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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles
Autoren: Unbekannt
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hatte, sich in diesem System durchzusetzen.
    Logid bestellte Gedeon zu sich ins Schulungszentrum, wo er seine insgesamt sieben Schüler betreute. Es waren noch vor einem Jahr acht gewesen, aber nach Sheltors mysteriösem Ausscheiden war ihm kein weiterer Zögling zugeteilt worden.
    „Was ist nur in dich gefahren, Gedeon, dich als Kandidat für den Wettstreit zu melden?" fragte er seinen Lieblingsschüler vorwurfsvoll.
    „Gessis hat es mir befohlen", lautete die schlichte Antwort. Gedeon hob abwehrend beide Hände, um Logids bevorstehende Vorwürfe zu stoppen. „Ich hätte das Gesicht verloren, wenn ich mich geweigert hätte. Ich will alles, nur kein Feigling sein. Zweifelst du an meinen Fähigkeiten, Logid?
    Traust du mir denn nichts zu?"
    Logid seufzte ergeben.
    „Da du deine Entscheidung nicht mehr rückgängig machen kannst, müssen wir aus deiner Situation das Beste machen. Ich kann dir eine Menge Tricks aus meiner Erfahrung verraten, wie du dich bei diesem Kräftemessen durchsetzen kannst. Du darfst nur nicht zu stolz sein, meine Ratschläge anzunehmen, Gedeon."
    „Du bist der Pooker meines Vertrauens, Logid. Ich tue alles, was du sagst."
    Hoffentlich auch die gemeinen Tricks, ohne die ein Überleben für dich unmöglich wäre, dachte Logid. Laut sagte er: „Du darfst mir trauen, Gedeon. Aber bedenke, was ich dir in der Vergangenheit oft genug einzutrichtern versucht habe. Vertraue mir nie deine Geheimnisse an!"
    „Ich weiß, es könnte sein, daß ein Maschtar Rechenschaft von dir über mich verlangt und du mich verraten müßtest", sagte Gedeon mit leichtem Spott. „Ich werde meine Geheimnisse für mich behalten. Aber jetzt muß ich gehen. Ich möchte nicht zu spät kommen, um den Leib Kaiddans in mich aufzunehmen."
    Der Lehrer entließ seinen Schützling, der ab diesem Zeitpunkt nicht länger mehr sein Schüler war. Vielleicht kehrte Gedeon, gestählt und um etliche Erfahrungen reicher, als Pooker oder Kukonde aus diesem gefährlichen Abenteuer zurück. Vielleicht aber verlor er sein Leben.
    Daß er Maschtar werden könnte, daran zweifelte Logid. Eines war aber absolut gewiß: Gedeon konnte niemals seine Ehre verlieren und würde nicht zum Fassy werden.
    Logid sah dem Wettkampf nervös entgegen. Die mehr als 1200 Kandidaten wurden nun aufgerufen, sich zum Eröffnungsritual einzufinden. Maschtar Jorror verkündete, daß wegen der großen Beteiligung eine Vorrunde eingeschoben werden mußte, bei der die Hälfte der Kandidaten ausgeschieden würde.
    Ohne daß es der Maschtar extra betonen mußte, war klar, daß den Verlierern dieser Vorrunde das Schicksal von Fassys blühte. Das würde vor allem jene Zöglinge treffen, die sich in ihrem jugendlichen Leichtsinn und in maßloser Selbstüberschätzung um die Teilnahme bewarben. Logid hatte Mitleid mit denen, die, kaum daß sie die Möglichkeit besaßen, zu zeigen, was in ihnen steckte, als Rechtlose enden würden.
    Aber so waren die strengen, unerbittlichen Gesetze in der Schule der Maschtaren nun einmal.
    Nur sie konnten eine Auslese gewährleisten, bei der die Klügsten und Stärksten übrigblieben, um die Basis für die hierarchische Machtpyramide zu bilden. Und diese garantierte, daß einer aus dieser Elitetruppe, der ein paar wertvolle Eigenschaften mehr besaß als die anderen, zum Maschtar wurde.
    Der Bewerber waren so viele, daß sie nicht alle Platz im großen Festsaal des Zentralteils der Schule hatten. Aus diesem Grunde wurde kurzfristig beschlossen, daß alle entlang eines der äußeren Ringkorridore Aufstellung nahmen, um die Eröffnungsweihe entgegenzunehmen.
    Den Anfang bildeten die 27 Assistenten, danach kamen die Assistentanwärter und Perrele, unter denen Gedeon wohl die eindrucksvollste Erscheinung war, und schließlich die Zöglinge in der Reihenfolge ihrer Klassenzugehörigkeit.
    Nun erschienen Silber-Operas aus den Seitenkorridoren. Unnahbar, unbestechlich und mit lautlos rotierenden Zapfenkörpern schwebten sie die Reihe entlang und schoben den Kandidaten längliche, wie Brotstücke erscheinende Schnitten in den Mund. Sie kamen frisch aus der Wiederverwertung, die ansonsten höchstens Fassys versorgte.
    Aber mit diesen Schnitten aus Fleisch und verschiedenen Bindemitteln hatte es eine besondere Bewandtnis: Der Spender für die Grundsubstanz war Maschtar Kaiddan, ein Träger Von Gomasch Endredde, dessen Geist und Kraft dieser Speise innewohnte. Indem die Kandidaten den Leib Maschtar Kaiddans zu sich nahmen, sollte alles Positive von ihm
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