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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
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stellte aber rasch fest, dass ihnen kein einziges Minivolt Spannung zur Verfügung stand.
    Als nächstes steuerten sie die alte Luftschleuse an. Sie hatten Glück, die Doppelkammer stand wirklich offen. Seitdem Ramenki mit dem Immunserum versorgt wurde, war es einfach nicht mehr nötig, den Bunker steril zu halten.
    »Gott sei Dank«, sagte Leonid deutlich erleichtert. »Wir sind endlich drin. Wie geht's jetzt weiter?«
    Hauptmann Judin fixierte ihn mit einem Blick, als ob er es mit dem letzten Idioten auf Erden zu tun hätte.
    »Wie soll's schon weitergehen?«, schnappte er, mit versteinerten Gesichtszügen. »Zuerst gilt es unser aller Überleben zu sichern. Vorwärts! Das Primärziel ist bekannt!«
    ***
    Moskau, drei Tage nach der Katastrophe
    Ramenki war für eine zehntausendköpfige Bevölkerung ausgelegt, daher mussten sie lange, von Staub und Spinnweben bedeckte Gänge passieren. Erst als der Labortrakt näher rückte, häuften sich die Spuren menschlichen Lebens. Geputzte Scheiben, frisch glänzende Fliesen und der Geruch von Reinigungsmitteln, der in der Luft hing.
    Judins Gruppe wähnte sich bereits am Ziel, als ihr eine Notabschottung unversehens den Weg versperrte. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie die Schutzwand entriegelt und so weit zur Seite geschoben hatten, dass sie erneut den Wagenheber ansetzen konnten.
    Die Männer arbeiteten schweigend und konzentriert.
    Niemand war in der Stimmung, viele Worte zu verlieren. Die schlechte Beleuchtung schuf eine bedrückende Atmosphäre.
    Alle vier waren moderne Techniker, daran gewöhnt, mit Laserschweißgeräten, Notebooks und Codierprogrammen zu hantieren. Ihnen fehlte das elektrische Licht, aber auch der unablässige Funkverkehr der Headsets. Ohne Verbindung zum Hauptquartier, nur mit primitivem Werkzeug ausgerüstet, fühlten sie sich – eingeschlossen von der allgegenwärtigen Finsternis – schutzlos und allein gelassen.
    Auf alles gefasst, leuchteten sie durch das halb geöffnete Schott in den dahinter liegenden Gang, und schraken doch zusammen, als sie die Leichen am Boden sahen.
    »Heilige Scheiße!«, entfuhr es Leonid. »Was hat das zu bedeuten?«
    Die Waffen im Anschlag, drangen sie vor und leuchteten jeden Winkel der näheren Umgebung ab. Sie waren allein. Mit zwei toten ISR-Gefreiten, deren Gesichter sie nur zu gut kannten.
    Leschow und Ariak, ein humorvolles, beinah unzertrennliches Gespann, das nie wieder lachen würde.
    Sowohl der Mann als auch die Frau wiesen Schussverletzungen in Brust und Bauch, aber auch blutige Schrammen an Schläfe und Hinterkopf auf.
    Irgendjemand hatte mit einem stumpfen Gegenstand auf sie eingeschlagen.
    Der Blutspur nach zu urteilen, die sich durch den langen Gang zog, hatten sie sich hierher geschleppt, aber nicht mehr die Kraft besessen, das Schott von Hand zu öffnen. Das war das Problem, nachdem der Faradaysche Käfig, der den Bunker umgab, vom EMP überwunden worden war: Genau jene Schutzeinrichtungen, die ein unbefugtes Eindringen verhindern sollten, machten den Bunker plötzlich zur tödlichen Falle. Das schwere Bodenportal im Bolschoitheater zum Beispiel ließ sich nicht einmal mit schwerem Gerät öffnen, deshalb hatten sie auch den Einstieg über einen der Notschächte gewählt.
    »Warum haben die hier unten aufeinander geschossen?«, fragte Leonid betroffen. »Ob einige durchgedreht sind?«
    Die Vermutung lag für ihn nahe, denn er fühlte sich selbst wie eingeschlossen. Dabei gab es einen raschen Rückweg an die Oberfläche.
    »Gut möglich«, antwortete Hauptmann Judin. »Seid von nun an auf alles gefasst. Der Mörder der beiden ist vielleicht nicht weit.«
    Die Waffen im Hüftanschlag, drangen sie weiter vor, jederzeit darauf gefasst, in den Hinterhalt eines Amokläufers zu geraten. Die Stille in dem unterirdischen Komplex zerrte an den Nerven. Jeder einzelne Schritt dröhnte überlaut in ihren Ohren und die eigenen Atemzüge schienen zu rasseln, wie eine rostige Kette, die durchs Spundloch lief.
    Bei dem nächsten Toten, den sie fanden, war der Schrecken schon gedämpfter, und von da an nahmen sie es mit der beruflichen Routine, die einen Sicherheitsbeamten auszeichnete. Die vielen auf dem Boden angetrockneten Blutschlieren schlugen Leonid trotzdem auf den Magen.
    Sie gelangten in ein Labor, in dem es bereits merklich nach Verwesung roch. Auf den Tischplatten reihten sich heruntergebrannte und erloschene Kerzenstummel aneinander.
    Hier war bis zuletzt gearbeitet worden. Hier hatten Menschen
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