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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer
Autoren: C.J. Cherryh
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Abgeordneten des Hasdrawad dieselben Hotelzimmer. Sogar die Tashrid-Vertreter, jene in den Adelstand erhobenen Mitglieder des Oberhauses, hielten sich hier zusammen mit ihren Dienern und Leibwachen auf, Tür an Tür mit Geschäftsleuten, Bauarbeitern, Numerologen und Fernsehjournalisten.
    Wegen der jüngsten dramatischen Vorfälle, die den Bund erschütterten, waren die Hotels zur Zeit allesamt überfüllt. In den Restaurants herrschte ein Tohuwabohu. Ausschüsse tagten. Sowohl im Hasdrawad als auch im Tashrid ging es hoch her. Bittsteller belagerten die Büros der zahlreichen Sekretäre des Aiji und ersuchten um eine Sondererlaubnis für eine Audienz aufgrund irgendwelcher dringlichen Angelegenheiten. Spezialisten, fanatische Numerologen und verschrobene Wahrsager drängten sich in den Hallen des Bu-javid. Nach atevischem Glauben ließ sich nämlich das Universum durch Zahlen restlos beschreiben, durch Zahlen, die Glück oder Unglück verhießen, zum Segen gereichten oder ein Verhängnis heraufbeschworen; und es gab Tausende verschiedener Ansätze zur Berechnung solcher Zahlen, Ansätze und Theorien, die alle gleichermaßen leidenschaftlich und mit absoluter Gewißheit vertreten wurden.
    Ein Wunder, daß dennoch meistens vernünftige Entschlüsse gefaßt wurden.
    Die Landebahn kam in Sicht. Bren sah Lagerhallen und Fabrikanlagen unter der Tragfläche dahinfliegen, Schornsteine und Asphaltflächen, auf denen das Wasser stand, Lüftungsinstallationen und dann das aus Kies anlegte überdimensionale Logo der Firma Aqidan Sanitär, die Türme von West-Montan und das Dach von Patanandi-Aerospace – das waren für ihn, wenn er von Mospheira zurückflog, die Wahrzeichen Shejidans.
    Seltsam, daß er sich freute, sie zu sehen, daß die Hauptstadt für ihn eine Art Zuflucht geworden war.
    Auf Mospheira hatte er nicht einmal seine Mutter besuchen können. Sie war auch nicht ins Krankenhaus gekommen. Als er eingeliefert worden war, hatte er sie sofort angerufen. Insgesamt hatte er drei Anrufe machen können, bevor er, von Schmerzmitteln betäubt, eine Untersuchung nach der anderen über sich ergehen lassen mußte. Er erinnerte sich vage, mit ihr gesprochen und ihr gesagt zu haben, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauche; es sei auch nicht nötig, daß sie den weiten Weg auf sich nähme, um ihn zu besuchen. Aber insgeheim hatte er doch gehofft, daß sie kommen würde, vielleicht um ein bißchen mütterliche Fürsorge zu demonstrieren.
    Er hatte auch Bruder Toby angerufen, der mit seiner Frau an der Nordküste lebte. Toby hatte gesagt, daß er zuversichtlich sei, daß es ihm, Bren, bald wieder besser ginge, und er habe Verständnis dafür, daß er als Paidhi nicht über das reden könne, was geschehen ist, und darum wolle er auch nicht weiter nachfragen. Das war’s.
    Schließlich hatte er noch Barb angerufen. Sie würde bestimmt ins Krankenhaus kommen; daran war für ihn nicht zu zweifeln. Doch sie war offenbar nicht zu Hause gewesen; also hatte er ihr eine Nachricht aufs Band gesprochen: Hallo, Barb, glaub nicht, was du in den Nachrichten über mich hörst; mir geht’s gut. Hoffentlich sehen wir uns noch, bevor ich wieder weg muß.
    Und als er nach der Operation wieder aufgewacht war, hatte nicht etwa Barb an seinem Bett gestanden, sondern ein Beamter des Auswärtigen Amtes. Na, wie fühlen Sie sich, Mr. Cameron? hatte der gefragt.
    Und: Wir hoffen, daß Sie bald wieder fit sind…
    Danke, hatte Bren geantwortet.
    Was hätte er sonst sagen sollen? Danke für die Blumen?
    Das Fahrwerk setzte auf. Er starrte zum Fenster hinaus auf einen aschfarbenen Himmel, auf die regennasse Betonpiste und das Terminal, den einfallslosen Kasten, der sich von dem Flughafengebäude auf Mospheira kaum unterschied.
    Während er im Krankenhaus gelegen hatte, war sein Computer von Experten der nationalen Sicherheitsbehörde in Beschlag genommen worden. Wahrscheinlich hatten sie alle Files durchstöbert, auch seine persönlichen Briefe, Redenotizen und lexikalischen Einträge. Aber für eine gründliche Sichtung hatten sie wohl kaum Zeit genug gehabt. Bren war sich im klaren darüber gewesen, daß er bald nach Shejidan zurückgerufen würde, und doch hatte er gehofft, zumindest einen Tag lang in der Sonne liegen zu können.
    Aber allem Anschein nach hatte sich die Krise zugespitzt. Nur wenige Stunden nach der Operation war er von Sicherheitsbeamten abgeholt und in sein Büro gefahren worden, wo man ihm seinen Computer zurückgab und eine halbe
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