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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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unterirdische Bahnstrecke?« Chandra machte eine erschrockene Miene. »Sie sind ja vollkommen verrückt…!«
    »Windtänzer…!« Eine Stimme hallte schaurig durch die Kuppel. »Commander Drax…!« Fast gleichzeitig erloschen die drei Lampen. Sie lauschten in die Dunkelheit. Schritte näherten sich, Atemzüge waren zu hören. »Ich bin ein Bote aus Elysium! Bitte schalten Sie die Lampen wieder ein…«
    Niemand reagierte.
    »Ich bin ein Freund! Ich bringe zwei Botschaften von Dame Maya Joy Tsuyoshi, für den Baumsprecher Windtänzer und den Erdmann Drax. Es ist dringend…!« Die Lampenlichter flammten wieder auf, Schritte klangen durch die Halle, das Leitergerüst knarrte und quietschte.
    Matthew stemmte sich hoch und folgte den anderen. Seine Beine waren wie aus warmem Blei. Die Gedanken flirrten in seinem Kopf.
    Das kann doch alles nicht wahr sein… Wie ist das nur möglich…?
    Als er die letzte Leitersprosse genommen hatte und wieder im Eingang der Tunnelröhre stand, wusste er nicht mehr, wie er nach oben gekommen war.
    »Mein Name ist Thor Leonas Angelis. Man hat mich beauftragt, zwei Botschaften zu überbringen, zwei schlechte Botschaften.« Der Bote war in einen Kapuzenmantel aus grobem, grau-grünen Stoff gehüllt; Stoff, wie ihn auch die Waldleute trugen. Er hatte einen blonden Kinnbart und schien noch relativ jung zu sein. »Ihr habt ein Fahrzeug benutzt, das ein Peilsignal aussendet, sobald man das Triebwerk aktiviert…«
    Windtänzer sprang zu Chandra, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Chamäleonnatter!«, fauchte er sie an.
    »Möge der Wald deine Pfade überwuchern!«
    »Nicht nur ich habe euch auf diese Weise gefunden«, sagte der Bote. »Auch der Präsidentinnenberater Carter Loy Tsuyoshi und der Submagister sind mit einer Exekutivtruppe unterwegs, um euch festzunehmen. Wahrscheinlich haben sie den Kombirover schon entdeckt.« Der Mann zog eine schwarze Blume aus dem Mantel. »Die zweite Botschaft gilt dir, Windtänzer. Die Häscher haben euch bei deiner Baumsiedlung gesucht. Alle deine Wohnbäume sind gefällt. Zwei Frauen aus deiner Sippe sind tot. Eine ist deine Gattin…«
    Für einen kurzen Augenblick schien die Zeit stehen zu bleiben. Niemand bewegte sich, niemand sagte etwas. Dann ließ Windtänzer seine Lampe fallen und warf sich bäuchlings auf den Boden. Sein Schrei stach wie ein Schmerz in Matts Trommelfelle, gellte durch die Tunnel und Gewölbe und wollte nicht mehr verstummen. »Rooooseeeen!«
    ***
    Die Türen waren unverschlossen, die Sitze noch warm. Carter Loy Tsuyoshi beugte sich in den Fußraum unter den Armaturen. Er öffnete eine Verblendung und löste eine Platine von einigen Drähten, um die Zündung des Fahrzeugs unbrauchbar zu machen. Vorsichtshalber. Unterhalb des kleinen Bordfunks klappte er die Verkleidung auf, zog den winzigen Peilsender aus dem Adapter und verschloss die Verkleidung wieder. Beides, Platine und Sender, steckte er in seine obere rechte Beintasche. Danach stieg er aus.
    »Durchsuchen Sie den Kombirover.«
    Zwei Exekutivmänner kletterten in das Fahrzeug, zwei suchten die Karosserie nach Spuren ab. Carter Loy Tsuyoshi verschränkte die Arme vor der Brust, ging ein paar Schritte Richtung Seeufer und blickte nachdenklich über das Wasser.
    Es fiel ihm schwer, seiner Enttäuschung Herr zu werden. »Was sagen Sie dazu, Herr Submagister?«
    Sigluff Cainer Bergman – er hielt sich wie meist einen Schritt rechts hinter dem Ratsherrn – wiegte seinen großen Kopf hin und her. »Drei Möglichkeiten. Erstens: Es handelt sich gar nicht um den Halbbarbaren und seine Fluchthelfer, sondern um Baumseparatisten, Wanderer oder Forscher, die das Fahrzeug zufällig gefunden und vorübergehend genutzt haben. In diesem Fall wären wir umsonst hierher geflogen. Zweitens: Es handelt sich um die Leute, die wir suchen, allerdings haben sie den Peilsender entdeckt, den Rover stehen lassen und sind zu Fuß weiter geflohen. In diesem Fall müssten sie sich noch in einem Umkreis von zwanzig Kilometern aufhalten. Und drittens: Das Fahrzeug steht hier, weil die Leute, die wir suchen, einen bislang unbekannten Grund hatten, ausgerechnet hierher zu fahren und den Kombirover zu verlassen. In diesem Fall bräuchten wir mehr Informationen über diese Region.«
    »Danke, Herr Submagister.« Carter Loy neigte den Kopf und nickte anerkennend. »Die erste Möglichkeit schließe ich aus. Es ist nicht üblich, ein Fahrzeug der Regierung zu benutzen, ohne zuvor wenigstens um
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