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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod
Autoren: Jason Dark
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entfernt, sodass sich der Besitzer über Gäste nicht zu beklagen brauchte.
    Wir hatten uns einen Tisch in der Ecke ausgesucht und ein leckeres Essen bestellt. Die Blinis als Vorspeise durften natürlich nicht fehlen. Danach aßen wir gut gewürztes Schweinefleisch mit gekochten Kartoffeln.
    Trinken mussten wir auch. Da hielten sich Shao und Suko zurück.
    An ihrem Wodka nippten sie nur, auf Bier verzichteten sie auch und tranken Wasser.
    Wir sprachen den Fall noch mal durch, und Konstantin, ein großer, dunkelhaariger Mann mit einem schwarzen Oberlippenbart, zeigte sich über unseren Einsatz nicht mal überrascht.
    Er lächelte während des Essens immer wieder vor sich hin und sah so aus, als wüsste er mehr.
    Das Lokal war rustikal eingerichtet. Die Decke wurde von Balken getragen. Herbstlaub hing girlandenartig dazwischen. Es war künstlich, und so hielt es über Jahre hinweg.
    Russische Musik war zu hören. Natürlich Folklore. Die Lieder und instrumentalen Stücke passten zu den Gemälden an den Wänden, deren Motive die Vielfalt der russischen Landschaft wiedergaben.
    Hier verkehrten Angehörige der russischen Botschaft, die aber auch ihre ausländischen Freunde mitbrachten, und so konnte das Publikum als international bezeichnet werden.
    Nach dem Essen gab es wieder Wodka. Darauf hatte unser Freund Konstantin bestanden.
    Das harte Getränk wurde in nicht eben kleinen Gläsern serviert.
    Das waren schon halbe Wassergläser, aber ich hütete mich, sie auf Ex zu leeren.
    Konstantin nicht. Sogar Glenda Perkins versuchte es. Und als sie es geschafft hatte und unseren Beifall hörte, da verdrehte sie die Augen und schnappte nach Luft.
    »Nein, nein, einmal und nie wieder!«, brachte sie keuchend hervor. »Das ist ja Wahnsinn!«
    Der Pope lachte. Er klopfte Glenda auf den Rücken. »Das Essen und der Geist halten Leib und Seele zusammen, heißt es bei uns. Nur wer den Freuden des Lebens nicht abgeneigt ist, kann auch die spirituelle Seite des Daseins verstehen.«
    Glenda verzog ihre Lippen. »Ich weiß nicht so recht, ob ich das unterschreiben kann.«
    »Wenn du für ein Jahr bei uns in Russland bist, wirst du es können.«
    Sie wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. »Gilt das auch für das Kloster, aus dem du normalerweise kommst?«
    »Ja, auch wir verstehen zu leben. Deshalb werden wir auch recht alt. Und wir sind weltoffen.«
    »Was man an dir sieht«, sagte ich. »Sonst würden wir nicht hier in London sitzen.«
    »Das ist wahr.«
    Er hatte die Antwort so sicher gesagt, dass mir wieder in den Sinn kam, wie leicht alles hätte auch schief gehen können. In Sibirien war auch Karina Grischin mit von der Partie gewesen. Sie hatte ich mittlerweile angerufen und ihr erklärt, dass es mir gut geht.
    Zu lang wollte ich den Abend nicht werden lassen. Auf jeden Fall nicht zu viel trinken. Als Shao verhalten gähnte und Suko auch nicht eben fröhlich aussah, sagte ich, was ich vorhatte.
    Das traf bei dem Popen auf wenig Verständnis. »He, wir haben noch eine Stunde Zeit bis Mitternacht. Es ist noch viel zu früh.«
    »Ihr könnt ja noch bleiben«, schlug Suko vor.
    Ich wollte nicht undankbar sein und schaute Glenda Perkins an.
    »Sollen wir?«
    »Meinetwegen. Du feierst doch so etwas wie einen zweiten Geburtstag. Ich habe nichts dagegen einzuwenden.«
    Und ich in diesen Fall auch nicht.
    Der Pope freute mich. Er verabschiedete sich herzlich von Suko und Shao, und ich flüsterte meinem Kollegen noch zu, dass es am nächsten Tag wohl etwas später werden könnte.
    »Klar, die Feiern dauern immer etwas länger.«
    »Du sagst es.«
    Wir winkten den beiden noch nach, und der Pope rutschte auf den freien Platz neben der Bank. Er wollte wieder eine Runde Wodka bestellen, aber diesmal streikten Glenda und ich gemeinsam.
    »Ein Bier schon«, sagte sie, »aber keine harten Drogen.«
    »Gut.« Konstantin grinste breit. »Ich sehe schon, dass ihr nichts vertragen könnt.«
    »Nicht in diesen Mengen!«, schränkte ich ein.
    »Dazu gehört Übung.«
    Die Frau des Wirts brachte die Getränke. Sie war eine dralle Person um die vierzig mit schwarz glänzendem Lockenhaar. Der kleine Mund war kirschrot geschminkt und die runden Wangen glühten.
    »Und? Geht es euch gut?«
    »Klar.«
    »Das freut mich.« Sie schaute mich ein wenig länger an. »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    Sehr ernst blieb mein Gesichtsausdruck, als ich antwortete: »Ja, es gibt Steckbriefe von mir. Sie hängen in jeder Polizeistation.
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