Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
der ISS-Übertragung entnehmen können, bevor alle Technik versagte. Wie gefährlich ein Aufenthalt im Freien war, konnte derzeit niemand sagen. Die Geigerzähler waren ebenso ausgefallen wie all die AMOTs, Dingis, Lasergewehre und Computeranlagen.
    All die ganze Technik, die sie in den letzten Monaten hinauf geschafft hatten, war zerstört. Verdammte Scheiße.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße!
    Ihre anfängliche Hoffnung, dass wenigstens das in Ramenki zurückgelassene Inventar intakt geblieben war, schien sich nun ebenfalls zu zerschlagen. Auch die Belüftungsanlage war ausgefallen, und ohne Frischluftzufuhr wurde irgendwann der Sauerstoff knapp. Trotzdem gab die unten verbliebene Notbesatzung keinerlei Lebenszeichen von sich.
    Äußerst mysteriös.
    Und ein Grund, nach dem Rechten zu sehen. Nun, drei Tage nach dem Super-GAU war endlich Zeit dafür. Sie hatten es mittlerweile geschafft, den Tagesbetrieb mit primitivsten Mitteln wieder halbwegs in Gang zu bringen.
    »Wie sieht's aus?«, drang die Stimme von Hauptmann Judin den Schacht hinab.
    »Schlecht!«, gab Leonid ehrlich zurück. »Drinnen ist alles duster. Lassen Sie den Wagenheber herab, damit ich die Tür aufbekomme.«
    Sein sonst auf gute Manieren bedachter Vorgesetzter stieß einen unflätigen Fluch aus, den ihm Leonid nie im Leben zugetraut hätte. Zwei Minuten später glitt ein mechanischer Wagenheber an einem Seil in die Tiefe. Leonid beeilte sich, das Werkzeug in den Türspalt zu bugsieren, denn die Leine, an der er hing, schnitt immer stärker in seine dunkelblaue Uniform.
    Sobald Kopf und Fuß des Hebers richtig saßen, begann Leonid wie wild zu pumpen. Ratschend fuhr die Hubstange auseinander und drückte die schweren Türflügel in die Wände hinein.
    Den Durchschlupf so zu vergrößern, dass ein ausgewachsener Mensch hindurch passte, war eine schweißtreibende Angelegenheit. Leonid rannen dicke salzige Tropfen von der Stirn, bevor er sich endlich zwischen die Flügel zwängen konnte. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen, beugte er sich noch einmal zurück in den Schacht und holte die Fackel nach. Die alles erstickende Schwärze wich augenblicklich zurück, doch das nutzte nur wenig.
    Innerhalb der schummrigen Lichtinsel gab es nicht viel zu sehen. Nur nackte Bodenfliesen und weiß gekalkte Betonwände.
    »Sicherheit!«, rief Leonid hinaus in den Fahrstuhlschacht, denn er spürte wenig Lust, sich alleine umzusehen.
    Drei weitere Angehörige der ISR – der Internen Sicherheit Ramenki – seilten sich durch den Schacht ab und schwangen nacheinander zu ihm in den Flur. Leonid versuchte indessen die Knoten seiner primitiv geschnürten Sitzschlaufe mit den Fingern zu lösen. Dank seines Gewichts saßen sie aber so stramm, dass er schließlich entnervt aufgab und nach dem Messer griff.
    Drei schnelle Schnitte genügten, um sich zu befreien.
    Aufatmend rieb er sein Gesäß und die Oberschenkel, um die Blutzirkulation in den abgeschnürten Bereichen anzuregen.
    Hauptmann Judin und die beiden Fähnriche in seiner Begleitung führten keine Fackeln, sondern mit Petroleum gespeiste Blendlaternen bei sich. Die aus rostfreiem Stahlblech gefertigten Reflektoren bündelten das flackernde Licht so stark, dass es regelrecht durch den Flur schnitt.
    Bis zur nächsten Biegung gab es allerdings nicht das Geringste zu sehen, nur einige träge in der Luft schwebende Staubpartikel. Leonid schöpfte zum ersten Mal Hoffnung, dass alles gut werden würde.
    »Die offene Luftschleuse liegt keine einhundertfünfzig Meter von hier entfernt«, erklärte Hauptmann Judin. »Also vorwärts, meine Herren, keine Müdigkeit vorschützen.«
    Dem Beispiel des Offiziers folgend, zogen die Fähnriche ihre Waffen aus den Gürtelholstern und ließen sie am langen Arm herabhängen, während sie den Gang ausleuchteten.
    Gute alte Strogoff. Das Standardmodell der Internen Sicherheit besaß ein Zwanzig-Schuss-Stangenmagazin und konnte mittels entzündlicher Treibladungen wahlweise Neun-Millimeter-Patronen oder Betäubungspfeile verschießen. EMP hin oder her, ein Schlagbolzen, der eine Explosion auslöste, funktionierte auch in diesen dunklen Zeiten.
    Stets zwei Schritte Abstand zueinander haltend, marschierten die vier los. Hauptmann Judin an der Spitze, Leonid übernahm die rückwärtige Absicherung. Die beiden jungen Fähnriche gingen nebeneinander in der Mitte.
    Ohne Zwischenfall langte die Gruppe am nächstgelegenen Verteilerkasten an. Hauptmann Judin machte sich daran zu schaffen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher