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1426 - Ein Hauch von Hölle

1426 - Ein Hauch von Hölle

Titel: 1426 - Ein Hauch von Hölle
Autoren: Jason Dark
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denn die alten Regeln galten noch immer.
    Wieder schaute er über das graue Band der Straße hinweg, die vor ihm eine Linkskurve beschrieb. Noch vor der Kurve befand sich die Haltestelle. Etwa eine knappe Viertelstunde würde er noch warten müssen, dann würde der Bus kommen.
    Zuvor rollte ihm ein Wagen entgegen. Obwohl das Fahrzeug noch weit entfernt war, sah er, dass es sich um eine dunkle Limousine handelte, nicht um einen Geländewagen.
    Er behielt sie im Blick. Der Fahrer fuhr ziemlich dicht am Straßenrand, er fuhr auch nicht besonders schnell, wurde sogar langsamer, und so erkannte Leo sehr schnell die Marke.
    Ein Mercedes der Oberklasse. Er schlich dahin, was ihm seltsam vorkam, und Ganero, der den Instinkt eines Raubtiers besaß, wusste plötzlich, dass dieser Wagen ihn als Ziel hatte. Deshalb blieb er stehen.
    Angst verspürte er nicht.
    Er wartete ab. Dass man ihn aus einem fahrenden Wagen heraus erschießen würde, daran glaubte er nicht. Dafür war er zu lange aus dem Geschäft. Aber er wusste auch, dass die anderen ihn nicht vergessen hatten oder nicht vergessen konnten, dazu war er zu sehr in die Dinge verstrickt gewesen.
    Der dunkle Mercedes mit seinen abgedunkelten Fondscheiben rollte noch langsamer und hielt tatsächlich.
    Eine Fondtür schwang auf. Ein Gesicht erschien wie eine kurze Projektion in seinem Blickfeld.
    »Steig ein!«
    Die Stimme hatte Leo noch nie gehört. Trotzdem zögerte er keine Sekunde. Zuerst warf er die Reisetasche in das Auto, schlängelte sich selbst hinein und ließ sich auf dem Sitz nieder, der sich kühl anfühlte, denn dafür sorgte die Klima-Automatik.
    Kaum dass er die Tür wieder geschlossen hatte, rollte der Wagen an. Die beiden Vordersitze waren besetzt. Von den Männern sah er nur die Hinterköpfe, das war alles.
    Aber es gab noch einen Dritten, der an seiner linken Seite saß. Er war dunkel gekleidet und hatte ein Jackett übergestreift. Leo sah ein hartes Profil und einen Kopf ohne Haare, weil der Schädel von einer flachen Mütze verdeckt wurde.
    Der Mann sagte nichts. Erst als sie am Knast vorbeigerollt waren, begann er zu sprechen.
    »War ‘ne lange Zeit, nicht?«
    »Klar.«
    »Wir haben dich nicht vergessen.«
    »Soll ich mich darüber freuen?«
    »Warum nicht? Andere müssen sich in einen heißen Bus setzen.«
    »Danke, ihr Wohltäter, danke.«
    »Keine Ursache.«
    »Und nun?«
    »Lass dich überraschen.«
    »Es geht also weiter?«
    »Wir sind immer noch dabei, Leo.«
    »Wie schön. Du kennst meinen Namen. Wie heißt du?«
    »Das ist jetzt unwichtig. Tatsache ist, dass wir uns um dich kümmern. Wunderbar, würde ich an deiner Stelle sagen.«
    Ganero lachte nur.
    »Hast du Geld?«
    »Nein. Oder nur etwas.«
    »Du wirst was bekommen.«
    »Soll ich danke sagen?«
    »Nein, nicht nach so langer Zeit hinter Gittern. Gibt es sonst noch irgendwelche Bedürfnisse, die wir erfüllen können?«
    »Wie weit darf ich denn gehen?«
    »Wir hören es uns an.«
    Leo lächelte scharf. Er schaute aus dem Fenster und sah, dass sie durch eine Ortschaft rollten. Die Häuser sahen noch so aus wie damals. Die Zeit hinter Gittern schien es nicht gegeben zu haben.
    Leo erfreute sich an der Szenerie, aber ihm wurde doch bewusst, was er alles verloren hatte. Für einen Moment stieg das Gefühl von Hass in ihm hoch, und er dachte an den Mann, dem er alles zu verdanken hatte.
    »Ihr habt also einen Job für mich.«
    »Könnte sein.«
    »Was gesteht ihr mir zu?«
    »Sag, was du willst.«
    Leo Ganero sprach von einem Geländewagen und natürlich von einer Ausrüstung, die er unbedingt benötigte.
    Der Mann neben ihm nickte. »Das lässt sich alles machen, Leo. Kein Problem.«
    »Und das bekomme ich umsonst?«
    »Nein, du wirst wieder für uns einsteigen.«
    »Wann?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren. Wir sind ja keine Unmenschen und genehmigen dir erst mal einen kurzen Urlaub. Einige Tage hast du Zeit, deine Angelegenheiten zu richten.«
    Ganero drehte den Kopf. Der Typ neben ihm sprach nicht davon, wie das Richten der Angelegenheiten aussehen sollte, was Leo wunderte. Er nahm es trotzdem hin und deutete zum Zeichen seines Einverständnisses ein Nicken an.
    »Alles lässt sich machen.«
    Der Typ wiederholte sich gern. Er schaute dabei nach vorn, und Leo, der weiterhin neben ihm saß, merkte, wie er anfing sich zu entspannen. Er fand es jetzt toll, dass man ihn abgeholt hatte, auch wenn er nicht wusste, wie seine Zukunft genau aussehen würde, weil sie in den Händen anderer lag.
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