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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer
Autoren: C.J. Cherryh
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Woche oder zehn Tagen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, und seitdem war alles anders.
    Die Welt der Atevi stand kopf – wegen eines Raumschiffs, das am Himmel aufgetaucht war und jetzt den Planeten umkreiste. Die Atevi mußten natürlich annehmen, daß das Schiff den Menschen willkommen war, und sie hatten allen Grund zur Sorge – nachdem es sich hundertachtundsiebzig Jahre lang nicht hatte blicken lassen.
    Aber auch die Menschen, die vor hundertachtundsiebzig Jahren von diesem Schiff ausgesetzt worden waren und seitdem auf Mospheira lebten, selbstbestimmt und zufrieden mit ihrem Los – auch sie reagierten bestürzt auf die Rückkehr des Schiffs, denn es brachte all ihre Pläne durcheinander und störte den Frieden mit den atevischen Nachbarn, der nach Kämpfen und jahrzehntelangen Bemühungen endlich zustande gekommen war und beiden Seiten zum Vorteil gereichte.
    Es war nur allzu verständlich, daß der Aiji von Shejidan, der Herrscher des Westbundes, dringend zu wissen verlangte, was zwischen diesem Schiff und der Bodenstation auf Mospheira kommuniziert wurde.
    Auch der Paidhi wollte darauf eine Antwort haben. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sich anscheinend etwas zugetragen, das seine Anwesenheit in Shejidan dringender denn je erforderlich machte. Aber weder vom Präsidenten noch vom Außenministerium war ihm eine Erklärung mit auf den Weg gegeben worden, und er wußte nicht, was er dem Aiji sagen sollte. Er wußte nur eines, und das mit Bestimmtheit: Der Konflikt zwischen Atevi und Menschen drohte zu eskalieren. Schon einmal war es aufgrund von falschverstandenen Absichten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Daß es dazu nicht noch einmal kam, dafür setzte er sich ein. Doch im Alleingang konnte er die Sicherheit der Menschen auf Mospheira nicht gewährleisten, das war ihm bewußt – so auch die Kehrseite seines Amtes als Paidhi: Fehler seinerseits hatten der Möglichkeit nach katastrophale Folgen.
    Zur Katastrophe käme es, wenn der Aiji von Shejidan seine Macht verlöre und der Westbund auseinanderbräche.
    Es fehlten nur noch ein paar Tropfen, die das Faß zum Überlaufen brächten, eine unbedachte Funkmeldung von Mospheira oder ein atevischer Hitzkopf mit Flinte – wovon es nach Brens Geschmack viel zu viele auf dem Festland gab. Mit Jagdgewehren wurde in ländlichen Gebieten dafür gesorgt, daß Essen auf den Tisch kam. Während die Kinder der Menschen auf Fahrrädern zu strampeln übten, lernten gleichaltrige Atevikinder mit dem Schießprügel umzugehen, was die meisten von ihnen schließlich verdammt gut beherrschten. Manche ließen sich später als Assassinen ausbilden, zu lizensierten Vollstreckern privater Fehden, die auszutragen in der atevischen Gesellschaft durchaus legitim war.
    Und falls Tabini-Aiji von der Macht verdrängt und der Bund in sich zerfallen würde, wäre es um die Ordnung im Land geschehen. Es gab etliche Provinzen, aber keine Grenzen. Markierungslinien auf Landkarten waren für Atevi ohne jede Bedeutung, denn es wurde nicht nach territorialer Zugehörigkeit unterschieden, sondern nach Mitgliedschaft in Verbänden, die zu komplexen Strukturen miteinander verwoben waren.
    Aber nicht nur in dieser Hinsicht war die Welt jenseits von Mospheira völlig anders als die menschliche Gesellschaft, und wenn die Zentralmacht in Shejidan, die sich im Laufe von fast zweihundert Jahren gebildet und Hunderte kleiner atevischer Verbände in ein funktionierendes Gemeinwesen integriert hatte – wenn diese Macht zerbräche, würde er, der Paidhi, persönlich dafür verantwortlich gemacht.
    Die Maschine tauchte unter den Wolken weg. Die Wasserschlieren am Fenster verzerrten den Blick auf die Ausläufer der Stadt mit ihren flachen, ziegelgedeckten Häusern, deren Lage und Ausrichtung zueinander nach magisch-geometrischem Kalkül festgelegt worden waren.
    Die Landeklappen wurden ausgefahren, als sich die Maschine dem riesigen Regierungssitz näherte, dem Bu-javid, auf dem höchsten Hügel am Stadtrand gelegen, umgeben von zahllosen Hotels und Pensionen jeder Kategorie. Ein Meer von Neonlichtern glitzerte durch grauen Dunst.
    In diesen Hotels wurde die atevische Demokratie sinnfällig. Während der regelmäßig stattfindenden Audienztage zu Hofe logierten hier die Bittsteller, zumeist einfache Leute, die darauf warteten, dem Herrscher des weltweit größten Bundes ihr Anliegen persönlich vortragen zu können.
    Wenn die Legislative zusammentrat, bewohnten die gewählten
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