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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
Autoren: Nancy Atherton
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nachträglich mit Türmchen und kitschigen Ornamenten angereichertes Ausstellungsstück. Es war ein solides, respektables georgianisches Haus– klassisch und von vergleichsweise bescheidener Größe. Das Anwesen, das ich immer als hoffnungslose Ruine betrachtet hatte, entpuppte sich als verborgenes Juwel, das nur gründlich hatte aufpoliert werden müssen– wozu es einer beträchtlichen Summe alten Geldes bedurft hatte.
    Das Haus passte wie angegossen zu seinem neuen Besitzer. William Arthur Willis senior, der Patriarch einer alt eingesessenen wohlhabenden Bostoner Familie, war der Begründer einer ehrwürdigen Anwaltskanzlei, die sich bemühte, die bisweilen recht sonderbaren Wünsche begüterter Mandanten zufriedenzustellen. In eine reiche Familie geboren, hatte mein Schwiegervater das Vermögen im Laufe seiner beruflichen Karriere noch beträchtlich vermehrt. Nun, da er sich aus der Leitung der Kanzlei zurückgezogen hatte, wusste er nicht so recht, was er mit dem Geld anfangen sollte. Auch wenn er durchaus an die Annehmlichkeiten eines begüterten Lebens gewöhnt war, verabscheute er die Zurschaustellung von Reichtum. Wie das Haus, das er kürzlich erworben hatte, war auch Willis senior solide, respektabel und von unaufdringlicher Eleganz.
    Darüber hinaus war er ein treusorgender Familienmensch. Obwohl sich Willis senior ein viel größeres und weniger renovierungsbedürftiges Anwesen hätte leisten können, hatte er sich für Fairworth entschieden, weil es ihm ermöglichte, in der Nähe seines einzigen Nachkommens zu wohnen, eines Sohnes namens William Arthur Willis junior, der von allen nur Bill genannt wurde.
    Wie es der Zufall wollte, war Bill Willis mein Mann. Wir lebten mit unseren siebenjährigen Zwillingssöhnen Will und Rob und unserem schwarzen Kater Stanley in einem honigfarbenen Cottage, das sich behaglich zwischen die sanften Hügel und Flickenteppichfelder der Cotswolds schmiegte, einer ländlichen Gegend in den englischen Midlands. Ursprünglich aus Amerika stammend, waren wir vor fast einem Jahrzehnt nach England umgesiedelt. Unsere Söhne kannten sich besser mit Kricket als mit Baseball aus und feierten mit derselben Begeisterung den Guy Fawkes Day wie den vierten Juli.
    Da Bill und ich keinerlei Neigung verspürten, unsere kleine glückliche Familie zu entwurzeln, hatte Willis senior bei seiner Pensionierung beschlossen, in unserer Nähe neue Wurzeln zu schlagen. Fairworth House lag dreieinhalb Kilometer von unserem Cottage entfernt, eine Strecke, die Will und Rob leicht auf ihren grauen Ponys Thunder und Storm bewältigen konnten. Um sie zu häufigen Besuchen zu ermuntern, hatte Willis senior ebenso viel Sorgfalt bei der Renovierung des Stalls walten lassen wie bei der des Wohnhauses.
    Das nächstgelegene zivilisatorische Zentrum war Finch, ein kleines Dorf, das mit keiner nennenswerten Attraktion aufwarten konnte. Die umliegenden Farmer hielten die örtlichen Geschäfte am Leben, und hin und wieder verewigte ein Künstler auf der Durchreise eines der Gebäude. Aber nur selten verirrten sich Touristen in die gewundenen Gässchen von Finch, während Historiker seine Existenz völlig ignorierten.
    Dank seiner abgeschiedenen Lage widerstand Finch tapfer allen modernen Trends und bewahrte sich seinen dörflichen Charakter, wobei jeder Einzelne lebhaft– mancher vielleicht sogar mit übertriebenem Eifer– am Leben der übrigen Mitbewohner Anteil nahm. Mein Mann, der den europäischen Zweig der Anwaltskanzlei von seinem Hightech-Büro am Dorfanger aus leitete, hatte aus Erfahrung gelernt, dass er besser die Fenster schloss, wenn er vertrauliche Telefonate führte. Denn in Finch gab es immer jemanden, der zuhörte.
    Doch was Klatsch und Tratsch anbelangte, so hatte mein Schwiegervater in den vergangenen Monaten für ausreichend Stoff gesorgt. Da die Kieszufahrt nach Fairworth am südlichen Ende von Finch lag, konnten die Einheimischen hervorragend die Parade schwerer Baufahrzeuge mitverfolgen, die zu und von der Baustelle weg fuhren. Einige der Dorfbewohner spotteten über Willis senior, er stecke gutes Geld in einen maroden alten Kasten. Andere wieder fanden es ehrenhaft, dass er ein altes Gebäude wieder in seinem ehemaligen Glanz erstrahlen lassen wolle.
    Und wieder andere– eine kleine, aber mächtige Minderheit, die vorwiegend aus Witwen und unverheirateten Frauen reiferen Jahrgangs bestand– entpuppten sich als glühende Verehrerinnen meines Schwiegervaters und hielten seine Entscheidung,
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