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1611 - Im Dschungel der Sterne

Titel: 1611 - Im Dschungel der Sterne
Autoren: Unbekannt
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Arbeitssessels.
    Die vertraute Stimme war eine Unmöglichkeit. Die Anwesenheit eines Fremdwesens an Bord der GECKO eine zweite. Aber all das verblaßte in der Bedeutung, denn dieses Wesen ...
    Selma Laron glaubte, in einen Spiegel zu sehen!
    Die 1,62 Meter große Gestalt mit den schlohweißen Haaren grinste sie frech an. Die schmalen Lippen zuckten, als ob sich das Wesen köstlich amüsierte. Eine perfekte Maske!
    Sie sah exakt so aus wie Selma!
    Der Kloß in Selmas Hals verwandelte sich in heiße Luft, die sie fauchend ausstieß. Ihr Ebenbild wich zurück und hielt sich abwehrend eine Hand vors Gesicht. „Muß das sein?" fragte Selma Laron Nummer II vorwurfsvoll. „So begrüßt man doch keinen Gast."
    „Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben." Allmählich fand die Frau ihre Selbstsicherheit zurück. „Wer bist du wirklich? Oder was?"
    „Ich sagte es doch schon", kam die Antwort mit genau der Stimme, die Selma selbst besaß. „Nenne mich Opa. Das paßt zu Oma. Und so nennen dich doch die anderen, die auf Butterblume nach Regenwürmern oder Krokodilen suchen. Und was die Einladung betrifft, so habe ich die selbst ausgestellt. Die Freiheit habe ich mir genommen. Ich habe auch etwas als Begrüßungsgeschenk mitgebracht. Du wirst sicher Verwendung dafür haben."
    Selma II holte aus einer Tasche der Kombination eine Mohrrübe hervor und reichte sie Selma I. „Die ist wohl für Gucky gedacht", vermutete die Ortungs- und Funkspezialistin. Erneut befiel sie die Unsicherheit, denn ein schrecklicher und zugleich verrückter Gedanke hatte plötzlich von ihr Besitz ergriffen.
    Der Kloß in ihrem Hals wuchs wieder. Sie hörte ein rasches Klappern und sah, daß es ihre eigenen Füße waren, die in schnellem Takt den Boden bearbeiteten. Irritiert löste sie ihre verkrampften Hände von der Sessellehne. Ein dicker Schweißtropfen löste sich von ihrer Stirn und lief kitzelnd über die Nase. Bevor er die Oberlippe erreichte, wischte sie ihn hastig ab. „Opa!" keuchte sie mühsam. „Du bist am Ende ..."
    „Still!" Ihr Ebenbild legte einen Finger auf die Lippen. Die andere Hand deutete an der Frau vorbei auf das Arbeitspult mit dem Bildschirm und der Darstellung eines Ausschnitts aus dem Yolschor-Sektor. Selma Laron blickte über die Schulter zurück.
    Die Lichtflecken der Sterne tanzten dort noch immer einen bunten Reigen. Es sah so aus, als sei der 3-D-Projektor nachhaltig gestört.
    Opa trat neben Selma. „Sieh hin!"
    Die Sterne formierten sich zu einem neuen Bild. Sie erstarrten. Selma kannte diese Konfiguration nicht, aber sie hatte den Eindruck, daß es sich auch jetzt um einen Ausschnitt aus dem zentrumsnahen Bereich der Milchstraße handelte, denn die Sterne standen ungewöhnlich dicht.
    Viele verschmolzen miteinander, aber das geschah natürlich nur auf der Abbildung.
    Automatisch drückte sie die Sensortaste für die Abspeicherung.
    Opa faßte an ihr vorbei und verstellte den Bildausschnitt. Die hellen Punkte sprangen nach vorn.
    Jetzt war nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Ausschnitts zu sehen. Dafür waren die Leerräume zwischen den Sternen nun deutlicher zu erkennen. „Was soll das?" fragte Selma Laron.
    Ihr Ebenbild lachte. „Das Bild, du, Gucky und die Karotte." Opa verfügte plötzlich über eine männliche Stimme.
    Als Selma ihr Ebenbild anstarrte, hatte dieses tatsächlich das Aussehen eines alten Mannes mit langen, weißen Haaren angenommen. „Da brat mir doch einer einen Storch!" entfuhr es der Frau. „Was ist das wieder für ein Hokuspokus?"
    „Weder Storch, noch Hokuspokus." Der Alte lächelte und hob in Lehrermanier mahnend einen Finger hoch. „Ihr kennt die Frist. Und der Plan muß eingehalten werden, Oma!"
    „Ich verstehe überhaupt nichts mehr!" Selma ließ sich kraftlos in den Sessel fallen.
    Vor ihren Augen tanzten die hellen Lichter der Projektion und zusätzlich die bunten, die ihr das eigene Bewußtsein vorgaukelte. In ihren Ohren rauschte ein Wasserfall, und der Kloß in ihrem Hals wurde zu einem Stein.
    Als sie den Sessel herumschwenkte, flog ihr Blick durch den kleinen Laborraum. Von ihrem Ebenbild oder dem weißhaarigen Alten war nichts mehr zu sehen. Sie atmete tief durch. „Spuk!" schimpfte sie. „Hirngespinste! Ich werde alt und fange an zu phantasieren.
    Affentheater!"
    Dann fiel ihr Blick auf die Karotte, die der Besucher ihr gegeben hatte. Sie mußte sie achtlos zur Seite gelegt haben. Nun nahm sie sie wieder in die Hand.
    Die Mohrrübe fühlte sich
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