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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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lag nach wie vor unbeweglich auf der Schneefläche. Sie trieb weg. In ihrem Kopf hatte sich eine fremde Macht ausgebreitet und deren Kontakt wurde intensiver.
    Plötzlich hörte sie Stimmen!
    Es waren keine echten Stimmen, denn niemand sprach hörbar mit ihr, und trotzdem hatte es eine Kontaktaufnahme gegeben.
    Frei, wir kommen frei…
    Man hat uns jemanden geschickt…
    Sie gehört zu uns…
    Sie hat einen Körper…
    Ich sehe ihn…
    Ich auch…
    Sollen wir…?
    Obwohl die Stimmen von der Modulation her fast gleich klangen, hatte Jane Collins doch herausgefunden, dass es bei ihnen Unterschiede gab, und so hatte sie feststellen können, dass es drei Geister waren, deren Stimmen sie vernahm. In diesem Grab lagen drei Hexen!
    Plötzlich war Jane wieder fähig, klar zu denken. Aber sie konnte nichts dagegen tun, nach wie vor schaffte sie es nicht, wieder selbst zu werden. Zudem hielt die Starre an, und wenig später wurde sie durch das helle Kichern oder Lachen abgelenkt.
    Es waren die drei Wesen, die sie auslachten und sich darüber freuten, dass sie gewonnen hatten.
    Sie wird uns aufnehmen…
    Klar…
    Und wann?
    Jetzt!
    Dann los, meine Lieben.
    Der letzte Satz war so etwas wie ein Startsignal gewesen. Jane Collins, die im Kopf recht klar war, erlebte so etwas wie einen Ansturm, der zuerst ihren Kopf erwischte. Jane kämpfte dagegen an, aber sie verlor, und sie hörte hin und wieder eine Stimme.
    Jetzt deutlicher, und sie hatte den Eindruck, als würde normal mit ihr gesprochen.
    »Sie gehört wirklich zu uns…«
    »Ja, ja, sie ist eine Schwester.«
    »Endlich. Wir haben darauf ja lange genug gewartet.«
    »Was ist schon die Zeit für uns? Was sind Körper? Sie sind verfault, aber unsere Seelen haben sie nicht bekommen.«
    »Dann sind wir wieder da?«
    »Ja, Schwester, ja. Und niemand ist darüber informiert. Die Schwester muss uns helfen. Sie ist unser Körper. Ich sage euch, dass sie uns helfen wird. Sie kann nicht anders…«
    Es waren die letzten Worte, denen ein regelrechter Jubelsturm folgte. Und Jane konnte nichts tun. Sie lag weiterhin flach auf dem Rücken und sah mehr tot als lebendig aus. Ihre Augen standen offen, ohne dass sie etwas sah. Auch die Geister bekam sie nicht zu Gesicht. Es hätten ja schwache Schatten sein können, was nicht der Fall war. Und so schaute sie weiterhin in eine graue Nebelwand hinein, in der sich keinerlei Konturen abmalten, obwohl die Totengöttin vor dem Grab stand und alles beobachtete.
    Intervallweise kam Jane Collins wieder zu sich. Die Starre löste sich auf. Die Hitze in ihr zog sich leicht zurück, und als sie versuchte, die Finger zu einer Faust zu schließen, da stellte sie fest, dass sie es auch schaffte. Der Strom der Kraft ließ sich nicht aufhalten. Für sie gestaltete sich dies mehr als Wahrnehmen ihrer Umgebung. Plötzlich konnte sie wieder normal sehen, und ihr fiel als erstes die Totengöttin auf, die ihren Platz vor dem Grab nicht verlassen hatte. Ihr Blick war gesenkt, damit ihr keine Reaktion der Detektivin entging. Als Jane Collins von dieser anderen Seite übernommen worden war, hatte sie so etwas wie Hitzestöße gespürt. Sie waren durch ihren Körper gejagt und hatten keine Stelle ausgelassen. Nun kehrte die Normalität zurück, und Jane Collins spürte deutlich, wo sie lag. Nicht in einem warmen Bett, sondern auf einem mit kaltem Schnee bedeckten Grab, und diese Kälte spürte sie an ihrer Haut. Ihre Hände waren nicht mehr zu sehen, weil sie sie in die kalte Masse gedrückt hatte. Das Gesicht war ebenfalls zur Hälfte im Schnee vergraben. Sie spürte die Flocken auf der Haut und sogar auf den Augenbrauen, wo sie zu Tropfen geschmolzen waren.
    Das Haar war nass, und sie merkte, dass die Kälte feucht durch ihre Kleidung kroch. Es wäre anders gewesen, wenn sie sich bewegt hätte, aber das war jetzt vorbei. Sie fand auch nicht von allein die Kraft aufzustehen, was die Totengöttin bemerkte.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, als sie nickte. »Wieder da?«
    Jane gab keine Antwort, denn sie wusste selbst nicht, ob sie sprechen konnte oder nicht, deshalb hielt sie sich zurück.
    »Hattest du Besuch?« Bei dieser Frage beugte sich die Nackte zu ihr hinab.
    Jane bewegte die Lippen. Sie brachte ein knappes »Ja«, hervor, mehr nicht, aber das reichte der grauen Hexe, die anfing zu lachen. Sie streckte Jane jetzt beide Hände entgegen, um ihr so vom Grab hoch zu helfen.
    Die Detektivin wollte nicht beweisen, wie toll sie war. Sie ließ sich
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