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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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seinen Rückzug während der Nacht fortsetzte.
    In den Troß kam endlich wieder Bewegung. Wir fuhren an ein paar toten Soldaten vorbei, die zu Christians Armee gehört hatten. Ein paar Männer zerteilten die getöteten Pferde und warfen die dampfenden Fleischstücke auf einen Wagen.
    Kurz vor Einbruch der Nacht schlugen wir unser Lager in der Nähe eines kleinen Baches auf. Während des Abendessens kamen ein paar Soldaten an uns vorbei, die der Zigeunerin böse Blicke zuwarfen. Wie erwartet, hatte sich das Gerücht schnell im Lager verbreitet.
    Doch Bethela ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie lachte und scherzte, während wir schweigend die kräftige Roßfleischsuppe schlürften.
    Ein Landsknecht wankte auf uns zu. Sein Atem ging kurz und hastig. Sein Gesicht war über und über mit roten Pusteln bedeckt. Vor Bethela blieb er schwankend stehen, seine dunklen Augen glänzten trübe.
    „Du hast mich angesteckt, verfluchte Zigeunerin", sagte er krächzend.
    Er trat noch einen Schritt näher und riß sich das Hemd über der Brust auf. Auch dort waren die Pusteln zu sehen, Beulen bedeckten seinen Hals und die Achseln.
    „Ich werde sterben, verdammte Hexe", keuchte er. „Aber dich nehme ich mit in die Hölle." Ruckartig riß er einen Dolch hervor.
    Ich sprang auf, doch Ludomil war rascher. Er warf sich auf den geschwächten Soldaten und entwand ihm die Waffe.
    „Verschwinde, Mistkerl", knurrte Ludomil.
    Ein paar Marketender, Knechte und Weiber kamen näher. Ich sah auch einige Halbwüchsige und Kinder. Ihre Mienen verhießen nichts Gutes.
    Bethela erhob sich bedächtig. Sie schob Ludomil zur Seite und blieb vor dem taumelnden Landsknecht stehen.
    „Du solltest dir die Beulen aufschneiden lassen", sagte die Zigeunerin mit sanfter Stimme. „Wasche die Wunden mit Kölnischwasser aus und trinke viel Wasser. Du wirst am Leben bleiben."
    Der Söldner war so geschwächt, daß er zu Boden stürzte und besinnungslos liegenblieb.
    Die Menge wurde immer größer. Drohend kam sie näher.
    „Packt die Hexe. und hängt sie auf!" brüllte ein alter Mann.
    „Sie soll brennen!" schrie eine Dirne.
    „Erinnert euch an den vergangenen Winter", schaltete sich ein dicker Mann ein, der einen Schritt vortrat. „Damals war auch die Zigeunerhure bei uns - und wir hatten die Pest im Lager. Tötet sie!" Langsam, aber sicher wurde die Situation unangenehm. An Flucht war nicht mehr zu denken, die Menge stand dichtgedrängt um uns. Drohend wurden uns Fäuste entgegengestreckt.
    Ludomil, Janko und ich standen hinter Bethela, die noch immer ruhig und gefaßt war. Sie zeigte keine Angst.
    „Dummes Geschwätz", sagte die Zigeunerin laut und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich habe niemals die… "
    „Packt sie endlich!" heulte die Meute. „Faßt sie. Verbrennt sie!"
    Unzählige Hände griffen nach Bethela.
    „Greift mich ruhig an", sagte die Zigeunerin.
„ Wenn
ich tatsächlich die Pest bringe, dann werde ich alle anstecken, die mich berühren."
    Augenblicklich zogen sich die Hände zurück.
    „Holt Knüppel!" schrie ein hagerer Mann. „Wir erschlagen sie."
    Ein beherzter Mann sprang vor, sein Gesicht war wütend verzerrt, er packte Bethela und wollte sie ins Feuer stoßen.
    Ich versetzte dem Mann einen Faustschlag. Er schwankte und ließ die Zigeunerin los, die einen Schritt zur Seite trat.
    „Auf sie! Ins Feuer mit ihnen!"
    Jetzt wollte die aufgeputschte Menge nicht nur Bethelas Tod, sondern auch den unseren.
    „Nehmt Vernunft an, Leute!" kreischte Bethela. „Ich habe…"
    „Ins Feuer mit dir!"
    Zwei bullige Landsknechte stürzten auf Bethela, die sich heftig wehrte. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, doch zwanzig Männer drängten mich und meine Freunde zurück. Ein Fausthieb traf meine Nase. Tränen schossen in meine Augen, und die Nase begann zu bluten. Sekundenlang konnte ich nichts sehen. Kräftige Fäuste ergriffen meine Arme und umklammerten sie wie Schraubstöcke. Ein Schlag auf den Hinterkopf ließ mich taumeln, und ich sah alles wie durch einen Schleier.
    Die entfesselte, brüllende Menschenmasse umringte Bethela und riß ihr die Kleider vom Leib. Tobende Weiber warfen dicke Holzscheite ins Feuer, das nun immer stärker hochloderte.
    „Zuerst verbrennen wir die Hexe, dann kommen die anderen dran."
    „Holt noch mehr Holz, Leute", schrie ein dicker Mann, der sich anscheinend zum Anführer der Horde ernannt hatte.
    Ich versuchte die Hände abzuschütteln, die mich festhielten, doch es gelang mir nicht. Ein weiterer

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