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169 - Die Drachenmenschen

169 - Die Drachenmenschen

Titel: 169 - Die Drachenmenschen
Autoren: Dämonenkiller
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wandte Dorian sich wieder zu Feodora um. „Haben Dämonen damit zu tun?"
    Die Mulattin zuckte mit den Schultern - ein wenig hilflos, wie es schien.
    „Du weißt, daß ich in Trance sehen kann, was an entfernten Orten geschieht. Ich habe mehrmals herauszufinden versucht, wo Lucio steckt, leider vergeblich. Und mit jedem Mal wurden die Schmerzen ärger, die mich hinterher quälten. Es gibt da ein Waldgebiet an der Grenze zwischen Para und Mato-Grosso, das mir verschlossen bleibt." Erneut warf sie einen flüchtigen Blick auf die Uhr. „Wenn ihr noch mehr von Brasilia sehen wollt, wird es Zeit, daß wir zum Taxi gehen."

    Auf der anderen Seite des Grünstreifens, der sich wie eine Schneise durch die Stadt zog, fuhren sie die Eixo Monumental zurück. Aber anstatt am Busbahnhof zu halten, bat Feodora den Fahrer, in eines der Wohnviertel einzubiegen. „Block Quadra 702 sul", sagte sie.
    Die viereckig erbaute Kirche Sao Joao Bosco in diesem Block war wirklich sehenswert. Die wie gefaltet wirkende Decke und die langen, schlanken Säulen waren in Weiß gehalten. Schlank wirkten auch die spitz zulaufenden dichtgereihten Mosaikfenster, die wandhoch mit sechzehn Blautönen gegliedert waren. Die Kirche verfügte wohl über das ergreifendste Farbenspiel Brasilias, denn je nach Sonneneinfall dominierte verschiedenes Blau.
    Dorian und Coco waren nicht die einzigen Besucher, die von dieser Pracht fasziniert wurden. Als sie die Stufen zum Altar hochstiegen, vernahmen sie vertraute englische Laute. Ein älteres Paar, an der Kleidung unschwer als Touristen zu erkennen, stieß fast mit ihnen zusammen.
    „Puh", machte Coco so leise, daß nur Dorian sie verstehen konnte. „Hast du gehört, was die alles zu beanstanden haben? Mit der Einstellung sollten sie lieber nicht nach Brasilien kommen." „Gehen wir", schlug die Mulattin vor, die den Touristen aufmerksam nachblickte. Das Taxi hatte sie schon vorhin weggeschickt, weil es bis zum Busbahnhof nicht weit zu laufen war. Die Sonne blendete, als sie das Blau der Kirche verließen. Kaum jemand hielt sich in den Grünanlagen der Quadra auf.
    Höchstens zwanzig Meter vor Feodora und ihren Begleitern gingen die Engländer. Der Zufall mochte es, daß sie denselben Weg eingeschlagen hatten.
    „Was hat er vor?" Coco stutzte, als der Mann in die Einfahrt eines der Wohnblöcke lief. Neben einer wild wuchernden Hecke bückte er sich und hob ein Päckchen auf, das in buntes Papier eingewickelt und mit bunten Bändern umschlungen war. Unschlüssig drehte er es zwischen den Fingern, begann die Bänder abzureißen. Was er seiner Frau zurief, war nicht zu verstehen. Dorian glaubte jedoch, das Wort Birthday zu hören. „Hoffentlich hält er das Päckchen nicht für ein Geburtstagsgeschenk", bemerkte er.
    „Der Mann soll sich und andere nicht unglücklich machen", stieß Feodora hervor. „Wenn er den Ebo entwendet, gibt es Ärger. He…“ aufgeregt begann sie mit beiden Händen zu winken, „lassen Sie das um Himmels willen liegen."
    Der Engländer stieß einen heiseren Aufschrei aus. Aber wohl nicht wegen der drei Zuschauer, die er erst jetzt bemerkte. Angewidert ließ er das Päckchen fallen, während seine Begleiterin sich entsetzt abwandte. Beide begannen zu laufen.
    „Soll ich sie zurückhalten?" fragte Coco.
    „Das ist nicht so wichtig", wehrte Dorian ab. Er hob das aufgebrochene Päckchen auf, dessen Inhalt nach Verwesung stank. Ein mit geronnenem Blut bedeckter Hahnenkopf kam zum Vorschein. Daneben lagen mehrere Kupfermünzen, ein vollständiger, noch in die Deckblätter eingehüllter Maiskolben sowie sieben teure Zigarren der Marke
Ouro de Bahia.
    „Eine eigenartige Mischung", stellte Coco fest. „Was soll damit bezweckt werden?"
    „Der Ebo gehört zum Yoruba-Kult und ist Bestandteil dessen fetischistischer Magie", sagte Feodora Munoz. Ihre bisherige Zurückhaltung schien mit einem Schlag gewichen zu sein, denn plötzlich sprudelte es nur so aus ihr heraus. Dorian registrierte die Veränderung in ihrem Verhalten mit Erstaunen.
    „… es geht immer darum, sich mit bösen Mächten zu versöhnen oder das Böse gar zu bannen", fuhr Feodora fort. „Die Ebos werden zumeist auf Straßenkreuzungen gelegt, denn die übelwollenden Götter sind stets die Herren der Kreuzwege und Toreingänge. Möglich ist aber auch, daß die Absender der magischen Päckchen auf diese Weise anderen Personen Schaden zufügen wollen."
    „Rian, Vorsicht!" Coco stieß den warnenden Ruf aus. Ehe sie es sich
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