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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer
Autoren: C.J. Cherryh
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    Die Maschine senkte sich und schwebte, einen engen Bogen fliegend, auf das nördliche Rollfeld ein. Bren Cameron kannte den Anflug auf Shejidan mit geschlossenen Augen.
    Und seine Augen waren geschlossen. Die Schmerzmittel taten ihre Wirkung. Mit dem letzten Blick nach draußen hatte er über der Straße von Mospheira eine geschlossene Wolkendecke liegen sehen.
    Ein Arm in der Schlinge, zahlreiche Prellungen. Unfallchirurgie.
    Am Morgen – es war doch an diesem Morgen gewesen, wie er sicher zu sein glaubte, denn so sehr konnte sein Zeitgefühl doch wohl nicht durcheinandergeraten sein –, am Morgen hatte, als er aufwachte, nicht etwa seine Mutter oder Barb am Bett gesessen, sondern ein Beamter des Auswärtigen Amtes… Himmel, was er durch den zu hören bekommen hatte, war ihm zur Hälfte wieder entfallen. Der hatte irgendwas von einer dringenden Unterredung gesagt, davon, daß der Aiji ihn schnellstens persönlich zu sprechen wünschte, und zwar wegen einer Sache, die keinen Verzug duldete. Dabei hatte Bren gehofft, daß alles geklärt sei, daß er sich in Ruhe würde erholen können. Tabini hatte ihm deswegen Urlaub gegeben und ihn nach Hause geschickt, damit er sich dort von seinen eigenen Ärzten behandeln lassen konnte.
    Doch die Krise war offenbar längst nicht überwunden; seine Kollegen hatten ihn über die Situation auf dem Festland nicht hinreichend aufgeklärt, was aber kaum verwundern konnte, da, wenn es um innere Angelegenheiten ging, zwischen der Regierung auf Mospheira und dem Aiji in Shejidan nur wenig Austausch stattfand, und wenn überhaupt, dann nur in seinem Beisein.
    Er fragte sich, wer Tabinis Ersuchen um seine Rückkehr übersetzt und weitergeleitet hatte. Auf jeden Fall war der Ruf aus Shejidan so dringend formuliert worden, daß man auf Mospheira den Eindruck hatte, es ginge um Leben und Tod.
    »Mr. Cameron, erlauben Sie, daß ich die Ablage hochklappe.«
    »Danke.« Es war das allererste Mal, daß er eine Schlinge trug. Er fuhr Ski, und zwar recht verwegen, wenn er Gelegenheit dazu hatte. Mit seinen siebenundzwanzig Jahren hatte er schon zweimal an Krücken gehen müssen. Aber ein kaputter Arm war eine ganz neue Erfahrung, sehr behindernd für ihn, der viel am Schreibtisch zu arbeiten hatte.
    Die Ablage war hochgeklappt und verriegelt. Der Flugbegleiter half, die Rückenlehne in Normalstellung zu bringen, und legte die beiden Teile des Gurts zurecht. Er hätte sie ihm auch angelegt, denn mit einem von der Schulter bis zur Hand eingegipsten Arm und der bandagierten Brust fiel ihm, Bren, jede Bewegung schwer. Doch sich anzuschnallen schaffte er auch selbst – bei seiner momentanen Unbeholfenheit immerhin ein kleiner Erfolg.
    Er bereute es nun, auf das Schmerzmittel nicht verzichtet zu haben; daß es so stark war, hatte er nicht gewußt. Er könne die Tabletten ohne Bedenken nehmen, war ihm gesagt worden, und er hatte geglaubt, sie nötig zu haben, um vor dem Abflug noch schnell noch ein paar wichtige Sachen im Büro erledigen zu können.
    Und erst jetzt, im Anflug auf die Hauptstadt, war er wieder wach geworden.
    Hoffentlich, dachte er, war seinen Kontaktleuten bekannt, wann er eintreffen würde. Aus Mospheira kamen täglich mehrere Maschinen, die aber brachten jeweils nur Fracht. Er saß wie immer, wenn er diese Strecke flog, vorn in einer kleinen Kabine mit Fenster, in der für gewöhnlich leicht zerbrechliche, medizinische Güter transportiert wurden. Das Abteil hatte zwei Sitze, eine kleine Getränkebar und eine Mikrowelle. Mehr war nicht nötig für den Personenverkehr zwischen Mospheira und Shejidan, denn diese Reise unternahm regelmäßig nur ein einziger, nämlich er, der Paidhi-Aiji.
    Der überaus streng bewachte Paidhi, der nicht nur als Dolmetscher fungierte, sondern auch als Koordinator für technische Forschung und Entwicklung sowie als Vermittler zwischen Shejidan und der Insel von Mospheira, wo die Menschen lebten.
    Das Fahrwerk war draußen.
    Die Maschine tauchte ein in den dichten grauen Wolkenteppich. Turbulenzen machten sich bemerkbar.
    Scheußliches Wetter. Flackerndes Blitzlicht fiel auf die Tragfläche. Der Flugbegleiter hatte erwähnt, daß es in Shejidan regnete. Von einem Gewitter war in der Vorhersage nicht die Rede gewesen. Bren hoffte, daß man ihn mit einem Wagen vom Flughafen abholen würde.
    Regenwasser strich am Fenster entlang; dunkle Wolkenmassen versperrten den Blick. An einem Tag wie diesem war er in Malguri angekommen. Wann? Vor einer
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