Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Präsidentin sprang auf.
    »Der Submagister der Verstärkungsgruppe konnte kurz mit dem verletzten Sigluff Cainer Bergmann sprechen. Der will beobachtet haben, wie Herr Carter Loy Tsuyoshi den Peilsender aus dem Funkgerät des Kombirovers entfernte. Er hält es für möglich, dass es ihm gelungen ist, den Peilsender in die Kleidung des Erdmannes zu schmuggeln.«
    »Was für eine Umsicht!«, entfuhr es der alten Merú Viveca Saintdemar.
    »Doch was, bei den Monden, treibt ihn jetzt nach Elysium!?«, rief ihre Beraterin, Joshen Margou.
    »Er fühlt sich stark…«, mutmaßte Peer Roderich. »Er muss sich stark fühlen nach dem Sieg über die Exekutivgruppe.«
    »Ist er denn zu Fuß unterwegs?« Die Stimme der Präsidentin klang wie die einer Sterbenden. »Haben sie denn keine Aufklärer zur Quelle des Senders geschickt, Magister?«
    »Selbstverständlich habe ich das, Dame Ratspräsidentin…«
    Neronus Ginkgoson räusperte sich. »Der Erdmann und vermutlich auch seine Fluchthelfer sind in einem Transporter unbekannten Typs unterwegs…« Wieder ein Räuspern.
    »Vermutlich ein Prototyp von MOVEGONZ TECHNOLOGY…«
    Fragende Blicke trafen Ettondo Lupos und Isbell Antara.
    »Ausgeschlossen«, sagte der Ratsherr aus dem Hause Gonzales. »Und wenn es so wäre, hätte ich absolut keine Erklärung dafür…«
    ***
    »Endlich«, sagte eine Frauenstimme, als Matthew die Augen öffnete. »Was für ein Glück, dass Sie zu sich kommen. Wir haben Ihnen ein Gegenmittel gespritzt. Tut es noch sehr weh?«
    Aus irgendeinem Grund glaubte der Mann aus der Vergangenheit, sich in einem Fahrzeug zu befinden. Vielleicht lag es an den leichten Vibrationen der Unterlage, auf der sein geschundener Körper ruhte. War es ein zurück geklappter Sitz?
    Vielleicht lag es auch an dem fremden Frauengesicht über ihm, denn im ersten Moment hielt er den großen dunklen Fleck auf ihrer linken oberen Gesichtshälfte für eine Augenklappe und fühlte sich absurder Weise an den Kapitän eines Piratenschiffs erinnert.
    »Wer sind Sie?« Es tat verflucht weh: Sein Kopf schmerzte, in seinen Gliedern schnippelte jemand mit elektrisch geladenen Rasierklingen herum, und in seinem Magen köchelten mindestens drei Liter Fischöl vor sich hin. »Was wollen Sie von mir?« Er sah sich um: überall Nebel, schemenhafte Gestalten. Wenn er oft genug blinzelte, sah er jemanden, der ihn an Chandra erinnerte, und einen mit hunderttausend weißen Zöpfen beladenen Kopf, den er ebenfalls schon gesehen zu haben glaubte.
    »Ich bin Athena Tayle Gonzales. Man hat mich beauftragt, Sie vor den Häschern des Rates zu retten, Commander Drax. Wie sie sehen, ist uns das gelungen. Sie befinden sich an Bord eines Transporters aus dem hauseigenen Werk der Gonzales'. Man hat mich bevollmächtigt, Sie zur Zusammenarbeit mit uns einzuladen.«
    Im Hintergrund hörte Drax jemanden nörgeln, eine Frauenstimme natürlich. Von Verräter war die Rede und von falschem Spiel. Chandras Stimme, wenn er sich nicht täuschte.
    »Sie sind ein bisschen spät gekommen, finden Sie nicht?«, meinte Drax und richtete sich auf. Alles drehte sich, das heiße Fischöl stieg ihm die Speiseröhre hinauf. Er schluckte es einfach wieder hinunter. Chandra saß auf einer Bank im Hintergrund des Raumes. Rechts von ihr, an der Seitenwand, Windtänzer und seine Schüler. Der Baumsprecher sah aus, als hätte er ein halbes Röhrchen Diazepam mit billigem Rotwein heruntergespült.
    »Gonzales, Gonzales…«, murmelte Matt. »Sitzen Sie nicht in diesem Rat?«
    »In der Tat«, antwortete die Frau namens Athena. »Wir sind eines der fünf maßgeblichen Häuser auf dem Mars.«
    Mars, richtig – hier gab's keinen billigen Rotwein, natürlich nicht. Hier gab's aber genug Anlässe, billigen Rotwein zu benutzen – und schlagartig war die Erinnerung wieder da. Matt Drax stöhnte auf und ließ sich zurück auf die Liege fallen.
    »Ist es sehr schlimm, Commander Drax?«
    »Nennen Sie mich ruhig Maddrax, das tun alle. Und ja, es ist ziemlich schlimm. Etwas Wasser wäre jetzt nicht schlecht…« Jemand fummelte an seiner Liege herum. Plötzlich saß er aufrecht. Ein Trinkröhrchen schob sich zwischen seine Lippen. Er saugte Flüssigkeit in sich hinein und sah in fremde Gesichter.
    Nach und nach klärte sich die Welt um ihn herum wieder ein wenig auf. Das hatte allerdings einen entscheidenden Nachteil: Es warf eine Menge Fragen auf. »In was für einem Fahrzeug fahren wir? Und wohin? Was bedeutet es, mit Ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher