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169 - Die Drachenmenschen

169 - Die Drachenmenschen

Titel: 169 - Die Drachenmenschen
Autoren: Dämonenkiller
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versahen, waren sie von mehreren wütenden Männern umringt. Einer deutete auf das Päckchen, das Dorian noch immer in Händen hielt. Dem Dämonenkiller war klar, daß sie ihn für den Frevler hielten.
    Einer der Brasilianer spie aus. In seiner Rechten blitzte ein Klappmesser. „Lump", fauchte er. „Es gibt nur einen Weg, die Götter wieder zu versöhnen…"
    Blitzschnell schätzte Dorian seine Chancen ab. Mit zwei oder drei der auf gebrachten Gegner hätte er es vielleicht aufnehmen können. Aus dem Haus kamen nun aber weitere Männer und Frauen, die ihn haßerfüllt anstarrten. Auf ein Kräftemessen durfte er es unter diesen Umständen nicht ankommen lassen. Er blickte Coco an, sie nickte verstehend. Wenn die Hexe mit Hilfe ihrer magischen Kräfte den Zeitablauf beschleunigte, konnten sie entkommen. Aber Coco würde schnell an die Grenze ihrer Kräfte stoßen. Erst der anstrengende Flug, und nun auch noch die schwüle Mittagshitze - alles zusammen mußte einfach zu viel sein.
    Für ihn selbst am überraschendsten, stellte Feodora sich schützend vor Dorian.
    „Er hat den Ebo nicht entweiht", rief sie. „Das waren andere. Er wollte alles wieder in Ordnung bringen."
    „Uns genügt, was wir sehen", zischte der mit dem Messer. „Geh aus dem Weg, Mädchen."
    „Seid ihr denn blind?"
    Der Mann packte Feodoras Handgelenk und zog sie an sich. Die Klinge in seiner Rechten blieb auf Dorian gerichtet.
    „Sie hat euch nichts getan", schnaubte der Dämonenkiller. „Also laßt sie los!"
    „Ihr vergeht euch am Falschen." Feodoras Stimme wurde schrill. „Exu, der Bote der Orixa und Gott der Kreuzwege, wird euch für eure Dummheit strafen." Gurgelnd brach sie ab, hing plötzlich schlaff im Griff des Mannes, der nicht wußte, wie ihm geschah.
    Das bunte Päckchen löste sich aus Dorians Händen und verharrte unmittelbar vor ihm in der Luft. Der Maiskolben platzte auf, verstreute seine Körner in alle Richtungen, während der blutige Hahnenkopf nach einer der Münzen pickte und mit ihr im Schnabel rasch in die Höhe stieg. Wer ihm hinterher blickte, wurde von der im Zenit stehenden Sonne geblendet.
    Als dann auch noch eine der Zigarren zu schweben begann und wie von Geisterhand geführt in Dorian Hunters Jackentasche verschwand, löste sich die Anspannung der Umstehenden in einem ehrfürchtigen Aufschrei.
    „Seid ihr noch immer blind?" keuchte Feodora. Schweiß perlte auf ihrer Stirn, sie atmete hastig und oberflächlich. Im nächsten Moment brach sie endgültig zusammen.
    Das folgende Schweigen hatte nichts Feindseliges mehr an sich. Es bedurfte einer Weile, bis die Männer und Frauen sich von ihrer Überraschung erholten.
    „Gott Exu selbst hat das Urteil gesprochen", stieß jemand abgehackt hervor. „Den Fremden trifft keine Schuld; Exu nahm unsere Gaben gnädig an."
    Vorsichtig trugen zwei Männer die bewußtlose Mulattin zum Eingang des nächsten Wohnblocks. Dorian konnte nicht erkennen, ob sie wirklich ohne Besinnung war oder nur die Erschöpfte spielte. Auf jeden Fall hatte sie es mit Hilfe ihrer schwachen telekinetischen Kräfte geschafft, die aufgeregte Meute zu besänftigen. Dorian fragte sich, ob die Brasilianer wirklich glaubten, daß ihr Gott der Kreuzwege eingegriffen hatte. Sie machten durchweg den Eindruck bessergestellter Bürger, die es kaum nötig hatten, sich irgendwelchen Kulten anzuvertrauen.
    „Ich bin Andre Salvarez." Einer der Männer, der dem gepflegten Äußeren nach durchaus ein höhergestellter Beamter oder leitender Angestellter sein konnte, trat auf Dorian zu. „Was geschehen ist, tut mir leid. Die Familie Almerante steht in Ihrer Schuld und bittet Sie und Ihre Begleiterinnen deshalb, ihre Gäste zu sein."
    Dorian nannte ebenfalls seinen Namen und stellte auch Coco vor. „Ich danke Ihnen, Senhor Salvarez. Aber sobald Senhorita Munoz wieder auf den Beinen ist, müssen wir uns leider verabschieden." „Wollen Sie uns beleidigen?"
    Dorian vollführte eine abwehrende Bewegung, während Coco drängend die Brauen hochzog. „Unser Flugzeug, Senhor", sagte er. „Es wartet leider nicht auf uns."
    „Nao entendo, ich verstehe nicht", erwiderte Andre Salvarez. „Sie können die Einladung nicht ausschlagen. War es nicht der Gott der Kreuzwege selbst, der Ihnen ein Teil seines Geschenks gab? Fordern Sie seinen Zorn nicht heraus; ein solcher Frevel würde Ihr Leben kosten."
    Ihm blieb keine andere Wahl, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Hatte Feodora gewußt, was sie tat, als sie ihm die
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