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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
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noch weitaus mehr gestorben, doch auch so raffte es vierzig Prozent der Bunkermenschen dahin. Arne Hansen, der hoch gewachsene, starke Sershant aus Neu-Ramenki, gehörte zu ihnen.
    Der Grad der Resistenz war niemandem anzusehen. Allein die Krankheiten entschieden, wer leben durfte und wer sterben musste.
    Im Laufe der nächsten Wochen und Monate kehrten zahlreiche Andronenreiter heim, die ihre steinerne Ladung in weit entfernte Städte verkauft hatten. Statt neuer Ware erhielten sie nun ein Stück scharfen Stahl zwischen die Rippen.
    So wuchs das Heer der Reittiere, das ihnen allen zur Verfügung stand, im gleichen Maße, wie sich die Technos von ihren Krankheiten erholten. Als die geschmolzene Truppe komplett auf den schwarzen Chitinrücken Platz fand, sahen darin alle ein Zeichen. Und so brachen sie im Februar des darauf folgenden Jahres, in einer Zeit, da noch Eis und Schnee die Ebenen beherrschte, gemeinsam auf, um Moska noch vor Anbruch des Frühlings zu erreichen.
    ***
    Moska, 24. März, 2522
    Der Frost hielt das Land noch fest im Griff, doch es hatte schon lange nicht mehr geschneit. Das weiße Gespinst, das das Land bedeckte, war längst fleckig geworden. So fiel es zuerst kaum auf, als sich am Horizont zum ersten Mal berittene Andronen dunkel von der Umgebung abhoben. Und auch später, als die ersten Männer und Frauen auf Feuerholzsuche – eine Tätigkeit, die Technos, Barbaren und Nosfera miteinander vereinte – den Tross entdeckten, blieben alle ruhig.
    Moska war seit alters her ein Treffpunkt für Händler, und viele Weitgereiste mochten noch gar nicht wissen, dass die Bluttempler wieder das Zepter in der Stadt schwangen.
    Aufregung kam erst auf, als die ersten bekannten Gesichter unter den Neuankömmlingen entdeckt wurden.
    »Der Zaritsch!«
    Trotz seines Vollbarts wurde Mr. Black von jedermann erkannt, und dass seine Mannen Seite an Seite mit einigen Bluttemplern ritten, ließ manchen Moskawiter mitten in der Bewegung erstarren.
    »Es naht die Zeit, da die Gerechten zurückkehren«, flüsterten manche die Prophezeiung, die seit zwei Monden in der Stadt kursierte. »Sie werden ein Vorbild sein und den Tyrannen stürzen.«
    Jeder wusste, dass mit dem Tyrannen niemand anderes als Erzvater gemeint war, deshalb wurden diese Worte normalerweise nur hinter vorgehaltener Hand geäußert.
    Angesichts der großen in Moska einreitenden Truppe, sprachen viele unbewusst laut aus, was sie sonst nur zu denken wagten.
    Korkon, ein vierschrötiger Jäger in schweren Fellen, der einen Frekkeuscher sein eigen nannte, schüttelte als erster die Überraschung ab. Das Holz in seinem Arm warf er achtlos zu Boden und schwang sich auf ein langbeiniges Tier, das ihn sofort mit kräftigen Sprüngen ins Zentrum trug. Sein Ziel war die Ordensburg nahe des Kreml, von der aus Erzvater über die ganze Stadt herrschte. Korkon wollte der Erste sein, der dem grausamen Greis die Nachricht von den Heimkehrern überbrachte. Dabei stand ihm der Sinn nicht nach Verrat. Nein, ihn trieb die Neugier, wie Erzvater auf die Nachricht reagieren würde.
    Als er den Wachen sein Anliegen vortrug, brachten sie den Barbaren sofort in den Audienzraum, genau in dem Augenblick, als Erzvater über Wladov zu Gericht saß.
    »Ich habe dich gewarnt, Geistmeister«, zürnte gerade der Tyrann im roten Ornat. »Deine Prophezeiung untergräbt unsere Macht und damit Murrnaus Ansehen in der Bevölkerung. Ich enthebe dich hiermit aller Ämter und lasse dich in den Blutturm sperren, bis du wieder bei Sinnen bist.«
    Der Greis steckte die Drohung völlig gleichmütig weg.
    Jeder, der ein Zeichen von Angst in seinen Augen suchte, der suchte vergeblich. »Warum willst du mich mundtot machen, Erzvater?«, fragte er treuherzig. »Was unser Zirkel empfängt, wird uns von Murrnau gesandt. Wie kannst du unterdrücken, was er den Bluttemplern sagen will?«
    »Was erlaubst du dir, alter Narr?« Die rote Gestalt fuhr auf dem Thron in die Höhe. »Welche Botschaft von Murrnau stammt und was er uns mitteilen will, bestimme immer noch ich!«
    Wladov, der seine Kapuze in den Nacken geschoben hatte, lächelte nur wissend. Diese Reaktion erboste sein Gegenüber, doch ehe Erzvater erneut aufbrausen konnte, bemerkte er Korkon, der angesichts der schlechten Stimmung den Schritt verlangsamte, aber von den Wachen weiter geschoben wurde.
    »Was gibt es?«, rief Erzvater. »Was soll die Störung?«
    Statt auf eine Antwort zu warten, forschte er lieber selbst nach. Korkon spürte plötzlich
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