Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Stirnrunzeln vertiefte sich noch, als er aufstand und sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Deirdre und Declan aufbaute. » Ich bin Gast in diesem Hause und will mich nicht aufdrängen, aber ich kann nicht mehr länger stillhalten. Ich muss Sie fragen: Warum sprechen Sie die ganze Zeit nur mit Señor Willis? Warum Sie entschuldigen sich nicht bei Lady Sarah? Sie ist doch Ihre Arbeitgeber, oder nicht? Sie haben ihr Vertrauen missbraucht.«
    » Ach, lass doch, Henrique«, sagte Sally leichthin. » Ich bin froh, alle Personalangelegenheiten meinem Cousin William überlassen zu können.«
    Schnell trat sie zu ihrem galanten Beschützer, nahm ihn am Arm und zog ihn zur Chaiselongue zurück. Doch sie hatte kaum einen Schritt getan, als sie abrupt stehen blieb, zum Fenster starrte, erschrocken aufschrie, eine komisch anmutende halbe Pirouette vollführte und sich hinter Henrique versteckte.
    Ich blickte ebenfalls zum Fenster, um herauszufinden, was sie so erschreckt haben mochte, und das Bild, das sich mir bot, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Peggy Taxman und die vier emsigen Mägde standen in Reih und Glied mit verschränkten Armen und ungläubigen Mienen vor dem Fenster und starrten Sally Pyne an.
    » Ach du lieber Himmel«, sagte Willis senior, » das Spiel ist aus.«

22
    »Du meine Güte, was ist denn in diese Frau gefahren?« Tante Augusta wandte den Kopf zu Henrique und blickte ihn mit einem anzüglichen Grinsen an. » Haben Sie sie etwa in den Hintern gezwickt?«
    Henrique blickte sie beleidigt an. » Señora, nie im Leben würde ich…«
    » Soll ich die Tür öffnen gehen, Sir?«, fragte Deirdre.
    » Nein, danke, Mrs Donovan. Ich werde mich selbst darum bemühen. Mr Donovan? Christopher?« Willis senior benutzte immer Kits Taufnamen, nie seinen Kosenamen. » Bitte holen Sie doch fünf Stühle vom Esszimmer und stellen Sie sie im rechten Winkel neben dem Platz meiner Schwiegertochter auf. Mrs Donovan? Ich glaube, wir benötigen noch eine weitere Kanne Tee. Bitte setz dich, Sarah, und versuch, deine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Lori, bitte halte den Mund. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Mit dem Zeigefinger bedeutete er den Gespenstern am Fenster, zur Haustür zu kommen, dann verließ er den Raum. Kit und Declan gingen Stühle holen, und Deirdre begab sich in die Küche. Henrique führte Sally zur Chaiselongue zurück. Ich hielt den Mund und schlurfte entmutigt zu meinem Stuhl.
    Es ist vorbei, dachte ich benommen. Die Fantasiewelt, die wir errichtet hatten, um Sallys Ehre zu retten, war dabei, in sich zusammenzustürzen, Sally würde als Betrügerin entlarvt werden und Henrique erfahren, dass die Frau, die er liebte, ihn hinters Licht geführt hatte. Und Sally würde es ein für alle Mal das Herz brechen.
    Sie würde Finch in Schimpf und Schande verlassen und ihre Marmeladen-Doughnuts und ihre entzückende Enkelin mitnehmen. Nur noch ein Tag länger, dachte ich, und wir hätten es geschafft. Tante Dimitys absurder und zugleich genialer Plan, der größte Akt der Irreführung, der je an den Menschen von Finch verübt wurde, wäre ums Haar geglückt, nur um kurz vor Schluss mit Pauken und Trompeten aufzufliegen.
    Nur vage bekam ich mit, wie Kit und Declan fünf Stühle aus dem Esszimmer neben mir aufreihten und sich dann wieder auf ihre Plätze setzten. Einige Zeit später kam Deirdre mit einem Teewagen zurück, der beladen war mit einem kunstvoll verzierten silbernen Teekessel und fünf weiteren Tassen. Eine Zeit lang sprach niemand etwas. Dann rutschte Tante Augusta auf ihrem Stuhl herum und reckte den Hals, als suchte sie etwas.
    » Wo ist Ernest?«, fragte sie nörglerisch. » Ins Bett gegangen vielleicht? So ein Spielverderber.«
    Allmählich fragte ich mich ebenfalls, wo Willis senior abgeblieben war, doch noch ehe ich meiner Sorge Ausdruck verleihen konnte, ging die Tür auf, und herein schoben sich die vier emsigen Mägde, gefolgt von Peggy Taxman. Und wie ein Schäfer, der seine störrischen Schafe vor sich hertreibt, bildete Willis senior die Nachhut. Wortlos bedeutete er den Neuankömmlingen, sich auf die Esszimmerstühle zu setzen, ehe er sich mit verschränkten Armen und ihnen zugewandt vor den Kamin stellte. Die Tatsache, dass er Pyjama und Morgenmantel trug, tat seiner Autorität keinen Abbruch.
    Zwar beäugten Elspeth, Opal, Selena und Millicent Frederick, den Familienstammbaum, Henrique und Tante Augusta mit unverhohlener Neugierde, aber sie schienen dennoch ungewohnt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher