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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
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Fahnder dafür verantwortlich gemacht hatte. Aber auch Kullpin unterlag einem schweren Irrtum. Das wurde deutlich, als die Degenspitze, die eben noch Judin bedroht hatte, unversehens in Kullpins Brustkorb fuhr.
    Genau dort, wo das Herz saß.
    Ungläubig starrte der Verräter auf den dünnen Stahl in seinem Körper. Er konnte es einfach nicht glauben.
    »Aber… warum?«, ächzte er.
    »Weil du gerade jeden Wert verloren hast«, antwortete sein Mörder.
    Im gleichen Moment, da der Degen wieder aus dem Leib fuhr, brach Kullpin zusammen und blieb reglos liegen. Sein Tod schien ein Zeichen für die übrigen Nosfera zu sein.
    Innerhalb weniger Sekunden wurden auch Ratloslav, Volodymyr und Lubov niedergemacht. Danach sammelten sie die Pistolen ein und packten sie in die Kiste mit den Serumsbeuteln.
    Agnes begann zu weinen, als man ihr die Ration abnahm, die sie sich so schwer verdient hatte. Durch einen feuchten Tränenschleier musste sie hilflos mit ansehen, wie die Kiste nach draußen getragen wurde.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, rief Judin den Nosfera nach, die zum Rückzug ansetzten.
    »Von nun an befindet sich euer Lebenselixier vollständig in unserer Hand«, antwortete der ranghöchste Bluttempler. Es war derselbe, der Kullpin getötet hatte. »Richtet euren Anführern aus, dass ihr es nur erhaltet, wenn ihr uns zukünftig den fälligen Tribut zollt.«
    Agnes verstand die Welt nicht mehr. »Tribut?«, brüllte sie.
    »Was für einen Tribut verlangt ihr denn? Ich gebe euch alles, was ihr wollt, aber lasst uns etwas von dem Serum da! Wenn wir sterben, können wir nichts mehr an euch abtreten!«
    Einige der Soldaten stimmten lautstark zu.
    Der Bluttempler, der mit ihnen gesprochen hatte, legte den Kopf schief, als müsste er nachdenken. Dann steckte er seinen Degen zurück in die Scheide und zog ein Messer aus dem Gürtel.
    »Ich rede von einem Blutzoll«, stellte er klar. »Euer Blut ist nämlich unser Lebenselixier. Für einen Aderlass geben wir euch gerne einige der Beutel. Wer von euch ist dazu bereit?«
    »Ich!«, brüllte Agnes Kolenik, Diplom-Biologin und Genetik-Expertin. »Ich tue alles, was ihr wollt, nur gebt mir von dem Serum!« Der Gedanke, so kurz vor ihrem Ziel zu scheitern, versetzte sie in einen hysterischen Zustand. Damit stand sie keineswegs alleine da. Nicht wenigen Männern der Internen Sicherheit ging es genauso.
    Agnes spürte kaum den Schmerz, als die scharfe Klinge ihren Unterarm ritzte. Alles verlief wie im Traum, ganz so, als würde sie alles aus einer weit entfernten Perspektive mit ansehen. Doch obwohl diesmal ein Nosfera vor ihr kniete und an ihr saugte, fühlte sie sich doch beschmutzt und missbraucht.
    ***
    Zwischen Moska und dem Kratersee, achtundzwanzig Tage nach der Katastrophe
    Von der Anhöhe aus war der Steinbruch gut zu überblicken.
    Das Blut der toten Wachposten versickerte noch im kargen Boden, als sich Navok und Mr. Black bis an den Rand der Steilwand vorschoben, um in die gähnende Tiefe zu spähen.
    Dort unten schufteten sich in Ketten gelegte Sklaven den Buckel krumm. Nicht nur Technos standen unter der Knute der Antreiber, sondern auch dicht behaarte Barbaren, mehrere Wulfanen und einige Nosfera. Sie alle schwangen schwere Vorschlaghämmer, um den Sandstein mit Meißeln und tief eingetriebenen Metallkeilen aufzuspalten.
    Es war eine schwere Arbeit, für die keine weiteren Hilfsmittel zur Verfügung standen. Erst wenn die heraus gebrochenen Schichten in die Tiefe rutschten, eilten Andronen herbei, um sie zu einem freien Platz zu schleppen, an dem die Rohlinge zu rechtwinkligen Platten und Quadern geschlagen wurden. Man brauchte kein Steinmetz zu sein, um zu sehen, dass hier Grundbausteine für feste Häuser entstanden. Dem langen, sich rasch verzweigenden Trampelpfad nach zu urteilen, der vom Steinbruch aus in sämtliche Himmelrichtungen führte, belieferten die Sklaventreiber mehrere weit voneinander entfernte Städte, deren Bewohner sich nicht sonderlich um die hiesigen Arbeitsbedingungen scherten.
    Vielleicht schuftete dort unten sogar der eine oder andere Bauherr, der seine Schulden nicht bezahlen konnte. Sie würden es bald erfahren.
    Navok tippte Mr. Black an die Schulter und deutete auf zwei kaum wahrnehmbare Bewegungen nahe des Krals, in dem einige freie Andronen standen. Die wertvollen Tiere wurden weitaus besser behandelt als die Sklaven, die alle mehr oder weniger stark an Unterernährung litten.
    Black zählte fast dreißig Arbeitsandronen, die sich über
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