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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod
Autoren: Jason Dark
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musste der 25-Jährige lachen. Es war allerdings mehr ein Glucksen. »Scheiße, es gibt keine Engel. Das ist doch einfach nur Quatsch. Wer glaubt schon daran?«
    »Ich.«
    »Ha, echt?«
    Dora nickte mit starrem Gesicht. »Ja, ich glaube daran. Ich glaube wirklich, dass es ein Engel gewesen ist. Die Flügel…«
    »Waren komisch. Wie aus Draht.« Sly wollte wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Engelsflügel sehen doch eigentlich anders aus. Das sieht man auf den Bildern.«
    »Weiß ich nicht. Da kann es Unterschiede geben.«
    Sly nickte. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Sein Blick war dorthin gerichtet, wo die Gestalt verschwunden war. Die graue Dunkelheit des Friedhofs hatte sie verschluckt.
    »Was machen wir?«, fragte Dora.
    »Verschwinden. Abtauchen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Wir verlassen den Friedhof. Wir ziehen uns ein paar Gläser rein, verstehst du?«
    »Ja, schon.« Dora nickte. »Aber nicht sofort.«
    »Was heißt das?«
    »Das kann ich dir sagen. Die – die Frau hat mich neugierig gemacht. Ich bin von ihr fasziniert, ehrlich.«
    »Hä?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Dora quälte sich mit der Antwort ein wenig herum. »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich sie sehen. Suchen und finden.«
    Sly glaubte, sich verhört zu haben. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    »Ist es aber. Es ist mein völliger Ernst. Diese Frau hat mich fasziniert.«
    »Und du hast keine Angst vor ihr?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    Sly musste es erst verdauen. Er strich durch sein dichtes Haar. Die dunkle Flut hatte er nach hinten gekämmt und sie mit Gel beschmiert, damit sie hielt.
    »Ich weiß nicht…«
    Wenn Dora sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann blieb es auch dabei. Da machte sie auch in diesem Fall keine Ausnahme.
    »Du kannst ja hier auf mich warten. Ich werde versuchen, sie zu finden, und ich habe keine Angst. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Das ist doch verrückt.«
    »Nein, das ist es nicht. Es ist nicht verrückt.« Sie deutete auf ihr Herz. »Hier spüre ich es, dass ich ihr nachgehen muss. Ich will sie einfach sehen.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja. Du kannst ja hier stehen bleiben. Ich bin schnell wieder zurück.«
    Sly überlegte. Sollte er, sollte er nicht? Er wollte nicht als Feigling gelten, aber was er da gesehen hatte, diese Person mit den Flügeln auf dem Rücken, das war schon etwas Besonderes. Damit hatte er seine Probleme.
    »Dora ich…«, mehr sagte Sly nicht und zog seine ausgestreckte Hand auch wieder zurück, denn es gab keinen Ansprechpartner mehr für ihn.
    Dora war bereits im Dunkeln verschwunden…
    ***
    Ich lebte noch, und dass ich noch lebte, glich einem Wunder. Wobei dieses Wunder einen Namen hatte.
    Es hieß Glenda Perkins. Wäre sie nicht gewesen, wäre eine voll besetzte Linienmaschine über London abgestürzt, und es wäre zu einer gewaltigen Katastrophe gekommen.
    Wirklich im letzten Augenblick hatte sie mich zusammen mit sich selbst und mit dem, was in mir steckte, aus dem Flugzeug weggebeamt und in Sicherheit gebrach. Zugleich hatte es mein Kreuz mit Hilfe der Erzengel geschafft, den Geist eines uralten Schamanen zu töten, der mich als Mensch praktisch übernommen hatte.
    Den Körper hatte ich längst vernichtet. Das war im westlichen Sibirien passiert, doch der Geist hatte Rache geschworen und war mir in die Linienmaschine Moskau – London gefolgt. [1]
    Während des Flugs hatte er seine Grausamkeit bewiesen. Ein Purser und der Chefpilot hatten ihr Leben verloren. Der Flieger war dann vom Co-Piloten sicher gelandet worden.
    Aber nicht nur ich war in die Klauen des Geistes geraten. Er hatte sich auch einen russischen Geistlichen ausgesucht, einen Popen namens Konstantin, der sich ebenfalls im Flieger befunden hatte. Als der Geist in ihm steckte, war er auf eine schreckliche Art und Weise verändert worden. Sein Aussehen war geblieben, aber er hatte sich dabei als Höllensohn bezeichnet und war in dieser Verfassung überhaupt nicht mit dem Menschen zu vergleichen gewesen, als den ich ihn kennen gelernt hatte.
    Dank Glendas Einsatz hatten wir alles überstanden, und ich musste dem Popen Recht geben, als er mir riet, meinen Geburtstag noch mal neu zu feiern.
    Ich hielt mich auch daran, und so war es zu einem Treffen zwischen uns gekommen, an dem natürlich Glenda Perkins sowie Suko und Shao teilnahmen.
    Ausgesucht hatte Konstantin das Lokal. Es war ein russisches Restaurant, und es lag auch nicht weit von der russischen Botschaft
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