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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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aus der unterirdischen Anlage gekrochen war. Neronus Ginkgoson überbrachte die schlechte Nachricht dem Rat. Der hatte sich gerade zu einer weiteren Sitzung versammelt.
    Die Ratsmitglieder blieben zunächst stumm, so fassungslos waren sie. Einige sackten buchstäblich in sich zusammen, andere stützten die Stirn in die Hand, um ihre Tränen zu verbergen.
    Peer Rodrich Angelis stand auf und begann kopfschüttelnd um die Tafelrunde zu laufen. Merú Viveca Saintdemar drückte die gefalteten Hände an die Lippen und schloss die Augen. Die Präsidentin saß stocksteif auf der Kante ihres Sessels und starrte zwischen den ihr gegenübersitzenden Räten hindurch in eine Ferne, in der man ihr gerade die Diagnose einer tödlichen Krankheit zu diagnostizieren schien.
    So ging das fast eine Minute lang. Bis der Sicherheitsmagister das Schweigen brach. »Ich kann gut verstehen, wie Ihnen zumute ist, verehrte Ratsherren und Ratsdamen. Auch ich bin erschüttert. Doch ich muss uns alle zur Ordnung rufen: Wir sind verpflichtet zu handeln, Entscheidungen zu treffen, und die Zeit drängt.«
    »Danke, Magister«, sagte Isbell Antara Gonzales. »Sie haben vollkommen Recht. Sind denn die von Carter Loy Tsuyoshi angeforderten Trupps noch nicht bei der unterirdischen Anlage gelandet?«
    »Sie waren schon wieder auf dem Rückweg, weil Herr Carter Loy die Flüchtlinge ja gefunden hatte. Jetzt habe ich die Trupps selbstverständlich wieder zur Seenplatte geschickt. Sie müssten in diesen Minuten dort eintreffen.«
    »Konnte das Mitglied der Exekutivgruppe nähere Angaben darüber machen, was genau geschehen ist?«, wollte der Berater Ruman Delphis wissen.
    »Der Mann war verletzt und hatte Schmerzen. Entsprechend knapp fiel sein Meldung aus.« Ginkgoson gab den Bericht in Stichworten wieder. »Der Baumsprecher soll auf Herrn Carter Loy eingeprügelt haben wie ein Mann ohne Sinn und Verstand«, schloss er.
    »Wusste er womöglich schon, dass eine seiner Frauen…?«
    Die unabhängige Beraterin Eva Billy Vonsonne ließ die Frage unvollendet, doch jeder begriff, was die Medizinerin meinte.
    »Woher sollte er es denn erfahren haben?« Ephy Caleen Angelis winkte ab.
    »Habe ich es Ihnen nicht gesagt?« Alle Augen richteten sich auf die Präsidentin. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, wie gefährlich der Barbar von der Erde ist?« Cansu Alison Tsuyoshi sprach sehr leise, ihre Stimme zitterte. Der leere Platz neben ihr hatte etwas Beklemmendes – und verlieh jedem Wort der Präsidentin zusätzliches Gewicht. »Seinetwegen stehen wir wieder kurz vor einem Bruderkrieg. Er muss sterben.« In ihren Augen flackerte es. »Wir müssen ihn vernichten. Sofort.«
    »Und wie, verehrte Dame Ratspräsidentin?«, fragte Joshen Margou Saintdemar. »Dieser Maddrax ist gefährlich; wenn wir etwas gelernt haben, dann das.« Nicht einmal in dieser Situation konnte sie auf einen hämischen Unterton verzichten.
    »Wie sollen wir ihn vernichten, wenn nicht einmal eine bewaffnete Exekutivgruppe in der Lage ist, ihn einfach nur festzunehmen? Wir sind für eine solche Barbarei einfach nicht geschaffen!«
    »Machen Sie Vorschläge«, sagte die Präsidentin leise. »Ich warte.«
    Der Sicherheitsmagister zog sich in den Eingangsbereich zurück, weil ein Anruf seinen PAC aktiviert hatte.
    »Ich sehe nur eine Möglichkeit.« Peer Rodrich Angelis unterbrach seine unruhigen Kreise um die Tafelrunde und setzte sich wieder neben Ephy Caleen Angelis. Alle Augen richteten sich jetzt auf den zierlichen Mann mit dem weißen Haar, der intensiven Pigmentierung und den sanften Augen.
    »Wenn jemand den Erdmann besiegen kann…«, er blickte in die Runde, und ein harter Zug huschte über sein schmales Gesicht, »… dann nur ein anderer Erdmann.«
    Die Räte sahen einander verwundert an. »Wie meinen Sie das, verehrter Herr Peer Rodrich?«, fragte Ettondo Lupos Gonzales. »Woher sollen wir einen zweiten Erdmann nehmen?«
    »Ich spreche von Aiko Tsuyoshi«, präzisierte Peer Rodrich Angelis. »Ich spreche von dem Speicherkristall mit seinem Bewusstsein – und der Möglichkeit, dieses Bewusstsein in eine robuste und zugleich mobile Maschine einzuspeisen. Kurz: Ich spreche von einem Roboter mit der Mentalität eines Erdmanns. Man müsste den Datensatz natürlich ein wenig verändern, damit er unsere Befehle ausführt…«
    Der Sicherheitsmagister kam zurück zur Tafelrunde. Er wirkte äußerst beunruhigt. »Der Peilsender! Maddrax bewegt sich auf Elysium zu!«
    »Wie kann das sein?!« Die
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