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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hieb in meinen Nacken ließ mich stöhnen, und verzweifelt kämpfte ich gegen die drohende Ohnmacht an.
    „So ist es richtig", hörte ich den Dicken brüllen. „Werft die Holzstücke ins Feuer."
    Mühsam öffnete ich die Augen. Der Dicke versetzte der gefesselten Bethela einen Tritt, und unter den Begeisterungsrufen der Menge wankte sie auf das Feuer zu. Einen Augenblick sah ich ihr Gesicht, es war unbewegt wie eine Maske.
    „Ihr dürft Bethela nicht töten", keuchte ich.
    „Halt die Schnauze, du Ratte!" schrie mich ein Söldner an.
    Für Bethela gab es keine Rettung mehr, die kreischende Menge drängte sie näher zum Feuer hin. Plötzlich kam Bewegung in die Meute, ein paar Landsknechte drängten sich durch die Menge. Hinter den Söldnern erkannte ich Rittmeister Alfred von Wartstein. Der Offizier war ein hochgewachsener, grauhaariger Edelmann, der für seine Strenge berüchtigt war.
    „Was geht hier vor?" fragte von Wartstein scharf und wandte sich der Horde zu. Seine Barthaare sträubten sich vor Wut.
    „Sie wollen Bethela verbrennen", sagte ich.
    Der Rittmeister sah mich flüchtig an.
    „Laßt den Jungen los!"
    Sogleich ließen mich die Männer los, denen ich haßerfüllte Blicke zuwarf. Zwei Soldaten lösten Bethelas Fesseln, und auch Ludomil und Janko wurden freigelassen.
    „Komm zu mir, Hans Weber!" sagte der Rittmeister befehlend.
    Der Dicke kam angstschlotternd näher. Verlegen blieb er vor dem Offizier stehen.
    „Du bist ein verdammter Unruhestifter, Hans Weber. Weshalb wollte ihr die Zigeunerin verbrennen?"
    „Sie ist eine Hexe, Herr. Sie schleppte die Pest ins Lager."
    „Das ist eine unbewiesene Behauptung. Und sollte sie tatsächlich stimmen, dann steht euch Gesindel nicht die Rolle des Richters zu, denn das ist meine Aufgabe. Geh mir aus den Augen, Hans Weber. Ihr anderen verschwindet auch, aber möglichst rasch, verstanden?"
    Innerhalb von wenigen Augenblicken verlief sich die Menge, die ihren Abgang mit unterdrückten Flüchen begleitete, denn alle waren tief enttäuscht, daß sie um das Vergnügen gebracht worden waren, die Zigeunerin brennen zu sehen.
    „Danke, edler Herr", sagte Bethela. „Ohne Euer Eingreifen wäre ich bereits tot."
    Der Rittmeister winkte ungeduldig ab. „Kleide dich an, Zigeunerin." Bethela gehorchte.
    „Zwei Soldaten werden euren Wagen bewachen. Niemand wird euch belästigen, und du kommst mit mir, Zigeunerin."
    Zwei Landsknechte blieben bei uns, die sich ans Feuer setzten und uns nicht beachteten.
    Ich blickte Bethela nach, die dem Rittmeister folgte.
    Wir kletterten in den Wagen und hockten uns nieder.
    „Das war Rettung in letzter Minute", flüsterte Janko.
    „Das kann man allerdings sagen", brummte Ludomil. „Es ist gut, daß Bethela viele Freunde unter den Offizieren hat."
    Im Augenblick erfreute sich der Rittmeister vermutlich an Bethelas Reizen, doch dies hatte er früher schon öfters getan. Sie war eine lebenslustige Frau, die sich ihrer Wirkung auf Männer nur zu bewußt war. Diese Beziehungen waren schon oft unsere Rettung gewesen.
    Im Lager wurde es langsam ruhiger, alle wußten, daß der Aufbruch im Morgengrauen erfolgen sollte.
    Etwa eine Stunde später kehrte Bethela zurück.
    „Wie siehst du denn aus?" fragte Ludomil entsetzt und starrte die Zigeunerin durchdringend an. Bethela war sichtlich gealtert. Graue Strähnen durchzogen ihr dichtes Haar, ihre Haut war faltig und aschgrau geworden, und unter den dunklen Augen zeichneten sich Krähenfüße ab. Die runzeligen Hände bewegte sie unruhig.
    Sie setzte sich zu Ludomil und barg ihr Gesicht in den Händen, und ein Schluchzen ließ ihren Körper erzittern.
    „Was ist denn los?" erkundigte sich Ludomil mitfühlend und streichelte sanft Bethelas Rücken. „Greif mich nicht an", sagte sie heftig und schüttelte seine Hand ab. „Laßt mich allein. Verschwindet. Ergreift die Flucht."
    „Wir bleiben bei dir, Bethela", sagte Ludomil.
    „Ihr seid alle verloren, wenn ihr mich nicht verläßt. Ihr müßt noch diese Nacht fliehen."
    „Aber weshalb?"
    „Das darf ich nicht verraten", flüsterte sie. „Der Schreckliche will meinen Tod. Ich habe gesündigt, und nun hat meine letzte Stunde geschlagen, der Teufel holt sich meine Seele."
    „Wer ist der Schreckliche?" fragte Janko.
    „Sein Name darf nicht erwähnt werden. Lauft zu den Dänen über, dort seid ihr in Sicherheit."
    „Aber du selbst hast doch gesagt, daß sie geschlagen werden."
    „Die Schlacht hat damit nichts zu tun. Flieht.

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