    Gessis dachte: Du siehst so lebendig aus, als könntest du dich jederzeit erheben und die Geschicke Hirdobaans weiterhin mit den acht Inkarnationen des Einzigen leiten.
    Aber Maschtar Kaiddan rührte sich nicht. Er war unweigerlich tot.
    Hinter den Assistenten folgten die Kukonden und nach diesen erst die Pooker, so war die Reihenfolge. Danach kamen die Assistentanwärter und Perrele - und zuletzt die Zöglinge der verschiedenen Altersstufen. Insgesamt etwa 25.000 Hamamesch aus allen drei Komplexen der Schule der Maschtaren. Nur die Fassys waren davon ausgeschlossen.
    Der Trauerzug würde einen ganzen Tag dauern, da es durch den Transmittertransport aus den beiden Nebenanlagen Verzögerungen gab. Und die Maschtaren würden die ganze Zeit bewegungslos ausharren, bis auch der letzte Zögling vorübergezogen war.
    Dieser Ablauf war derselbe wie bei Trauerzügen für natürlich verstorbene Maschtaren. Nur daß es diesmal nicht nur darauf ankam, einer verschiedenen Inkarnation Gomasch Endreddes die letzte Ehre zu erweisen. Nein, jeder im Dienste Gomasch Endreddes sollte sehen und es sich tief in Herz und Gehirn einprägen, was barbarische Ungläubige einem der höchsten Vertreter von Macht und Glorie in der Galaxis Hirdobaan angetan hatten.
    Gessis bemerkte, wie Houth und Eberon links und rechts von ihm ihre Haltung unter den prüfenden Blicken der Maschtaren meisterlich bewahrten. Aber kaum hatten sie die Transmitterhalle verlassen, ließ Eberon mit einem fast animalisch klingenden Laut seine Körpermasse in sich zusammensinken.
    „Bei aller Ehrerbietung für unseren verblichenen Maschtar", sagte er mit übertrieben zur Schau gestellter Erschöpfung, aber gleichzeitig mit verschmitztem Gesichtsausdruck, „würde ich meine Kondition lieber für wichtigere Vorbereitungen verwenden. Ihr beide versteht?"
    „Du kannst dir deine plumpen Anspielungen ersparen, Eberon", versetzte Houth abfällig. „Jeder Nestpisser weiß, was nun kommen wird. Aber solche wie dich sollte man von der Kandidatenliste für den Nachfolgekampf streichen."
    Eberon, der über eine beachtliche Kraft verfügte, packte Houth so am Oberarm, daß dieser das Gesicht schmerzhaft verzog.
    „Ich werde dich von der Kandidatenliste streichen, Houth", sagte Eberon dabei. „Dich ausradieren!"
    Während er Houth gepackt hielt, drehte er sich zu Gessis um. „Und dich ebenfalls, Nummer eins. Ich werde..."
    „Das ist mir zu widerwärtig", sagte Gessis und ging einfach davon.
    Er wollte mit den beiden nichts mehr zu tun haben, es sei denn bei einem möglichen bevorstehenden Kräftemessen. Sie waren nie seine Freunde gewesen - Gessis hatte überhaupt keine Freunde -, aber jetzt waren sie automatisch zu seinen Todfeinden geworden. Er würde noch ausreichend mit ihnen zu tun haben müssen, aber hoffentlich nicht zu lang.
    Er hörte noch, was Eberon ihm nachrief: „Ich weiß alles über deine geheimen Neigungen. Aber Tatour ist wirklich ein süßer Knabe!"
    Das elektrisierte und warnte ihn.
     
    *
     
    Gessis kehrte in seine Unterkunft zurück. Dort suchte ihn irgendwann Gedeon auf.
    „Kann ich irgend etwas für dich tun?" bot sich sein Perrel an. „Die
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