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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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Wer sie wirklich war, wusste Jane Collins nicht. Sie kannte nicht mal ihren Namen. Man konnte sie zu den Hexen zählen, aber nicht zu den normalen Menschen, denn auf ihrem Rücken wuchsen Flughäute, die sie ausbreiten und somit fliegen konnte.
    Dieses Wesen hatte seine Pläne eiskalt durchgezogen. Pläne?
    Über diesen Begriff stolperte Jane Collins. Sie hatte noch keine Antwort darauf gefunden. Vielleicht jetzt, auf diesem verschneiten Friedhof und vor einem Grab stehend, das als solches nicht zu erkennen war. Es spielte offenbar eine große Rolle in den Plänen dieser nackten Totengöttin.
    So richtig hatte sie sich nicht geäußert. Jane konnte sich nur auf ihre Vermutungen verlassen. Sie wusste jedenfalls, dass sie von dieser Person noch immer als Hexe angesehen wurde. Jane Collins selbst hätte sich nicht so bezeichnet, obwohl tief in ihrem Innern immer noch gewisse Hexenkräfte vorhanden waren. Die Nackte hatte Jane nicht grundlos entführt und sie in einer Gruft gefangen gehalten. Jetzt wartete sie darauf, dass man ihr die Augen öffnete. Die Totengöttin nickte kaum wahrnehmbar, bevor sie anfing zu sprechen.
    »Du, Jane Collins, wirst dafür sorgen, dass meine drei Schwestern aus ihrem Totenschlaf erwachen, um sich das zu holen, was ihnen zusteht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich nicht.« Jane hatte die Provokation bewusst ausgesprochen. Sie wollte der Totengöttin klarmachen, dass sie es nicht geschafft hatte, ihren Widerstand zu brechen.
    Die Nackte lächelte nur. Das, schwarze Haar lag dicht wie ein Schleier um ihren Kopf. Sie hob mit einer lässigen Bewegung die Schultern an und ließ ein leises Stöhnen hören.
    »Du kannst dich nicht weigern, Jane. Das ist unmöglich. Ich bin stärker als du. Hast du das vergessen?«
    Jane presste die Lippen zusammen. Nein, das hatte sie nicht vergessen. Es war ihr deutlich genug vor Augen geführt worden. Die Totengöttin hatte sie überwältigt und dafür gesorgt, dass Jane in den Zustand der Paralyse gefallen war. Für einen bestimmten Zeitpunkt hatte sie sich nicht bewegen können. In einer Gruft in der Friedhofserde war sie wieder zu sich gekommen, um danach zu diesem Grab gebracht zu werden. In Adam Goldman hatte die Unperson einen perfekten Führer gehabt.
    Jane wollte ihre Niederlage nicht eingestehen und antwortete entsprechend. »Es kann Zufall gewesen sein. Aber jetzt sind die Karten neu gemischt.«
    »Meinst du?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.« Das stimmte zwar, doch Jane fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Tief in ihrem Innern gab sie zu, dass hier eine Gegnerin vor ihr stand, die ihr überlegen war. Aber Jane wollte sich auch nicht kampflos ergeben. Das war einfach nicht ihr Ding, und auch die Provokation gehörte dazu. Angst um ihr Leben hatte sie nicht, weil sie wusste, dass die andere Seite sie noch brauchte.
    Die Totengöttin schwieg. Sie ließ Jane dabei nicht aus den Augen und machte den Eindruck einer Person, die noch darüber nachdenken musste, was sie tun sollte. Es war eine Täuschung.
    Sie wusste bereits Bescheid - und sie setzte ihren Plan sofort in die Tat um. Einen schnellen Schritt ging sie auf Jane Collins zu. Die wollte zurückweichen, aber damit hatte die andere Seite gerechnet. Der Griff war zielsicher und hart. Jane bekam ihre Hand nicht mehr rechtzeitig genug zur Seite. Ihr rechtes Gelenk wurde umklammert, und der Vergleich mit dem berühmten Schraubstock kam ihr in den Sinn. Sie warf sich nach hinten und zerrte auch ihren Arm zurück, was sie nicht schaffte, denn mit einem heftigen Ruck wurde sie nach vorn geschleudert, musste zwangsläufig das Grab betreten - und prallte einen Moment später gegen den Körper der Totengöttin.
    Deren andere Hand spürte sie in ihrem Rücken. Es war ein harter Druck, der sie auf der Stelle bannte. Das Gesicht ihrer Gegnerin sah sie dicht vor sich, und es sah so aus, als sollte Jane im nächsten Augenblick einen Kuss bekommen. Das trat nicht ein, dafür erlebte sie etwas, das sie schon kannte. Die Paralyse erwischte sie erneut. Nicht so stark wie in der Gruft, aber sie war schon behindert und schaffte es nicht, sich von der Stelle zu bewegen. Von einem Moment zum anderen hatte sich ihr Denken und auch ihr Wahrnehmungsvermögen verändert.
    »Na, willst du noch immer so tun, als wärst du stärker als ich? Das kann ich nicht glauben.«
    »Schon gut, schon gut.«
    »Du wirst den Kontakt herstellen. Du wirst sie befreien. Ich glaube nicht daran, dass sie tot und
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