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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
Autoren: Nancy Atherton
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schimmernde ovale Ornamente an den knorrigen Ästen der Eiche oder standen fest und solide zwischen den gekrümmten Wurzeln.
    Während Deirdre vom Kamin zurückwich, standen Willis senior und ich gleichzeitig auf und stellten uns davor, angezogen von dem außergewöhnlichen Kunstwerk wie Motten vom Licht. Die Namen Augusta und Frederick kamen in jeder Generation vor, aber mich interessierten weniger die Namen als die Gesichter. Nicht alle Mitglieder der Familie Fairworthy waren in dem Stammbaum porträtiert worden. Stattdessen hatte die Künstlerin eine Gruppe von männlichen und weiblichen Mitgliedern der Familie ausgewählt, die, wie ich vermutete, einen bedeutenden Beitrag zum Glück und Wohlstand der Familie geleistet hatten.
    » Unser Aufstieg begann im 14. Jahrhundert unter der Herrschaft Edwards III .«, erläuterte Tante Augusta. » Unser Wohlstand gründete auf der Schafzucht. Wir züchteten sie, schoren sie und spannen die feinste Wolle. Wie bauten Fabriken und exportierten Stoffe in aller Herren Länder. Wir haben uns nicht auf unserem Allerwertesten ausgeruht wie der raffgierige Adel. Wir waren hart arbeitende Kaufleute, die England zu dem machten, was es einst war: eine Weltmacht.«
    » Wunderbar«, murmelte Willis senior und besah sich eine Miniatur, die mit » Frederick Frances Fairworthy, Autor der Notizen zur Schafzucht« beschriftet war.
    Währenddessen reckte ich mich auf Zehenspitzen, um begierig den Detailreichtum der Frauenporträts einzuatmen. Die Künstlerin hatte viel Mühe darauf verwandt, akkurat die Mode der jeweiligen Epoche wiederzugeben. Die ausgetüftelten Hüte, juwelenbesetzten Haarnetze, der Saatperlenkopfschmuck und die gepuderten Perücken früherer Generationen der weiblichen Seite der Fairworthys standen in krassem Gegensatz zu der strengen und nüchternen Frisur der viktorianischen Matrone, deren Porträt am größten Ast der Eiche hing.
    Auch wenn die jeweilige Mode der einzelnen Frauen verschiedene Epochen erkennen ließ, sahen sich alle verblüffend ähnlich. Die Künstlerin hatte darauf geachtet, alle Gesichter aus dem gleichen Blickwinkel zu malen, wie um die Ähnlichkeit zwischen den Familienmitgliedern noch zu unterstreichen. Jede Frau hatte hohe Wangenknochen, eine starke, gerade Nase, geschwungene Lippen und mandelförmige Augen, und jede hatte einen auffallenden Schönheitsfleck in der Nähe des rechten äußeren Augenwinkels.
    » Mama hat ihn gemalt.« Tante Augusta betrachtete liebevoll den Stammbaum. » Sie hat auch die Namen geschrieben. Das war eine der Tätigkeiten, denen Frauen damals nachgingen– Handarbeit, Malen und Kalligrafie. Fleißige Hände sind glückliche Hände, pflegte Mama immer zu sagen.«
    » Ihre Mutter war eine begabte Künstlerin«, sagte Willis senior aus tiefster Überzeugung.
    » Papa nahm sie immer auf den Arm«, sagte Tante Augusta. » Weil sie jeder Vorfahrin ihre Gesichtszüge verliehen hat. Aber die Frauen der Fairworthys haben sich nun mal schon immer ähnlich gesehen. Das kommt von der Inzucht.« Sie gluckste fröhlich, während ihr Blick von Porträt zu Porträt wanderte, als würde sie sich nach langer Zeit wieder mit alten Freunden vertraut machen.
    Ich betrachtete ihr vom Feuerschein erleuchtetes Gesicht. Auch wenn ihre Haut ihren Schimmer verloren hatte, zeugte ihre Knochenstruktur klar und deutlich von ihrer Verwandtschaft mit dem Clan der Fairworthys, und als sie den Kopf zur Seite neigte, machte ich ein verblasstes Muttermal im Kranz feiner Fältchen an ihrem rechten Augenwinkel aus.
    Deirdre trat neben Willis senior.
    » Von alten Fotos weiß ich, dass ich fast genauso aussehe wie Tante Augusta in meinem Alter«, sagte sie. » Als sie mir erzählte, dass alle Gesichter in dem Familienstammbaum ihrem ähnelten, bekam ich Panik, weil ich wusste, dass sie dann ja auch mir ähnlich sahen.«
    » Deirdre hat Angst bekommen.« Declan stand auf und gesellte sich zu Deirdre, um schützend den Arm um ihre Schultern zu legen. » Sie hatte Angst, dass Sie die Ähnlichkeit bemerken und daraus schließen würden, dass Sie eine Fairworthy ist.«
    » Dann hätten Sie sich unweigerlich gefragt, warum ich nach Fairworth gekommen bin, ohne meine wahre Identität zu lüften. Und wären zu dem Schluss gekommen, ich hätte Hintergedanken.«
    » Die Sie ja auch hatten«, erwiderte Willis senior.
    Deirdre rang flehend die Hände. » Ja, aber wir hatten nie vor…«
    » Bitte verzeihen Sie, wenn ich mich einmische«, sagte Henrique. Sein
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