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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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blieb Suko stehen, denn er hatte etwas entdeckt.
    Er zupfte mich an der Jacke und deutete nach rechts. Dorthin hatte er geschaut, und dann sah auch ich die Fußabdrücke.
    »Alles klar?«, fragte er.
    Ich lächelte und nickte. Wir waren auf dem richtigen Weg, wobei ein Weg nicht mehr zu erkennen war, denn der hohe Schnee hatte alles bedeckt. Uns war nichts anderes übrig geblieben, als über die Gräber zu gehen. Wir hörten keinen Laut. Die klare Luft war zu schmecken. Allerdings zog sich der Himmel im Nordwesten wieder zu. Da schob sich eine graue Platte heran, was uns nicht gefallen konnte. Auf dichtes Schneetreiben konnten wir gut verzichten.
    Ich steckte die Hände in die Taschen, um sie zu wärmen. Handschuhe hatte ich nicht übergestreift. Sie hätten mich beim Schießen behindert.
    »Bleiben wir zusammen?«, fragte Suko.
    »Ja, ich denke schon.«
    Suko dachte anders. »Es könnte besser sein, wenn wir uns trennen. Die Überraschung ist für sie größer, wenn wir plötzlich von zwei verschiedenen Seiten auftauchen.«
    Ich schlug einen Kompromiss vor. »Okay, wir trennen uns, wenn wir sie sehen.«
    »Einverstanden.«
    Es war alles gesagt worden. Obwohl wir kein genaues Ziel vor Augen hatten, wussten wir schon, wohin wir gehen mussten, und ich konnte nur hoffen, dass wir Jane Collins und auch den entführten Adam Goldman noch lebend vorfanden…
    ***
    Alles war anders geworden. So verrückt. So weit entfernt vom normalen Leben. Jane Collins lag rücklings im Schnee und wusste unter sich das Grab der drei Hexen.
    Sie schaute in die Höhe und wunderte sich darüber, dass sie noch die Augen bewegen konnte. Alles andere an ihrem Körper war erstarrt. Die Nackte hatte sie wieder mal voll erwischt. Sie hatte gewollt, dass Jane diese Haltung einnahm, und sie dachte nicht daran, dies zu ändern. Die Detektivin sollte auf dem Hexengrab liegen bleiben.
    Von Adam Goldman konnte sie keine Hilfe erwarten. Er stand unbeweglich wie eine traurige Gestalt vor dem Grab und bewegte sich nicht. Ob er auch paralysiert war, wusste Jane Collins nicht, es kam ihr jedenfalls so vor. Die Totengöttin blieb ebenfalls nicht stehen. Sie betrat das Grab, und Jane stellte sich darauf ein, dass sie sich mit ihr beschäftigen würde. Das geschah nicht. Sie umkreiste die Detektivin nur und hielt den Kopf gesenkt, damit sie ihr ins Gesicht schauen konnte. Dabei bewegte sie ihren Mund, sprach einige Worte, die wenig später in einen ungewöhnlichen Singsang übergingen, der Jane mehr als fremd vorkam. Sie konnte ihn auch nicht als eine Melodie bezeichnen, es war mehr ein Sprechgesang.
    Zuerst hatte sie sich dagegen gestemmt. Je mehr Zeit verstrich, umso stärker hielt sie der Singsang umfangen. Er kam ihr immer mehr wie eine Beschwörung vor, und das konnte Jane einfach nicht gefallen. Sie wurde davon beeinflusst, obwohl sie sich dagegen wehrte, aber sie hatte nicht die Kraft, das Fremde von sich zu weisen.
    Janes Wille verlor sich. Es war schlimm, sie musste erleben, dass sie zu einer anderen Person wurde. Das Gespür für ihren Körper veränderte sich. Jane lag auf dem kalten Schnee, der auch ihre Wangen berührte, aber eine Kälte war für sie nicht vorhanden. Eher eine Wärme, die dafür sorgte, dass der Schnee an ihren Wangen schmolz.
    Sie hielt die Augen krampfhaft offen, um etwas zu erkennen. Das war nicht mehr möglich, denn die Sicht verschleierte sich. Sie sah zwar die Nackte, doch der Körper schien sich vor ihren Augen aufzulösen, sodass nur ein grauer Nebel zurückblieb.
    Nur ihr Denken war nicht ausgeschaltet, und so stiegen ihr die Gedanken in den Kopf.
    Ich bin nicht mehr ich! Ich bin eine andere geworden! Ich spüre meinen Körper nicht mehr! Ich habe das Gefühl, zu sinken und gleichzeitig zu schweben… Das wusste sie. Damit beschäftigte sich Jane auch. Nur gelang es ihr nicht, sich aus diesem Gefängnis zu befreien und wieder sie selbst zu werden. Wenig später erwischte es auch ihr Bewusstsein. Das heißt, sie war nicht mehr in der Lage, eigene Gedanken zu fassen, weil sie von einer fremden Kraft übernommen worden waren.
    Im Kopf verspürte sie einen starken Druck, der sich immer mehr ausbreitete. Er übernahm alles bei ihr, und das, was sie als Menschen ausmachte, war einfach weg.
    Jane musste sich einer anderen Kraft überlassen. Da musste auch die Totengöttin keine Beschwörungen mehr von sich geben. Sie hatte das erreicht, was sie wollte. Jane Collins war in ein tiefes Loch gefallen. Nur nicht mit ihrem Körper. Der
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