Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
die gleiche Löhnung, die er zum Zeitpunkt der Verwundung hatte. Der Dienst beim Kaiser wurde gut bezahlt, aber der König von Polen entlohnte seine Soldaten noch besser, sein Nachteil war aber, daß er das Heer nicht während des Winters verköstigte.
    Es war äußerst schwierig, ein gewaltiges Heer zu befehligen.. Die Landsknechte waren grausam.
    Das Töten war ihr Geschäft, und es war ihnen gleichgültig, gegen wen es ging. Einmal kämpften sie für die Liga, dann für die Union. Einer solchen Armee, in der es noch dazu gewaltige Sprachschwierigkeiten gab, Disziplin beizubringen, war einfach unmöglich. Die Sache vereinte sie nicht, ein Gefühl der Loyalität war ihnen unbekannt - nur die Gier nach Geld und Beute hielt sie zusammen.
    Zu leiden hatte darunter, wie in fast allen Kriegen, vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Unbeschreibliche Grausamkeiten waren von den marodierenden Soldaten auf beiden Seiten begangen worden.
    Die Katholiken und Protestanten bezeichneten sich als Christen, und trotzdem bekriegten sie sich, als wären sie verabscheuungswürdige Heiden, die ausgerottet werden mußten. Ich konnte für beide Seiten kein Verständnis aufbringen. Dazu kam noch die gemeine Verfolgung der Hexen und angeblichen Zauberer, Teufelsanbeter und sogenannten Ketzer, die von beiden Seiten unter dem Tarnmantel der christlichen Religion begangen wurde. Ich verachtete beide Parteien aus tiefstem Herzen. Und mein ganzer Zorn richtete sich auf die Herrscher, die Könige, Kurfürsten, Bischöfe und Kaiser, auf alle, die hochtrabende Titel führten und sich dünkten, etwas Besonderes zu sein. Trotz ihrer „edlen Abstammung" waren sie für mich nichts als ein Pack Halunken, Gauner und gemeine Verbrecher.
    Wir saßen zu viert auf dem Kutschbock. Es war ziemlich eng, aber das störte mich weniger als die stickige Luft und die unerträgliche Schwüle im Innern des Wagens.
    Ludomil reichte eine Wasserflasche herum. Ich trank einen Schluck, doch das Wasser war warm und schmeckte abscheulich. Ich spülte den Mundordentlich aus und spuckte aus.
    „Hoffentlich regnet es bald", meinte ich und starrte den tiefblauen Himmel böse an. Weit und breit war keine einzige Wolke zu sehen.
    „Es wird nicht so bald regnen", sagte Bethela, die diese Weisheit sicherlich ihren Karten entnommen hatte. „Das ist ungewöhnlich für den Harz. Hier regnet es üblicherweise recht häufig."
    Wir fuhren an ein paar verbrannten Wiesen vorbei. Weit über uns zog ein Mäusebussard seine Kreise, er stieß plötzlich zu Boden und stieg wieder hoch.
    „Warum nimmst du nicht deine Mütze ab, Janko?" fragte ich.
    Janko tat so, als hätte er mich nicht gehört. Sein Verhalten kam mir, gelinde gesagt, merkwürdig vor. Trotz der drückenden Hitze trug er die Kappe.
    „Er verträgt die starke Sonne nicht", sagte Bethela, die ihr langes Haar aufgesteckt hatte, und ihr Mieder stand weit offen.
    Ludomil und ich hatten uns schon lange die Jacken und Hemden ausgezogen, doch Janko trug weiterhin sein grobgewebtes Hemd.
    Irgend etwas stimmte nicht mit Janko. Bis jetzt hatte ich nicht darauf geachtet, doch nun fiel mir auf, daß ich ihn niemals ohne Kopfbedeckung oder nackt gesehen hatte.
    „Zieh dir doch das Hemd aus, Janko", sagte ich..„Du schwitzt ja fürchterlich."
    „Laß Janko in Frieden", wies mich die Zigeunerin zurecht. „Er hat seine Gründe, daß er das Hemd und die Mütze nicht ablegt."
    „Und die sind?" ließ ich nicht locker.
    „Du weißt, daß Janko schwer verwundet war, als wir ihn vor vier Jahren gefunden hatten?"
    Ich nickte. Ein paar Wochen hatte ich ihn nicht zu Gesicht bekommen. Bethela hatte ihn gepflegt. „Janko will nicht darüber sprechen, Gabor. Aber ich sage es dir jetzt. Sein Körper ist verunstaltet. Deshalb zieht er sein Hemd nicht aus. Seine Kopfhaut ist teilweise verbrannt. Verstehst du es jetzt, Gabor?"
    „Es tut mir leid", sagte ich leise. „Entschuldige, Janko."
    Janko lächelte mir verkrampft zu. „Du hast es nicht wissen können", flüsterte er.
    Mir war das sehr unangenehm. Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen. Ich hätte selbst so klug sein müssen, es zu ahnen.
    Ludomil überholte einen Wagen, dessen Plane ein Stück hochgerollt war. Ich sah drei Soldaten, die anscheinend schliefen. Neugierig beugte ich mich vor und zuckte erschreckt zurück.
    Der Kutscher des Planwagens funkelte uns böse an.
    „Verfluchte Zigeunerin!" schrie er herüber und umklammerte stärker die Peitsche. „Du verdammte Hexe! Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher