Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1426 - Ein Hauch von Hölle

1426 - Ein Hauch von Hölle

Titel: 1426 - Ein Hauch von Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
flüsterte sie und wurde von Ganero unterbrochen.
    »Ja, das ist eine Zeugin. Aber ich denke, dass sie den Mund halten wird.« Er wandte sich jetzt direkt an Mirjam. »Oder denkst du anders darüber?«
    Sie konnte nicht antworten, noch nicht. Erst als sie einige Male geschluckt hatte, war es ihr möglich, und auch jetzt hatte sie Mühe, die Worte einigermaßen verständlich hervorzustammeln.
    »Ja – ja – ich denke anders darüber. Es tut mir Leid, Leo, aber ich kann nicht anders.«
    »Wie?«
    »Das – das – mit dem Mord.«
    »Du meinst Sinclair?«
    »Wen sonst?«
    »Das ist kein Mord. Das ist die Begleichung einer alten Rechnung. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Sie riss sich zusammen und schaffte etwas, über das ich mich sogar wunderte. »Ich will das aber nicht sehen. Ich – ich – möchte nicht erleben, wie vor mir jemand erschossen wird.«
    Es war zwar kaum möglich, aber es geschah trotzdem. Der Killer presste seine Lippen noch stärker zusammen, sodass sie einen Strich bildeten. Auch beim Sprechen öffnete er sie kaum.
    »Was du da gesagt hast, gefällt mir ganz und gar nicht. Erinnere dich daran, was ich dir gesagt habe. Wer bei mir bleiben will, der muss alles akzeptieren. Das hast du sogar versprochen.«
    »Ja, das habe ich!«, schrie sie. »Aber da ist nicht von einem Mord die Rede gewesen. Du hast nur von einer Abrechnung gesprochen, verflucht noch mal.«
    »Sinclair zu töten ist für mich eine Abrechnung. Das solltest du allmählich verstehen.«
    »Ich sehe das anders.«
    »Dann hast du Pech gehabt.«
    Ich sah das Wasser in den Augen der jungen Frau. Was sie hier erlebte, das war zu viel für sie. Sie überlegte, was sie tun sollte. Ihr Blick glitt hin und her. Sie leckte über ihre trockenen Lippen und schüttelte dann den Kopf.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Nein, ich kann nicht. Verdammt noch mal, ich kann es nicht.« Mit einem heftigen Ruck stand sie auf. »Es tut mir Leid, aber ich kann mit keinem Mörder zusammenbleiben.«
    »Ach. Du willst weg?«
    »Ja, das will ich.«
    »Und das hast du dir gut überlegt?«, fragte er lauernd.
    Ich ahnte, was da auf sie zukam. Zwar war ich selbst kein Killer, doch ich hatte genügend Erfahrungen sammeln können, um mich in Ganeros Psyche hineinzuversetzen. Dieses Gespräch lief in eine verkehrte und verdammt gefährliche Richtung.
    Ich griff ein und sagte: »Bitte, Mirjam, tun Sie das nicht.«
    Sie drehte den Kopf und schaute mich an. »Was soll ich nicht tun, Mr Sinclair?«
    »Sie dürfen nicht gehen!«
    »Ich kann Sie aber nicht retten!«
    Ich verdrehte für einen Moment die Augen. »Verstehen Sie mich doch, Mirjam. Dieser Mensch wird Sie nicht gehenlassen. Sie sind eine Zeugin. Sie kennen ihn. Sie sind für ihn zu einer Gefahr geworden. Er kann Sie jetzt nicht laufen lassen.«
    Mirjam blieb stehen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Plötzlich war sie zwischen die Fronten geraten, und ich sah, dass sie Luft holte.
    Dann schaute sie ihren Freund an.
    Der grinste nur kalt und flüsterte: »Sinclair hat Recht. Es würde wirklich ein Problem geben, wenn du jetzt verschwindest.«
    Mirjam musste über diesen Satz erst nachdenken. Sie riss sich dann zusammen und fragte: »Du würdest mich wirklich erschießen, wenn ich jetzt von hier verschwinde?«
    Leo wiegte den Kopf. »Ich würde vorschlagen, dass du es mal ausprobierst.«
    Jetzt lag es an Mirjam. Es war ihre Entscheidung über Leben und Tod. Ich konnte nur hoffen, dass sie dies auch begriffen hatte. Wenn sie blieb, bestand vielleicht noch eine hauchdünne Chance, dass sie am Leben blieb, und auch ich hatte mich noch nicht aufgegeben.
    Zwar befand sich die Beretta nicht mehr an meinem Körper, aber ich hatte sie auch nicht so weit weggetreten, dass sie unerreichbar für mich gewesen wäre.
    Die Sekunden zogen sich in die Länge, und es war eine Situation, die dem Killer Spaß bereitete.
    »Was ist denn nun?«
    Mirjam wirkte fahrig. »Denkst du denn nicht auch wenigstens etwas an uns?«
    »Wieso?«
    »Na, die Sache im Wagen.«
    Er lachte und zeigte mit der nächsten Antwort wieder seine Menschenverachtung. »Glaub nur nicht, dass der Sex dort etwas mit Liebe zu tun gehabt hat, wie du es dir vielleicht vorstellst. Nein, das war nur ein kurzer Spaß nebenbei.«
    Irgendein Gefühlsband war nach dieser Antwort in der jungen Frau gerissen. Möglicherweise hatte sie laut sprechen wollen, aber nur ein Flüstern drang über ihre Lippen.
    »Du bist ein Schwein, Leo. Du bist wirklich ein menschliches Schwein.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher