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1701 - Templer-Mirakel

1701 - Templer-Mirakel

Titel: 1701 - Templer-Mirakel
Autoren: Jason Dark
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bereits geöffnet. Die Flasche löste sich aus seinem Griff, fiel auf den harten Boden und zerbrach.
    Zwischen den Scherben breitete sich die dunkelrote Flüssigkeit aus, die dem Templer so bekannt vorkam. Er dachte an seinen Traum, als er unter dem Baum gestanden und die Früchte zerdrückt hatte. Da war die Flüssigkeit Tropfen für Tropfen in das Gefäß gefallen und hatten es gefüllt.
    Und jetzt?
    Godwin presste die Lippen zusammen. Er hätte den Extrakt gern gerettet, doch die Chance war vertan, denn sie löste sich auf oder vertrocknete. Jedenfalls geschah etwas mit ihr, und Godwin hörte den leisen Kommentar seiner Frau.
    »Es ist besser so …«
    Und er bekam noch etwas anderes mit. Als er sich umdrehte, sah er die Männer auf sich zukommen. Sie hielten ihre Waffen noch fest, doch keiner von ihnen machte den Eindruck, als wollte er sie einsetzen. Sie flüsterten miteinander, und es waren bestimmte Worte zu hören, die davon sprachen, dass sie hier nichts mehr zu suchen hatten.
    Es war Godwin egal. Für ihn zählte nur Cassel, der zwei Schlucke des Elixiers getrunken hatte. Er wollte sehen, welche Auswirkungen das bei ihm hatte.
    Noch tat sich nichts. Noch stand er auf den Beinen, aber das Zittern wollte nicht aufhören. Es hatte jetzt seinen ganzen Körper erfasst. Auf seinem Gesicht lag ein dicker Film aus Schweiß, die Augen waren verdreht, der Mund war nicht geschlossen, aber er schaffte es nicht, etwas zu sagen.
    Tief in seiner Kehle entstanden röchelnde Laute, und Godwin fragte Sophie: »Sieht so jemand aus, der das ewige Leben erreicht hat oder auf dem Weg dorthin ist?«
    »Nein, Godwin, und das wird auch so bleiben. Es gibt keine Menschen, die ein ewiges Leben erreichen, das sie als normaler Mensch weiterführen können …«
    »Aber die Leute haben daran geglaubt.«
    Sophie hob die Schultern. »Das mag sein. Menschen glauben an viele Dinge. Möglicherweise hat diese Flüssigkeit aus den Früchten des Felsenbaumes etwas Besonderes in sich, aber sie wird keinem das ewige Leben schenken, auch wenn zahlreiche Menschen daran geglaubt haben.«
    Das musste Godwin akzeptieren, und es tat ihm nicht mal leid, dass es der Fall war. Gewisse Dinge mussten für Menschen einfach ein Tabu bleiben, auch wenn viele es anders sahen.
    Cassel stand noch auf den Beinen. Aber er hatte schwer zu kämpfen. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass es in seinem Körper brodelte. Er atmete, doch normal war das nicht. Dabei schluchzte er auf, und seine Augen quollen immer weiter aus den Höhlen.
    Urplötzlich brach er zusammen. Es ging so schnell, dass weder Godwin noch Sophie ihn auffangen konnten. Cassel fiel zwischen die Scherben und auf die Flüssigkeit, die ihm das ewige Leben hatte bringen sollen.
    Das traf nicht mehr zu, denn es sah so aus, als sollte sie ihm den Tod bringen.
    Er lag auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt. Der Mund stand offen, ebenso die Augen. Er zuckte, er schien sich gegen etwas zu wehren, was nur er sah, und plötzlich bäumte sich sein Körper auf. Zugleich verließ ein schrecklicher Schrei seinen Mund, und die Haut nahm einen anderen Farbton an.
    Sie wurde dunkler. Eine bläuliche Farbe entstand. Das Gesicht sah plötzlich aus, als wäre es durch Blutergüsse gezeichnet.
    Cassel selbst blieb still, aber etwas Kaltes ging von ihm aus. Dann brach sein Blick und er ging in das Reich der Toten ein.
    Der Hauch streifte die Gesichter der beiden Zuschauer, die sich anschauten und sich zunickten.
    Auf Sophies Lippen erschien ein schwaches Lächeln, als sie sagte: »Wir haben es geschafft.«
    »Ja, das haben wir …«
    Godwin konnte nicht länger stehen bleiben. Er spürte einen Drang in sich, Sophie in die Arme zu nehmen, damit sie gemeinsam genießen konnten, dass sie noch am Leben waren. Auch wenn es kein ewiges Leben war …
    ***
    Die Nacht um die Templer-Kirche herum war zum Tag geworden. Dafür sorgten die Scheinwerfer, die aufgestellt worden waren. Polizei war auch aufmarschiert, und selbst Sir James hatte es sich nicht nehmen lassen, zu erscheinen.
    Natürlich wollte er wissen, was hier abgelaufen war. Er stand vor mir, hatte seine Hände in den Taschen des Mantels vergraben und schaute mich an.
    Ich gab ihm einen kurzen Bericht, den Suko dann vervollständigte. Sir James war nicht begeistert, denn er fragte: »Und worum es genau gegangen ist, das wissen Sie nicht – oder?«
    »Nein, Sir.« Ich war ehrlich. »Aber wir werden es herausfinden, denn es gibt jemanden, der zwar eine Hand verloren
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