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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera
Autoren: Bernd Frenz
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der Anpassung überstehen. So abrupt, wie die Infusion jetzt abgesetzt wird, bricht bei den meisten der Stoffwechsel zusammen.«
    Die Männer und Frauen in seinem Gefolge schwiegen.
    Daraufhin fixierte er Hauptmann Judin, der direkt neben ihm stand. Im Gegensatz zu vielen anderen aus dem Offizierskorps wirkte Judin gesund und munter. Sein Gesicht besaß eine frische Farbe und er schien vor Kraft zu bersten.
    Es war ein Segen für die gesamte Bürgerschaft, dass er über ein so gutes Immunsystem verfügte.
    »Die Ordensburg muss gestürmt werden«, forderte Konstantin Fedjajewski. »Ohne das Serum der Nosfera sind wir zum Untergang verurteilt.«
    »Davon würde ich abraten, Kommissar Konstantin Fedjajewski.« Judins Wagemut hinkte leider deutlich hinter seiner körperlichen Fitness her. »Die Nosfera sind uns im Nahkampf mit der Klinge deutlich überlegen. Außerdem ist Erzvater bestimmt nicht so dumm, unsere Kisten in der Burg aufzubewahren.«
    »Sie scheuen den Kampf?«, warf ihm Fedjajewski in Gegenwart von Zeugen vor. »Was glauben Sie dann, wie wir unser Volk erhalten können?«
    Hauptmann Judins Augenbrauen zogen sich erbost über der Nasenwurzel zusammen. Er wollte auf den Vorwurf antworten, doch eine sonore Stimme aus dem Hintergrund kam ihm zuvor.
    Sie gehörte einem gebeugt gehenden Nosfera, dessen tief herabgezogene Kapuze sein Gesicht ganz und gar verbarg.
    »Auch ein mächtiger Baum muss sich im Sturm neigen, um nicht zu brechen«, sagte er, wie aus dem Nichts hervor tretend.
    Nicht nur die Menschen in den Betten, auch die versammelten Mediziner, Politiker und Offiziere schraken zusammen. Das Talent einiger Bluttempler, eine Aura der Ignoranz zu schaffen, die sie wie ein Schild umgab, flößte vielen Furcht ein. Früher, als sie noch im Freien Schutzanzüge tragen mussten, hatte die Elektronik alle telepathischen Einflüsse gestört. Seit dem EMP waren sie ihnen schutzlos ausgeliefert.
    Hauptmann Judin griff nach der Strogoff an seinem Gürtel, doch Fedjajewski fiel ihm in den Arm. Er hatte die Stimme des Unbewaffneten erkannt. Sie gehörte demselben Greis, der ihn nach Erzvaters Audienz angesprochen hatte.
    »Was schlägst du vor?«, fragte er.
    »Ihr müsst euch Erzvater unterwerfen«, antwortete der Alte.
    Als er daraufhin böse Ausrufe erntete, hob er beschwichtigend die Arme und fuhr fort: »Nur vorläufig, um eure Art zu erhalten. Kooperiert mit ihm, solange, bis ihr das Serum nicht mehr braucht. Er weiß nicht, dass ihr euch davon entwöhnen könnt, und ich für meinen Teil werde es ihm nicht sagen.«
    »Du gehörst zu denen, die uns ausspähen?«, fragte Judin verblüfft.
    »Je weniger du von mir weißt, desto sicherer ist es für uns alle«, entgegnete der Nosfera, ohne die Frage zu beantworten.
    »Und was macht dich so sicher, dass Erzvater später keinen Dreh findet, um uns anders unter Druck zu setzen?«, hakte Konstantin Fedjajewski nach. »Bisher war uns der alte Lupa stets eine Nasenlänge voraus.«
    Der Greis hob das Gesicht, sodass ein Lichtstrahl unter die Kapuze fiel und auf seinen Augen reflektierte. »Es naht die Zeit, da die Gerechten zurückkehren«, sang er plötzlich, mit solch einer Melodie in der Stimme, dass es allen eiskalt den Rücken hinunter rieselte. »Sie werden ein Vorbild für viele sein und den Tyrannen stürzen.«
    Konstantin Fedjajewski verstand nicht, was damit gemeint war. Er setzte zu einer entsprechenden Frage an, hielt aber inne, weil er einen unangenehmen Druck an den Schläfen spürte. Den anderen erging es keinen Deut besser. Weiße Punkte explodierten vor ihren Augen und nahmen ihnen für zwei Sekunden die Sicht.
    Als der regierende Kommissar und sein Stab wieder richtig sehen konnten, war der Nosfera verschwunden. Rasch suchten sie den ganzen Saal ab, ohne Ergebnis. Der Vermummte musste wie ein Blitz nach draußen geschossen sein.
    »Ob man dem Kerl trauen kann?«, fand Hauptmann Judin als Erster die Sprache wieder.
    »Was bleibt uns anderes übrig?«, fragte Konstantin Fedjajewski. »Was bleibt uns schon anderes übrig?«
    ***
    Zwischen Moska und dem Kratersee, in der Zeit der Qual
    Nach dem Sieg über die Sklavenhalter richteten sich Nosfera und Technos im Steinbruch häuslich ein. Die Serumsbeutel der Gefallenen besserten eine Weile die Vorräte der Lebenden auf, doch dann kam die Zeit, in der sich die Widerstandfähigen endgültig von den Schwachen trennten.
    Ohne Bettruhe in festen Unterkünften, Schwitzhütten und dem Kräuterwissen der Nosfera wären
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