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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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einer Vision gesehen, es war im Tempel des Hermes Trismegistos."
    „Versuche dich zu erinnern, Dorian. Es könnte wichtig sein."
    „Wir haben Besuch bekommen", sagte der Dämonenkiller und runzelte die Stirn.
    Es war genau ein Uhr dreißig.
    „Um diese Zeit?" wunderte sich Coco. „Wir wären verständigt worden. Niemand kann unbemerkt ins Castillo Basajaun eindringen."
    „Einer kann es", sagte Hunter und sprang aus dem Bett. „Olivaro!"
    „Olivaro", flüsterte Coco verblüfft.

    Olivaro stand in der Bibliothek und studierte aufmerksam die Buchrücken. In der linken Hand hielt er einen dünnen Reclam-Band.
    „Sei herzlich willkommen", sagte Dorian.
    Langsam wandte sich Olivaro ihnen zu. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen erfolgreichen Manager halten können, doch dieser Eindruck trog, denn Olivaro war kein Mensch. Er war ein Januskopf, der im Jahr 777 von seiner Heimatwelt Malkuth zur Erde geschickt worden war. Aufmerksam musterte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie Coco, deutete eine leichte Verbeugung an, dann nickte er Dorian zu.
    „Entschuldigt bitte mein überraschendes Auftauchen", sagte Olivaro mit wohlklingender Stimme. „Steckst du in Schwierigkeiten, Olivaro?" erkundigte sich Coco.
    Er lächelte leicht. „Nein, doch Dorian hat ein Problem. Seit ein paar Nächte verfolgen ihn Alpträume."
    „Woher weißt du das?" fragte Dorian überrascht.
    „Ich habe dir mein zweites Gesicht geschenkt", meinte Olivaro.
    „Dafür kann ich dir nicht genug danken, Olivaro, doch es erklärt nicht, weshalb…"
    „Laß es gut sein, Dorian. Zwischen uns besteht eine seltsame Verbindung, die ich nicht erklären kann. Ich bin gekommen, da ich dir helfen will."
    „Setzen wir uns", sagte Dorian erstaunt. „Darf ich dir etwas anbieten?"
    „Eine Tasse Kaffee wäre nicht übel."
    „Schon verstanden", sagte Coco. Sie betrat einen kleinen Nebenraum und ließ die Tür offen.
    Olivaro nahm in einem Sessel Platz, lehnte sich zurück und verbarg das gelbe Büchlein zwischen seinen Händen, dann starrte er Dorian durchdringend an.
    „Du versuchst vergeblich, dich an dein sechstes Leben zu erinnern, Dorian."
    „Stimmt, doch ich habe ein wenig Angst davor. Fast immer wurde zwischen der Vergangenheit und Gegenwart eine Verbindung hergestellt, die nichts Gutes brachte."
    „Diesmal besteht diese Gefahr nicht. Du mußt den Schleier zu deiner Erinnerung lüften, Dorian, sonst wirst du verrückt."
    „Das befürchte ich auch", sagte Dorian schwach. „Als Schwarzer Samurai starb ich 1610. Wer war ich in meinem sechsten Leben? Heute träumte ich ein paar Szenen, die aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen könnten."
    „Ein wahrhaft düsteres Kapitel in der Geschichte der Menschheit", stellte Olivaro fest. „Dagegen ist das angeblich so finstere Mittelalter direkt gemütlich zu nennen."
    „Du mußt es beurteilen können."
    „Ich kann es. An der Entwicklung bist du nicht ganz unschuldig, denk an dein Leben als Nicolas de Conde."
    „Lieber nicht. Welche Rolle hast du und die Schwarze Familie im Dreißigjährigen Krieg gespielt? Haben die Dämonen wieder in mein Leben eingegriffen? Dein Erscheinen als Heinrich Cornelius Mudt und als Kokuo in meinen früheren Leben lassen nur Böses ahnen."
    Olivaro lachte sarkastisch.
    Coco schenkte den Kaffee ein, dann ließ sie sich neben Dorian nieder.
    „Für die Schwarze Familie war der Krieg höchst vergnüglich", schaltete sich Coco in die Unterhaltung ein. „Den Hexenwahn nützten die Dämonen weidlich aus. Und die Ghoule erlebten ihre Hochblüte."
    „Es waren goldene Zeiten für die schleimigen Leichenfresser", stimmte Olivaro zu. „Vielleicht sollte ich einmal die Menschheitsgeschichte von meiner Warte aus niederschreiben."
    „Das wäre allerdings interessant, mein Lieber", sagte Coco wütend. „Wieviele Menschen hast du ins Unglück gerissen, Olivaro? Du hast sie beeinflußt, bist unter diversen Masken aufgetreten und hast ein stinkendes Süppchen gekocht!"
    „Wir wollen nicht alte Wunden aufreißen", warf Dorian beruhigend ein.
    „Warum nicht?" fragte Olivaro belustigt. „Coco spricht die Wahrheit. In der Vergangenheit waren wir erbitterte Feinde, mein Freund. In den Augen der Menschheit war ich ein Schurke, eine Bestie, die den Tod verdient hatte. Doch nach den Gesetzen der Schwarzen Familie war ich ein würdiger Dämon, dessen Bosheit und Schlechtigkeit man rühmte."
    „Was war deine Aufgabe beim Prager Fenstersturz, Olivaro?" fragte Coco, die sich immer
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