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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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treffe, Bethela", freute sich der Leutnant. „Du wirst uns Glück bringen."
    Die Soldaten kamen langsam näher. Sie blieben auf den Pferden sitzen und starrten die Zigeunerin lüstern an. Es waren verwegen aussehende Kerle. Sie lachten gemeinsam, und ich verstand einige Sätze, die mir die Schamröte ins Gesicht jagten.
    „Wohin geht es?" fragte Bethela, die auf die obszönen Bemerkungen der Söldner nicht achtete. „Gegen den Dänenkönig", sagte Sommerfeld. „Christian hat sein Hauptquartier in Braunschweig verlassen. Er ist auf dem Weg nach Thüringen. Wir werden uns ihm entgegenstellen, und der Sieg wird unser sein!"
    „Ist Wallenstein bei euch?" erkundigte sich Bethela.
    Der Leutnant schüttelte den Kopf. „Er verfolgt Mansfeld. Wir reiten zu Wallenstein, um Verstärkung zu holen. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren."
    Er küßte nochmals Bethela, dann schwang er sich in den Sattel.
    „Wo sind Tillys Truppen?"
    „Sie lagern in der Nähe der Burg Gleichen. Ihr könnt sie nicht verfehlen. Bis bald, Bethela."
    Er winkte ihr zu, brüllte seine Männer an und ritt los.
    „Willst du dich wirklich Tillys Armee anschließen, Bethela?" fragte ich.
    Die Zigeunerin blickte mich flüchtig an. „Ich bin mir nicht klar, ob das besonders klug ist."
    „Bei Tilly sind wir wenigstens sicher", schaltete sich Janko ein.
    Bethela zögerte noch immer. „Ich werde die Karten befragen", sagte sie schließlich und kletterte in den Wagen. Janko folgte ihr.
    Mich kümmerte der ganze Hokuspokus recht wenig, den Bethela veranstaltete, doch Janko interessierte sich sehr für die Geheimnisse der Magie - wie er es nannte. Für mich waren es nur faule Tricks.
    Ich wusch das Geschirr und den Kessel in einem nahegelegenen Bach, während Ludomil die Pferde einspannte.
    Als ich zurückkam, hockte Ludomil bereits auf dem Kutschbock.
    „Wie hat sich Bethela entschieden?"
    „Wir fahren zu den Kaiserlichen!"
    Schulterzuckend stieg ich zu Ludomil hoch.
    „Los, ihr verdammten Stinktiere!" brüllte er und schnalzte mit der Peitsche.
    Die zwei alten Pferde setzten sich langsam in Bewegung.
    Ludomils aufmunternde Schreie beeindruckten die Rösser überhaupt nicht. Sie waren daran gewöhnt und kannten Ludomils Gutmütigkeit, der sie höchst selten schlug.
    Ich schlüpfte aus meiner Jacke und dem Hemd und lehnte mich zurück.
    „Kennst du den Weg zur Burg Gleiche?"
    Ludomil nickte. „Ich war vor vielen Jahren einmal dort. Vermutlich werden wir sie in zwei Stunden erreichen."
    „Weshalb hat sich Bethela entschlossen, doch zu Tilly zu fahren?"
    „Die Karten waren nicht günstig. Aber nach Meinung der Zigeunerin ist es besser, wenn wir bei den Kaiserlichen bleiben."
    „Ich verstehe nicht, daß sie selbst an diesen faulen Zauber glaubt."
    „Es ist kein falscher Zauber", sagte Ludomil ernst.
    „Glaubst du vielleicht an die Wirkung der Karten?"
    „Die Karten haben keine Wirkung. Sie zeigen jedoch dem Eingeweihten Gefahren an, die vor ihm liegen. Er ist dadurch gewarnt und kann sich darauf einstellen."
    „Demnach ist die Aussage der Karten nicht unveränderlich?"
    „Du sagst es, Gabor.
    „Hm, dann hat man aber nie einen Beweis dafür, daß die Karten die Wahrheit zeigen."
    „Das stimmt nicht. Manche Dinge sind, unabwendbar. Zeigen die Karten Krankheit und Tod an, dann trifft dies auch immer ein."
    „Das glaube ich nicht!"
    Ludomil preßte verärgert die Lippen zusammen. Er packte die Zügel fester und schrie wieder auf die Pferde ein. Ein deutliches Zeichen, daß er keinen Wert auf eine Unterhaltung legte.
    Die Hälfte meines Lebens war ich nun schon mit der Zigeunerin und Ludomil zusammen, aber noch immer wußte ich nicht viel über die beiden. Ein paar Leute behaupteten, daß Bethela eine Hexe sei. Als ich ihr davon erzählt hatte, war sie in Lachen ausgebrochen. Das war im vergangenen Winter gewesen. Und jetzt fuhren wir zu Tillys Truppen, was mir überhaupt nicht gefallen wollte.
    Da Ludomil weiterhin auf meine Fragen beharrlich schwieg, dachte ich über Bethela nach. Vor zwei Jahren waren wir in Bamberg und Würzburg gewesen. Damals hatten auch einige Lügner die Zigeunerin verdächtigt, eine Hexe zu sein.
    Hexenverfolgungen waren in dieser Gegend an der Tagesordnung. So wie viele andere einflußreiche Personen war auch Johann Georg, der Bischof von Bamberg, darauf gekommen, wie leicht man zu Geld kommen konnte. Ein paar harmlose Frauen und Männer wurden der Hexerei und Zauberei beschuldigt und natürlich verurteilt. Nach ihrem
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