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1701 - Templer-Mirakel

1701 - Templer-Mirakel

Titel: 1701 - Templer-Mirakel
Autoren: Jason Dark
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die ganze Welt gehören wird. Und dann kommt jemand wie du her und will alles vernichten. Irrsinn, der reine Irrsinn. Ein paar Nadelstiche hast du uns versetzen können, mehr aber nicht. Du bist nicht besser geworden in deinem zweiten Leben. Du wirst abermals verlieren. So wie es damals auf Golgatha gewesen ist, wo du den Baum gefunden hast.«
    Godwin hatte sich bei den Worten des Mannes wieder langsam umgedreht. Er sah jetzt den Ausdruck des Triumphes in Cassels Gesicht, und auch das Funkeln der Augen fiel ihm auf. Die Flasche hielt er nach wie vor fest, und Godwin dachte darüber nach, ob er in der Lage war, sie mit einem Schuss zu treffen und sie zu zerstören. Er wusste es nicht, aber er wusste, dass es noch eine Person gab, die sich bisher passiv verhalten hatte.
    Es war Sophie, seine Frau.
    Er schaute ihr ins Gesicht, was Pierre Cassel nicht verborgen blieb. »Ja, seht euch nur an. Es werden die letzten Blicke sein, die ihr als Lebende tauscht.«
    Beide antworteten nicht. Sie konzentrierten sich auf sich selbst, auf die Verbindung, die durch die Blicke geschaffen worden war. Godwin hatte den Eindruck, als wäre er dabei, tief in die Augen seiner Frau einzutauchen. Ihre Blicke waren so etwas wie eine Botschaft, die er noch verstehen konnte.
    Die Zeit war für ihn nicht mehr vorhanden. Er dachte auch nicht an seine Umgebung, er tauchte einfach nur in die Blicke ein, die ihm seine Frau zuschickte. Es war eine Botschaft, und er spürte plötzlich den leichten Druck im Kopf.
    Zugleich verließ ihn das bedrückende Gefühl, und es ging ihm plötzlich wieder gut.
    Er atmete auf und drehte seinen Kopf wieder dem Franzosen zu.
    Auch mit Cassel war eine Veränderung vorgegangen. Zwar stand er noch immer angespannt auf der Stelle, aber er hatte den Kopf gedreht, und seine Augen quollen hervor, so stark stierte er Sophie Blanc an.
    »Was ist mit dir?«, flüsterte er.
    »Was soll denn sein?«, fragte sie zurück, und ihre Stimme hatte plötzlich einen anderen Klang angenommen. Zwar war sie noch weich, aber sie hallte nach.
    »Sag es!«
    »Nein, sagen Sie es.«
    Cassel wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Er bewegte sich unruhig auf der Stelle, er suchte nach Worten, er musste schlucken, und aus seinem Mund drang ein Stöhnen.
    »Denkst du denn, dass du gewonnen hast?«, fragte Sophie. »Dass man dir das ewige Leben gönnt? Dass man überhaupt einem normalen Menschen schon zu seinen Lebzeiten das ewige Leben gönnt?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Aber das wird nicht eintreten, denn es gibt Gesetze, die nicht übertreten werden dürfen. Das sage ich dir, und ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin eine Zeugin.«
    »Du? Wovon denn?«
    »Das wirst du gleich zu hören bekommen«, erwiderte Sophie und sagte dann: »Schau einfach nach rechts. Sieh zu deiner Kugel hin, auf die du so stolz bist.«
    Cassel konnte nicht anders. Er musste es tun. Er drehte den Kopf nur langsam, aber dann weiteten sich seine Augen.
    Und auch Godwin hatte die Worte seiner Frau gehört. Er bewegte ebenfalls seinen Kopf in diese Richtung und sah das, was nicht zu übersehen war.
    Innerhalb der großen Kugel und auch innerhalb des verschiedenfarbigen Lichts malte sich eine Frauengestalt ab, die keinen festen Körper aufwies, sondern feinstofflich war.
    Godwin musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, wer sich da zeigte.
    Der Geist der Maria Magdalena!
    Und mit deren Stimme hatte Sophie auch gesprochen …
    ***
    Godwin de Salier konnte nichts sagen und mit seinem Wissen einfach herausplatzen. Es brachte auch nichts, wenn er eingriff, denn jetzt hatten andere Mächte die Kontrolle übernommen.
    Die feinstoffliche Gestalt bewegte sich nicht. Vor diesem Kreis stand sie wie ein Trugbild, aber sie hatte etwas transportiert, das auf Sophie übergegangen war. Da gab es ein unsichtbares Band zwischen den beiden.
    Die Dinge hatten sich verschoben, das stand fest. Nicht mehr Pierre Cassel war die Person, die alles unter Kontrolle hielt, jetzt mussten sich alle Anwesenden mit der Erscheinung auseinandersetzen, deren Auftauchen sie nicht fassen konnten.
    Pierre Cassel stand da und bewegte sich nicht. Noch immer hielt er die Flasche mit der Flüssigkeit fest. Er hatte sie jetzt an seinen Körper gepresst wie ein Kind sein Lieblingsspielzeug.
    Erneut klang die Stimme auf. Auch diesmal galten die Worte einzig und allein Cassel.
    »Du bist nicht würdig, das Geheimnis in deinen Händen zu halten. Du bestimmt nicht …«
    Cassel zuckte zusammen. Er hatte Sophie
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