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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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hast uns die Pest ins Lager geschleppt!"
    Wütend holte er mit der Peitsche aus, doch ich reagierte sofort. Ich riß den rechten Arm hoch, und der Lederriemen schlang sich um mein Handgelenk. Mit einem Ruck riß ich dem überraschten Fahrer die Peitsche aus der Hand.
    „Gib mir sofort die Peitsche zurück, du vermaledeiter Bengel!"
    Der Schlag war so gewaltig gewesen, daß mir die Haut aufgeplatzt war. Blut rann über meinen Unterarm.
    Wütend umklammerte ich die Peitsche, richtete mich auf und hielt mich mit der linken Hand an der Griffstange fest. Ehe ich noch zuschlagen konnte, hielt mich Bethela zurück.
    „Tu's nicht", bat sie.
    Die Wagen fuhren weiterhin nebeneinander. Der Kutscher, ein stämmiger junger Bursche, beugte sich etwas vor und spuckte mich an. Wutschnaubend wischte ich mir den Speichel vom Gesicht. In diesem Augenblick zog er eine Pistole und richtete sie auf mich.
    Sofort handelte ich. Mit aller Kraft schlug ich zu, und die dünne Lederschnur rollte sich um seine Hand. Ich riß einmal kurz daran, und die Pistole entglitt seiner Hand. Dann ließ ich einfach den Peitschengriff los, und unser Wagen überholte den Planwagen.
    „Der Hundesohn hat auf mich schießen wollen", sagte ich keuchend.
    „Beruhige dich, Gabor", besänftigte mich die Zigeunerin.
    Meine Wut war noch immer nicht verraucht. Bethela sah sich meine Wunde an, die nicht mehr blutete. Die Zigeunerin war völlig ruhig, doch mich hatten die Worte des Kutschers ziemlich beunruhigt.
    „Der Kerl hat behauptet, daß du die Pest ins Lager gebracht hast", sagte ich. „Das wird er auch anderen erzählen. Sie suchen immer jemanden, den sie für die Pest verantwortlich machen können. Sie werden auf dich losgehen, Bethela."
    „Ich habe keine Angst. Haben die drei Soldaten tatsächlich die Pest?"
    „Ja, es gibt keinen Zweifel. Ich habe schon genügend Pestkranke gesehen. Ihre Gesichter waren aufgedunsen. Einer ließ seine Zunge sehen, sie war dunkelrot, rissig und in der Mitte schwarz. Auf ihren Gesichtern waren rote Pusteln zu sehen. Einer hatte ein paar Beulen am Hals."
    „Die Pest", sagte Bethela gelassen.
    Für einen kurzen Moment lag ein Lächeln um ihre Lippen, und ihre Augen blitzten auf. Aber sofort war sie wieder ernst. Doch ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, daß sie sich über das Auftreten der Pest freute. Ein verrückter Gedanke, aber ihr Gesichtsausdruck ließ keinen anderen Schluß zu.
    Ich stocherte nachdenklich in meinem langen, blonden Haar herum, das ich im Nacken zusammengebunden hatte. Ein paar Läuse hatten sich meinen Kopf als Behausung ausgewählt. In meiner Hose nisteten ein paar Flöhe, die ich trotz eifrigen Suchens übersehen hatte.
    „Wir sollten abhauen, Zigeunerin", sagte Ludomil brummend.
    „Die Pest kann uns nichts anhaben."
    „Darum geht es nicht. Gabor hat recht, der Hurensohn wird überall diesen Unsinn verbreiten. Solche bösartigen Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer."
    „Wir bleiben", sagte die Zigeunerin stur. „Eine Flucht würde als Beweis unserer Schuld gelten. Wir werden… "
    Schüsse zerrissen die Stille des Tages. Der endlose Wagentroß geriet ins Stocken.
    „Wir sind auf die Dänen gestoßen!"
    Dieser Schrei. war nun überall zu hören.
    In den Trommelwirbel und das Pfeifenschrillen mischte sich das Krachen der Schüsse. Die Trompeten schmetterten los und übertönten für ein paar Sekunden alle anderen Geräusche.
    „Das ist unsere Chance", sagte Ludomil. „Wir können unbemerkt fliehen."
    „Du irrst dich, Ludomil. Wir stecken in einem Tal. Zurück können wir nicht. Und vorwärts geht es auch nicht. Außerdem fliehen wir nicht!"
    Der Schlachtenlärm wurde lauter. Von unserem Standort aus konnten wir nichts erkennen. Weit vor uns stieg eine Rauchwolke in den Himmel. Dort mußte Tillys Heer auf die Truppen des Dänenkönigs gestoßen sein.
    Nach ein paar Minuten hörte das Schießen auf. Die Trommeln, Pfeifen und Trompeten verstummten langsam. Für ein paar Sekunden war es unwirklich ruhig.
    Jetzt brüllten aber alle durcheinander. Uns wurden die wildesten Gerüchte zugerufen. Christian sei tot. Dann hieß es, daß Tilly gefallen sei. Ein paar Minuten später wurde behauptet, daß die Dänen aufgerieben worden waren.
    Schließlich stellte sich heraus, daß Tilly auf eine Nachhut von Christians Truppe gestoßen war. Der Däne versuchte zu entkommen, doch Tilly und seine Mannen verfolgten ihn.
    In zwei Stunden würde es dunkel sein. Christian konnte entkommen, wenn er
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