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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
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den weitläufigen Steinbruch verteilten. Das reichte nicht aus, um jedem einen Sitzplatz zu garantieren, aber selbst wenn sie nur das Gepäck und die Kranken aufluden, nahm ihre Marschgeschwindigkeit bereits erheblich zu.
    Da! Schon wieder eine Bewegung nahe des Krals!
    Diesmal erkannte Mr. Black, dass es sich um Radek und Sershant Hansen handelte. Seite an Seite schlichen die beiden ungleichen Männer, die längst wie echte Blutsbrüder handelten, bis an das aus rohen Stämmen gezimmerte Holzgatter. Dort verbargen sie sich, bis zum Zeichen des Angriffs, jederzeit bereit, sich auf die Rücken der domestizierten Tiere zu schwingen und mit ihnen gegen ihre eigenen Herren vorzugehen.
    »Sieht aus, als wären alle auf Position«, flüsterte Black.
    Navok nickte. Mehr war auch nicht nötig, schließlich hatten sie den Plan schon mehr als hundert Mal durchgekaut.
    Gemeinsam schoben sie sich vom Steilhang zurück, bis sie ungesehen aufstehen konnten.
    Hinter ihnen warteten etwa fünfzig ausgesuchte Männer und Frauen, allesamt schwindelfrei und mit langen Tauen versehen, an denen sie sich die Steilwand abseilen konnten. Außerdem hielt jeder von ihnen einen zehn bis zwanzig Kilo schweren Stein in Händen, den er zuvor im Gelände aufgeklaubt hatte.
    Auf Mr. Blacks Befehl hin traten alle vor und entledigten sich des Gewichts mit einem schwungvollen Wurf in die Tiefe.
    Sie konnten hören, wie die Brocken gegen die Felsen knallten und dabei loses Geröll mitrissen. Der Krach, mit dem die Lawine oberhalb des feindlichen Hauptquartiers niederging, war das Signal zum Angriff.
    Unter lautem Geschrei erhoben sich die eingesickerten Truppen aus ihren Verstecken, um die mit Schwertern und Peitschen bewaffneten Feinde niederzumachen. Die entstehende Verwirrung nutzend, seilte sich Blacks Truppe ab, während ihre Hauptstreitmacht das Gatter am Eingang der Schlucht überwand und zur Verstärkung heranstürmte.
    Mr. Blacks Magen gefror zu einem Klumpen Eis, bevor er sich mit gezogenem Schwert ins Getümmel stürzte. Er wusste, dass ihnen ein Tag voller Blut, Schweiß und Tränen bevorstand. Doch er wusste auch, dass es keine andere Möglichkeit gab, wenn er die ihm anvertraute Truppe heil nach Moska bringen wollte.
    ***
    Moska
    Die tägliche Inspektion des Lazaretts drückte Konstantin Fedjajewski aufs Gemüt, doch es hatte keinen Zweck, die Augen davor zu verschließen. Ein kaum hörbares Seufzen ausstoßend, blieb er inmitten der Betten stehen und ließ den Blick über die Reihen schweifen.
    »Wie viele Neuzugänge?«, fragte er.
    »Zwölf«, antwortete Agnes Kolenik, die das provisorische Hospiz leitete. Sie war zwar auf Forschung spezialisiert und keine praktizierende Ärztin, gehörte aber zu den wenigen einsatzfähigen Medizinern in Neu-Ramenki. »Damit haben wir einhundertvierundachtzig stationär aufgenommene Patienten. Dazu kommen all jene, die zuhause mit Fieber im Bett liegen.«
    »Nur einhundertvierundachtzig?« Fedjajewski sah sie missbilligend an. »Da fehlen doch vier.«
    »Das wollte ich gerade zur Sprache bringen.« Agnes Kolenik errötete. »Über Nacht gab es Tote zu beklagen.«
    »Infektionen?«, fragte der regierende Kommissar kurz angebunden.
    »Dreimal Lungenentzündung, einmal Windpocken«, gab die Medizinerin ebenso knapp zurück. »Unsere Medikamente haben leider nicht genügend angeschlagen, und die eigenen Abwehrkräfte waren zu schwach.«
    Fedjajewski nickte, denn die Antwort entsprach seiner Erwartung. Nur wenige Schritte von ihm entfernt legte eine Schwester gerade ein manuelles Pulsmessgerät ein. Neu-Ramenki konnte froh sein, dass sie noch ein paar von ihnen eingelagert hatten. Die digitalen Geräte lagen alle nutzlos in der Schublade.
    »Was glauben Sie? Wie wird sich die Lage weiter entwickeln?«
    Agnes Kolenik zuckte die Schultern. »Es ist unmöglich, eine verlässliche Prognose abzugeben. Mit unseren Medikamenten lässt sich zwar vieles abmildern, aber die Vorräte sind begrenzt. Die große Welle an Erkrankungen steht erst noch bevor.«
    Der Geruch von Schweiß und anderen Körperausdünstungen schwängerte die Luft. Ab und an klang leises Stöhnen auf, doch die meisten Patienten lagen still in ihren Betten. Manche schliefen, andere starrten apathisch an die Decke. Fast alle schwitzten, wegen des in ihnen wütenden Fiebers.
    »Wir brauchen das Serum, koste es was es wolle!«
    Konstantin Fedjajewski schlug klatschend mit der rechten Faust in die offene Hand. »Nur so werden genügend Bürger die Zeit
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