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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod
Autoren: Jason Dark
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denn ich sah ihn eher als Höllenbote an, und andere wiederum bezeichneten ihn als den weiblichen Tod.
    Auch in der Kunst kannte man den Tod als weibliche Person. Wer in die Museen ging, entdeckte zahlreiche Gemälde mit einem weiblichen Tod als Mittelpunkt.
    Ich konnte hier nur meine Gedanken kreisen lassen, denn zu sehen war nichts. Dafür musste ich mich an den feuchten Geruch gewöhnen – und auch an die feuchte und sehr schlechte Luft, die immer weniger werden würde, je länger ich in diesem Gefängnis hockte.
    Wenn ich die Arme anwinkelte, stieß ich mit den Ellbogen gegen die Innenseiten und schrammte an der rauen Oberfläche entlang.
    Wann würde sie kommen?
    Ich verhielt mich still, was im Prinzip kein Problem war. Nur würden mir auf Dauer die Glieder einschlafen, wenn ich so sitzen blieb, aber wenn ich mich kniete, stieß ich mit dem Kopf gegen den Deckel, und hinlegen wollte ich mich auch nicht.
    Wäre ich an Rusalkas Stelle gewesen, ich hätte so lange gewartet, bis die Dunkelheit über dem Friedhof lag, denn da konnte sie sicher sein, nicht gestört zu werden. Und lange würde es nicht mehr dauern.
    Dennoch ging mir das Warten auf die Nerven. Ich ertappte mich dabei, dass ich immer öfter auf die Uhr schaute, die mit Leuchtziffern ausgestattet war.
    Wann kam sie? Würde sie überhaupt kommen? Oder würden wir umsonst warten und…
    Meine Gedanken stockten, denn ich hatte etwas gehört.
    Zugleich tat sich etwas über mir. Wenn mich nicht alles täuschte, wurden dort die Steine vom Sargdeckel gehoben, was nicht geräuschlos ablief, denn ein leises Schaben war immer zu hören.
    Danach war Stille.
    Ich musste nicht lange warten, als die ersten Geräusche von einem Kratzen abgelöst wurden. Und wenig später drang zwar kein Licht durch die Öffnung über mir, aber die Dunkelheit draußen war längst nicht so dicht wie die im Sarg.
    In der rechten Hand hielt ich jetzt meine kleine Leuchte. Sie war im schrägen Winkel nach oben gerichtet, aber noch musste ich warten. Ich hatte auch niemanden gesehen, und meine Spannung stieg allmählich bis zum Siedepunkt.
    Ich hörte die Schrittgeräusche, und dann beugte sich eine Gestalt über den Sarkophagrand. Sie war nicht genau zu erkennen. Eine Sekunde später schon, denn da schaltete ich die Lampe ein und schickte den Strahl direkt in das hässliche Gesicht des weiblichen Tods…
    ***
    Rusalka sagte nichts. Sie reagierte auch nicht. Wir beide starrten uns an, und zum ersten Mal konnte ich einen Blick in das Gesicht dieser Unperson werfen.
    Sie sah schlimm aus. Eine dunkle Beulenfratze, obwohl sich die Haut scharf über die Knochen spannte. Augen, die leer waren und trotzdem eine Tiefe besaßen, die in die Abgründe der Hölle zu führen schien, wo der Teufel lauerte.
    Ich fing mich zuerst. Ich wollte schon aufstehen und sie mit dem Kreuz angreifen, als Suko eingriff.
    Ich sah ihn nicht, da er sich hinter der Todesbotin befand. Aber ich spürte, dass er eingriff, und er hatte mit seiner Dämonenpeitsche zugeschlagen.
    Rusalka zuckte in die Höhe. Zuerst zumindest. Dann wurde ihr Körper wieder zurückgeworfen, und sie fiel mir entgegen. Genau darauf hatte ich gelauert, denn da wartete das Kreuz.
    Sie war nackt. Nichts konnte den Kontakt abschwächen. Aber sie fiel nicht in den Sarg hinein, weil sie mit ihren Flügeln hängen blieb.
    Ich rutschte etwas von ihr weg, um nicht von ihren Klauen erwischt zu werden. Sie brüllte, ihr Kopf zuckte hoch, denn sie hatte das Kreuz direkt zu spüren bekommen.
    Der Teufel persönlich fürchtete sich davor, und seine Diener oder Dienerinnen würden es auch tun.
    Und nicht nur das. Sie würden auch vernichtet werden, wie es jetzt bei Rusalka geschah.
    Ich hockte vor ihr. Noch immer umgaben mich die Wände des Sarkophags. Ich kam auch nicht weg. So musste ich das Vergehen der schreienden Rusalka ganz nah mit erleben.
    Sie bewegte hektisch den Kopf, und ich erkannte, dass der Körper der Macht der anderen Magie nichts entgegenzusetzen hatte. Ihr fleckig aussehender nackter Körper platzte an einigen Stellen regelrecht auf. Eine widerlich stinkende Masse drang aus den handtellergroßen Wunden. Das Zeug rann wie Schleim nach unten. Ich wollte nicht von ihm beschmutzt werden, deshalb rief ich Suko zu, mich von dieser Gestalt zu befreien.
    Er tat mir den Gefallen und zerrte sie weg.
    So schnell wie möglich kletterte ich aus meinem Gefängnis und sah den Todesengel am Boden liegen.
    Er lag nicht einfach nur da. Er zuckte noch, und er
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