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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der entsetzliche Aufschrei ließ Rogier Pascal hochfahren. Seine Hand hieb auf die Lichttaste. Die Beleuchtung flammte auf und hüllte das Innere des Wohnwagens in grelle Helligkeit. Rogier brauchte einige Sekunden, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten, aber er wußte auch so, was ihn erwartete.
    Sorrya stand senkrecht auf dem Bett. Sie zitterte, und das Shorty klebte an ihrem schweißnassen Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissen, das Gesicht blaß und von Todesangst gezeichnet.
    Rogier schwang seinen gestählten Körper aus dem Bett. Mit ein paar raschen Schritten war er an Sorryas Lager, faßte zu, zog sie zu sich herunter.
    »Aufwachen, Sonny«, sagte er leise, aber eindringlich. »Wach werden. Du hast wieder geträumt!«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Rogier…? Aber du… Du warst weg! Wie komme ich hierher?«
    »Du mußt aufwachen«, wiederholte er. »Es war ein Traum, Schwesterchen. Ein böser, hinterhältiger Traum. Verstehst du? Du hast geschlafen.«
    »Ja…«, flüsterte sie, schüttelte sich und sah ihn an. »Rogier! Ich… Ich werde noch verrückt! Es war so… so wirklich! Ich kann nicht mehr unterscheiden, was wirklich ist und was Traum! Ich… kann nicht mehr auftreten…«
    »Natürlich kannst du«, sagte er leise. »Hör mal, du wirst dich doch nicht von einem Alptraum so fertigmachen lassen? Woher kommt dieser Traum überhaupt? Hast du irgend etwas gesehen?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie. »Ich weiß gar nichts. Nur, daß es jetzt das dritte Mal ist… Und jedes Mal so echt, daß ich es nicht mehr unterscheiden kann…«
    »Du mußt dich davon lösen«, verlangte Rogier.
    »Das sagst du so leicht.«
    Draußen hämmerten Fäuste gegen die Tür des großen Wohnwagens. Sorrya fuhr entsetzt zusammen und klammerte sich an ihrem Bruder fest.
    »Was ist passiert?« kam die Stimme von draußen. »Braucht ihr Hilfe, Freunde?«
    »Das ist Gryf«, flüsterte Sorrya.
    »Ich weiß«, knurrte Rogier. »Ich mag es nicht, wie er dir nachstellt.« Er rief nach draußen: »Alles okay, Gryf. Nichts ist passiert. Schlafen Sie ruhig weiter.«
    »Wie soll man da schlafen können, wenn es jede Nacht dieses verdammte Geschrei gibt? Ihr macht mir die Tiere wild!« rief ein anderer Mann. »Wenn das so weitergeht, sorge ich dafür, daß ihr vom Platz fliegt!«
    Mit einem Satz war Rogier an der Tür, riß sie auf und starrte den Mann neben Gryf an. »Ich schlage dir die Zähne ein und verfüttere dich an deine Bestien, verstehst du?« bellte er. »Mach, daß du zu deinen Viechern kommst und sie beruhigst.«
    »Markier hier nicht den wilden Mann«, knurrte der andere, aber er wandte sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Rogier sah noch Gryfs Augen im Sternenlicht aufblitzen, dann schmetterte er die Tür wieder zu und lehnte sich dagegen.
    »Ich will das alles nicht«, sagte Sorrya. »Es wird noch Mord und Totschlag geben, und das alles meinetwegen. Vielleicht sollten wir doch in ein Hotel ziehen, wenigstens vorübergehend.«
    Rogier antwortete nicht.
    Sorrya zerrte sich das nasse Shorty vom Leib und tappte zur Duschzelle hinüber, um sich den Schweiß vom Körper zu spülen. Rogier ging zur Kühlbox, holte eine Flasche Fruchtsaft heraus und füllte zwei Gläser. Mit einem in der Hand warf er sich auf sein Bett und überlegte, während aus der Naßzelle das Prasseln des Wassers erklang.
    Seit drei Tagen gastierte der Zirkus hier in diesem kleinen Ort, und noch fünf weitere sollte er bleiben. Dann würde das Zelt wieder abgebrochen, und es ging zweihundert Kilometer weiter nach Norden. Zwei Tage abbauen, zwei Tage aufbauen, einen Tag für die Fahrt. Rogier schüttelte den Kopf. Kaum Zeit, die neue Nummer einzustudieren, die ihm schon seit Wochen im Kopf herumspukte.
    Das Duo Pascal… Hochseil- und Trapezartistik kombiniert. Das war bisher, und die Nummer kam gut an. Aber Rogier wußte - ebensogut wie seine Schwester, daß sie sich über kurz oder lang totlaufen würde. Man mußte immer wieder etwas Neues bringen, sonst kam man schneller wieder aus dem Geschäft, als man hineingekommen war.
    Das Prasseln dauerte an. Rogier Pascal merkte nicht, daß er einschlief, obwohl er wachbleiben wollte, um noch ein wenig mit Sorrya über den Traum zu sprechen. Der mußte doch einen Hintergrund haben. Seit den drei Tagen, in denen der Zirkus hier gastierte, hatte Sorrya diesen Alptraum vom Todessturz!
    Aber eine lähmende Müdigkeit griff blitzschnell nach Rogier, ohne daß es ihm noch bewußt wurde.
    Er schlief wie
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