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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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sich ein eigenartiges Ding durch den Wald. Äste brachen, Bäume bogen sich zur Seite, Laserstrahlen fegten ins Unterholz, schnitten eine Schneise hinein oder zerteilten umgestürzte Stämme.
    »Ein Arbeitsroboter«, staunte Chandra.
    »Mit dem Bewusstsein eines alten Freundes«, präzisierte Matt. »Naoki Tsuyoshi hatte es in einem Datenkristall gespeichert, und laut Ihrer Cousine wurde es auf Töten umprogrammiert!«
    »Er kommt direkt auf uns zu!«, rief die Männerstimme aus dem Cockpit. »Was hat er vor?«
    »Kommen Sie zurück, Maddrax!«
    Athena Tayle Gonzales winkte von der Cockpitluke aus.
    »Wir fahren weiter!«
    »Laufen wir«, flüsterte Schwarzstein. »Wenn das Ungetüm auf den Peilsender angesetzt ist, haben wir eine Chance.« Der Roboter, der einer gigantischen Spinne glich, war noch knapp zweihundert Meter entfernt.
    »Also gut…« Drax öffnete die Sauerstoffzufuhr seiner Maske bis zum Anschlag. »Versuchen wir's.« Er atmete einpaar Mal tief durch. »Los!«
    Sie spurteten ins Unterholz.
    »Commander Drax!«, rief Athena Tayle Gonzales.
    »Kommen Sie zurück! Man wird sie finden und verhaf-!«
    Ein Laserstrahl zischte aus dem Wald. Konzentrierte Energie, mit der ein Brechsteinschlepper ansonsten Felsbrocken schnitt, traf die Frau. Brennend stürzte sie aus dem Lukenrahmen zu Boden. Der Transporter feuerte zurück, die Luke schloss sich. Laserstrahlen fauchten durch das Gehölz, Rauch stieg auf, Bäume standen in Flammen…
    ***
    Sie erreichten den Stadtrand von Elysium an ungefähr der Stelle, wo sie Tage zuvor in den Wald eingedrungen waren.
    Sirenen heulten, drei Großraumgleiter schwebten über sie hinweg Richtung Wald. »Ein Löschgeschwader«, erklärte Chandra. Als sie zurückblickten, sahen sie eine Rauchwolke über dem Wald in den rötlichen Marshimmel steigen.
    »Weiter.« Windtänzer drängte zur Eile. Sie liefen ein paar hundert Meter an der Einfriedung des Raumhafens entlang und erreichten eine Straße, auf der öffentliche Schwebetaxen verkehrten. Chandra hielt eines der leeren Fahrzeuge an, sie stiegen ein. Die Frau wollte das Ziel in die Tastaturkonsole eingeben, Windtänzer jedoch hielt ihren Arm fest. »Halt, ich mache das.«
    »Glauben Sie etwa, ich fahre zum Rat?«, empörte sich Chandra. »Zu Leuten, die meinen Tod einkalkuliert haben?«
    Niemand antwortete ihr. Windtänzer gab die Koordinaten ein, die Magnetfeldkabine setzte sich in Bewegung. Vom Raumhafen weg ging es in die Industrieregion. Dort hielt das Taxi vor einem niedrigen Kuppelbau. Sie stiegen aus.
    Matthew betrachtete die verschlossene Kuppel. »Der Zugang zur Station?« Chandra nickte. »Wie kommen wir da rein?«
    »Lassen Sie mich nur machen.« Sie ging zur Tür des Kuppelbaus. »Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Regierung muss ich die Bahn hin und wieder benutzen. Ich habe einen Code.«
    Die Kuppeltür öffnete sie über einen Sensor, der die Struktur ihrer Handinnenfläche einlas und erkannte. Hinter dem Eingang ging es eine leicht abschüssige Rampe hinab zu einem spiralartig gewundenen Treppenhaus. Das führte über viel zu viele Stufen in ein Gewölbe und zu einem verschlossenen Schott. Hier musste Chandra auf einer bunten Tastatur eine Farbkombination eingeben.
    Das Schott öffnete sich und gab den Weg in eine acht oder neun Meter durchmessende Röhre frei, die sich nach beiden Richtungen im Zwielicht verlor. Über einen zwei Meter breiten Sims auf halber Höhe der Röhre liefen sie zu einer etwa hüfthoch aus dem Boden ragende Säule. Ein einziger Knopf befand sich auf ihr – Chandra drückte ihn. »Damit ruft man die Transportkapsel.«
    Drax streckte die Rechte aus – und berührte eine warme, unsichtbare Wand. Jetzt erst begriff er, dass innerhalb des Tunnels, in dem sie sich jetzt aufhielten, eine zweite Röhre verlief. Deren obere Hälfte bestand aus einem transparenten und deswegen nicht sofort sichtbaren Material, die untere aus hellem Metall.
    Von fern ertönte ein Summen, und ein Lichtschein näherte sich. Sekunden später hielt ein ungefähr sieben Meter langer, an der Unterseite flacher Ellipsoid in der Fahrtröhre. An die drei Meter hoch füllte er den oberen, durchsichtigen Teil der Röhre aus. Den unteren konnte man wegen der Metallwand nicht einsehen.
    Es zischte. Ein milchiger, ovaler Fleck entstand an der unsichtbaren Röhre; gerade so, als hätte sie jemand angehaucht. »Die Alten haben eine bis heute nicht entschlüsselte Technik entwickelt, um das Einströmen von Luft zwischen
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