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169 - Die Drachenmenschen

169 - Die Drachenmenschen

Titel: 169 - Die Drachenmenschen
Autoren: Dämonenkiller
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Zigarre zusteckte?
    „Wir haben nicht mehr viel Zeit", raunte Coco ihm zu, als sie Salvarez und den anderen folgten.
    „Ich bringe uns hier heraus."
    „Nichts wirst du", wehrte Dorian ab. „Feodora ist in Gefahr, wenn wir plötzlich verschwinden."
    „Das Biest spielt doch nur mit uns. Ist dir das noch nicht aufgefallen?" antwortete die Hexe mit einer Gegenfrage.
    „Doch", nickte der Dämonenkiller. „Aber ich will herausfinden, was das für ein Spiel ist…"

    Das erste, was Dorian Hunter bemerkte, als er die im zweiten Stock gelegene Wohnung betrat, war das händgeschnitzte schwere Kruzifix, das man vom Eingang aus gar nicht übersehen konnte. Ein kleiner, frischer Blumenstrauß steckte in einer Vertiefung zu Füßen der Christusfigur.
    „Kommen Sie", sagte Salvarez freundlich. „Sie auch, Senhorita. Er führte sie durch den großzügig angelegten Korridor ins Wohnzimmer. Fast die gesamte Längswand des Zimmers bestand aus Glas. Die Sicht reichte allerdings nur bis auf einen Kinderspielplatz im Innern der Quadra und an die Wände der gegenüberliegenden Gebäude.
    „Wohin haben Sie Senhorita Munoz gebracht?" wollte Dorian wissen.
    „Sie und Ricardo werden gemeinsam ins Leben zurückfinden", erklärte Salvarez.
    „Wer ist Ricardo?" fragte Coco verblüfft.
    „Mein Schwager. Er wurde heute morgen nach christlichem Brauch beerdigt, aber er blieb nicht in seinem Grab… "
    Coco und Dorian wechselten einen überraschten Blick. Ein Untoter? konnte der Dämonenkiller von ihren Lippen ablesen. Die Hexe versteifte sich unwillkürlich, suchte nach einer dämonischen Ausstrahlung. Ihr anschließendes Schulterzucken fiel zaghaft aus und zeigte ihre Unschlüssigkeit. „Führen Sie uns zu Ricardo!" verlangte Dorian.
    „Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind." Andre Salvarez klatschte in die Hände; nacheinander kamen die Männer und Frauen ins Zimmer, die der Dämonenkiller schon auf der Straße gesehen hatte. Jeder gehörte zur Familie. Sobald Salvarez sie vorgestellt hatte, verschwanden sie erneut im Nebenraum. Der schwere, süßliche Duft von Räucherkerzen haftete ihnen an.
    Dorian sah sich aufmerksam um. Das Wohnzimmer unterschied sich kaum von anderen brasilianischen Wohnungen, war vielleicht etwas komfortabler eingerichtet. Was auffiel, war die Vielzahl von Bildern, die Tapeten überflüssig machten. Auf den meisten Fotos wurden Familienangehörige abgebildet, dazwischen hingen jedoch die Porträts von Staatsmännern und Generälen. Zum Teil waren die Bilder aus Zeitungen ausgeschnitten und entsprechend vergilbt. Dorian erkannte Martin Luther King, Nehru und Gandhi. Die eigenwillige Galerie umfaßte sogar Farbdrucke katholischer Heiliger sowie naive Bilder indianischer Häuptlinge mit prächtigem Kopfputz.
    „Synkretismus in Vollendung", seufzte Coco. „Der Hausherr bewundert den Heiligen Christophorus ebenso wie Lazarus, Mahatma Gandhi und indianische Gottheiten."
    Ein helles Klingen weckte Erwartungen. Es erklang aus dem Nebenraum.
    Augenblicke später vermischte es sich mit einem Rasseln, das dem Geräusch einer angreifenden Klapperschlange ähnelte.
    „Cabaca", vermutete Coco. „Ein mit Kernen gefüllter Kürbis, der von Musikanten geschwungen wird."
    „Richtig", nickte Andre Salvarez. „Was Sie hören, sind unterschiedliche Instrumente, deren Klang die Götter anlocken wird."
    Die Fülle der Eindrücke, als sie den Nebenraum betraten, war schier erdrückend. Eine Wolke von Gerüchen schlug über Dorian und Coco zusammen. Rauch und der Duft von Kerzen vermischten sich mit den Ausdünstungen der Menschen, die sich - noch langsam - im Rhythmus der Musik bewegten. Fünfzehn Männer und Frauen waren auf ebenso vielen Quadratmetern versammelt.
    „Das ist Ricardo, der Glückliche, der nun ein zweites Leben beginnen darf." Salvarez deutete auf den Mann, der reglos und bis ans Kinn in weißes Leinen eingehüllt im Bett lag. Sein Gesicht war in der Tat bleich und eingefallen, als hätte er schon Tage im Grab zugebracht.
    Zu seinen Füßen kauerte Feodora Munoz, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in den Handflächen vergraben. Ihr Oberkörper wiegte sich im Takt der Musik, die nun hektischer und aufdringlicher wurde.
    „Ich spüre etwas, was nicht hergehört", raunte Coco dem Dämonenkiller zu.
    Das Agögo, aus zwei verschieden großen Glöckchen bestehend, die mit einem Metallstab angeschlagen wurden, erklang ununterbrochen. Jemand begann zu singen. Füße stampften, begleitet von
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