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1391 - Der Fürst des Feuers

Titel: 1391 - Der Fürst des Feuers
Autoren: Unbekannt
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sich nicht lenken.
    Perry war mit großer Sicherheit bei Geisterseher oder Afu-Metem. Allein fühlte sich Beodu nicht wohl. Er war auf den Fremden aus Meekorah getroffen, als er sich als Gleiterpilot verdingt hatte. Damals im Anklam-System hatte es angefangen, seine Zuneigung für den hochgewachsenen Terraner mit den graublauen Augen, die Zuversicht und einen ungebrochenen Willen ausstrahlten.
    Er hatte etwas von diesem eigentlich fremden Wesen angenommen. Das erkannte er jetzt. Und er hatte etwas aufgenommen - auf der gemeinsamen Odyssee durch ein unbegreifliches Objekt, das Perry Nachod as Qoor und DORIFER genannt hatte -, was ihn verändert hatte. Er konnte das nicht genau in Worte fassen. Und wenn er es tat, dann klang das sehr simpel und völlig unsinnig in gleichem Maß. Es klang so: Ich bin plötzlich wichtig für alle Benguel und alle Juatafu.
    Einen Sinn in dieser Empfindung erkannte Beodu nicht. Das Gefühl war einfach da. Und dazu drängte sich ein Satz in seinen Kopf, der von seinem Freund Perry stammte: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte."
    Der Dritte?
    Ondrum hatte zwei Körper und ein Gesicht gezeigt. Das Land Dooferson hatte zwei und drei Gesichter gezeigt. Er, Beodu, zeigte nur ein Gesicht. Und Perry, der Waqian, auch.
    Der Wachtraum näherte sich mit sanften Schritten. Der Attavenno spürte es. Er wehrte sich nicht dagegen. Es wurde kein Tagtraum und kein Wachtraum. Was von ihm diesmal geistigen Besitz ergriff, war ein Wahrtraum, eine verdrängte Erinnerung. „Wer erreicht zuerst die Insel?" fragte Ondrum. „Ich mag diese Wettspiele nicht", räumte Beodu unsicher ein. „Und das Wasser liebe ich auch nicht. Man kann den Grund nicht erkennen."
    „Den Grund?" Ondrum lachte. „Den Grund wofür?"
    „Du redest wieder einmal an mir vorbei, Freund Ondrum. Ich habe Angst vor dem Wasser. Es ist ähnlich wie die Mächte, die uns lenken, ohne daß wir es täglich spüren. Es ist unergründlich, tief, hell, mächtig und hilfreich."
    „Wir schwimmen zur Insel!" Ondrum beharrte auf seiner Idee. „Komm!"
    „Ich bin kein Fisch. Ich schwimme auf anderen Wellen und in ganz anderen Gewässern." Beodus Worte verhallten in der lauen Luft des Landes Dooferson. Ondrum stürzte sich in den See.
    Verrat?
    Auf der halben Strecke reckte Ondrum hilfesuchend eine Hand in die Höhe. Er schrie, als sein Rüssel aus der Wasserfläche ragte. Beodu zögerte noch. Am Abendhimmel lachten sich die Sonne Umbril und der Mond Aquum an. Das Land Dooferson strahlte Ruhe und Frieden in allen Farben aus. Es forderte den jungen Attavenno.
    Beodu sprang ins Wasser. Er erreichte den erschöpften Ondrum. Er packte ihn und zerrte ihn mit. Den Strudel nahe der Bachmündung kannte er nicht. Dieser riß beide in die Tiefe. Beodu schlug um sich. Er spürte den harten Widerstand, als seine Faust Ondrum oberhalb der Barthaare traf. Es war ein Versehen, ein unglücklicher Umstand.
    Der Freund versank in den Tiefen. Ihn aber packte eine feste Hand und zerrte ihn ans Ufer. Er sah ein fremdes Wesen, zweifellos eine weibliche Gestalt, die ihn in ihrer Andersartigkeit aber nicht gefühlsmäßig ansprach. „Ich brauche dich", sagte die Frau. „Und du brauchst mich. Alle brauchen dich - brauchen dich - irgendwann, Beodu."
    „Wer bist du?" schrie Beodu. „Wo ist Ondrum?"
    „Ondrum ist tot", sagte die Frau. „Ich bin tot. Du lebst."
    „Ich habe ihn mit meinem Hieb getötet, in die Tiefen des Wassers geschickt", jammerte der Attavenno. „Ich konnte zwischen Verwirrung, Wahrheit und Stärke nicht unterscheiden."
    „Unterscheide zwischen Stärke und Glauben, zwischen Chaos und Untergang, zwischen dem Nichts und dem Garnichts. Es zählt nur, was man daraus macht, mein kleiner Freund. Wenn die Zeit der Reife naht, wirst du dich an meine Worte erinnern. Dann wirst du spüren, was ich getan habe. Dann wirst du ahnen, wer ich bin und was ich tun muß."
    Der bewußte Traum war zu Ende. Der Attavenno erkannte, daß es sich um eine klare Erinnerung handelte, die er in seinen ungewollten Tagträumen und in seinem täglichen Dasein verdrängt hatte.
    In der Deutung der jüngsten Tagträume half ihm diese Erkenntnis nicht weiter. Die Vexierbilder, die Unbegreifliches der Gegenwart vermittelten, konnte er dadurch nicht erklären.
    Wo blieb Perry?
    Beodu fühlte sich einsam. Er begann, den auf seinen zwölf Tentakeln radschlagenden Zett zu hassen.
    Die Frauengestalt der Vergangenheit. Wer konnte es gewesen sein? ESTARTU, von der ihm
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