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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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Marvin sich an Athena Tayle. »Sie haben Recht gehabt…«
    »Steuern Sie den Waldläufer im Schutz der Bäume so nahe wie möglich an die Gleiter heran, ohne dass man uns entdeckt.« Athena beugte sich neben dem Piloten über die Instrumentenkonsole. Um ihren Chefingenieur kümmerte sie sich nicht weiter, der Mann redete ihr einfach zu viel. Sie drehte sich nach Curd Renatus und seinen merkwürdigen Gefährten um. »Ihr Einsatz, meine Herren und Damen. Bitte ziehen Sie sich um.« Nacheinander schlüpften die vier Angesprochenen durch die Rundluke ins zweite Segment des Transporters.
    Barcon Petero manövrierte den Waldläufer zum Wasserfall, überquerte den seichten Fluss zweihundert Meter bevor er sich in den Kraterkessel ergoss, und steuerte sein Gerät dann in der Deckung von Bäumen und Büschen an der Flussböschung entlang Richtung See. Nach zwanzig Minuten stoppte er und stellte den Motor ab. »Hier muss ich halten, sonst hören sie uns. Außerdem wird die Deckung immer lichter.«
    »Wie weit noch bis zu Carter Loys Gleitern?«, wollte Athena wissen.
    »Exakt sechshundertachtzig Meter.«
    Athena Tayle ging zur Rückwand des Cockpitsegments und bückte sich durch die Luke ins zweite Segment hinein. Dort saßen Curd Renatus Braxton, der Mann, der sich Marsbone nannte, und die beiden Frauen mit den Kampfnamen Lill und Herzbruch. Sie trugen Kapuzenmäntel nach Art der Waldleute – gleicher Stoff, gleiche Farbe, gleicher Schnitt. Ihre Gesichter waren größtenteils mit Tüchern verhüllt. Curd Renatus hielt einen Neuronenblocker in den Händen, Herzbruch ein Schwert und Marsbone einen schwarzen Stock.
    »Schleichen Sie sich an, machen Sie die Wächter kampfunfähig, kapern Sie die Gleiter und versenken sie beide im See…«
    ***
    Windtänzer lag auf dem Boden ausgestreckt und drückte die Stirn auf das Gestein. Manchmal stöhnte er, manchmal seufzte er, manchmal stieß er einen Schrei aus und rief nach seiner toten Frau. Seine Schüler saßen rechts und links neben seinem Kopf und wagten ihn nicht zu berühren.
    Chandra lehnte über die Brüstung des Gerüstes und starrte in die finstere Kuppelhalle hinunter. Die Botschaft von Maya Joy hatte ihr alle Kraft geraubt. Mit den Baumseparatisten verband sie ebenso wenig wie mit dem grobschlächtigen Halbbarbaren oder dem Planeten, von dem er stammte. Und dennoch – Wohnbäume der Waldleute fällen? Ihre Bewohner demütigen? Sie verletzen oder gar töten? Zu so etwas durfte man sich einfach nicht hinreißen lassen. War das der Anfang eines neuen Bruderkrieges?
    Kalte Wut kroch durch ihre Adern. Wut auf Cansu Alison, weil sie ihr diesen widerlichen Auftrag aufgebürdet hatte. Und Wut auf ihren Berater Carter Loy, weil er sich grausam und unbeherrscht benommen hatte.
    Sie sehnte sich nach ihren Büchern zurück. Die Karten, die sie sich gelegt hatte, bevor sie zum Termin mit der Präsidentin gegangen war, standen ihr vor Augen: die Arbeitskarte, die Wechselkarte, die Todeskarte.
    Was sie als Folge ihres Auftrags hier mitmachte, war schlimmer als die mühsamste Arbeit. Und die Wechselkarte?
    Sie stöhnte laut. Konnte es denn jemals wieder so werden, wie es gewesen war, bevor sie diesem Maddrax begegnete? Und dann die Todeskarte… Chandra schlug die Hände vors Gesicht.
    Angst und bange wurde ihr.
    Von fern hallten Schritte durch die Gewölbegänge.
    Matthew Drax und der Bote von Maya Joy Tsuyoshi standen etwas abseits vom trauernden Baumsprecher und seinen beiden Schülern. Drax hatte die Schiffslampe an sich genommen, der Bote eine der beiden Stablampen. Immer wieder sahen sie zu Windtänzer, während sie flüsterten.
    »Wir müssen weg«, sagte der Mann namens Thor Leonas Angelis. »Sie können jeden Moment hier sein.« Doch alle Versuche, den Baumsprecher zum Aufstehen zu bewegen, schlugen fehl.
    Thor Leonas entpuppte sich als der Lebensgefährte eines langjährigen Ratsmitglieds. Von ihm erfuhr Matt, dass eine Frau und ein Halbwüchsiger gestorben waren, als eine
    »Exekutivgruppe« des Rates – offenbar eine Art Polizeieinheit – Wohnbäume der Windtänzer-Sippe fällte, um Informationen über seinen Aufenthaltsort und den des Baumsprechers zu erpressen. Die Frau war Windtänzers Lieblingsfrau und an Matts Entführung beteiligt gewesen, genau wie ihr Zwillingsbruder. »Man hält ihn in einem Lagerraum des Regierungsgebäudes gefangen«, berichtete Thor Leonas. Er ging zu dem Baumsprecher und seinen Schülern. »Bitte, Windtänzer – wir müssen weg von
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