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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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dazu frisches Brot, Gemüse, Obst und ein paar Krüge Bier.
    Meine trübselige Stimmung besserte sich etwas, doch an der Unterhaltung beteiligte ich mich nicht. „Ich habe einiges erfahren", sagte Bethela. „Christian von Dänemark hält sich im Augenblick in Wolfenbüttel auf. Tilly zieht morgen los. Der Dänenkönig glaubt, daß er mit Tilly leichtes Spiel haben wird, doch wahrscheinlich täuscht er sich. Von Wallenstein hat Tilly zehntausend Mann angefordert. Die Verstärkung soll unauffällig eintreffen. Gelingt dies, dann ist Christian verloren, da er nur mit Tillys Truppe rechnet."
    „Also wird es zu einer Schlacht kommen", brummte Ludomil.
    „Das ist ziemlich sicher. Wallensteins Verstärkung soll zur Tilly-Armee in der Nähe von Goslar stoßen. Der Dänenkönig wird von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen werden, das ist sein Ende." „Ich glaube nicht, daß dieser Plan erfolgreich sein wird", mischte sich Janko ein. „Du weißt von der Verstärkung, die Tilly erhalten wird. Sicherlich hat Christian hier im Lager Spione, die ihm diesen Plan verraten werden."
    „Das ist durchaus möglich", stimmte die Zigeunerin zu. „Trotzdem hat Christian keine Chance. Tillys Heer ist dann zu übermächtig."
    „Vielleicht stellt sich der Dänenkönig nicht zur Schlacht?"
    „Das wäre seine einzige Rettung", sagte Bethela. „Aber ich habe die Karten und die Sterne befragt. Die Zeichen sind für Christian äußerst ungünstig. Tilly wird siegen!"
    Ich blickte Bethela erstaunt an. Nie zuvor hatte sie mit solch einer Bestimmtheit eine Prophezeiung getätigt.
    „Wann soll die Schlacht stattfinden?"
    „Zwischen dem 24. und 27. August", antwortete Bethela und starrte mich ernst an. „Aber ich habe noch etwas gesehen. Krankheit wird über Tillys Heer kommen."
    Damit konnte sie nur die Pest meinen, die schon in den vergangenen Jahren überall in deutschen Landen gewütet hatte.
    „Uns kann die Krankheit aber nichts anhaben", stellte sie fest.
    Ein paar Minuten blieb sie unbeweglich wie eine Statue sitzen und stierte gedankenverloren ins Feuer. Dann sprang sie plötzlich auf, rannte los und verschwand zwischen ein paar Wagen.
    Ludomil und Janko reinigten das Geschirr. Ich legte mich auf den Rücken, verschränkte die Arme im Nacken und genoß den Anblick des sternenübersäten Himmels.
    Im Lager war es ziemlich laut. Rings um uns ertönte Gelächter und Geschrei.
    Es war warm. Ich schloß die Augen und war nach ein paar Augenblicken eingeschlafen.

    Drei Tage waren wir nun schon mit Tillys Armee unterwegs. An Sondershausen und Nordhausen waren wir vorbeigezogen und befanden uns nun im Harz, etwa einen halben Tagesmarsch von Goslar entfernt.
    Es war noch immer drückend heiß. Das Wetter war eine Qual für Mensch und Tier. An einen ähnlich heißen Sommer konnte ich mich nicht erinnern.
    Die langgestreckten Dörfer, an denen wir vorbeikamen, wirkten leer. Wahrscheinlich hatten die Bewohner vor Tillys Armee die Flucht ergriffen. Doch soweit ich es feststellen konnte, war es zu keinen Plünderungen gekommen. Auch die Einzelhöfe, die meist zweigeschossig waren, wurden in Ruhe gelassen. Die Außenwände der Fachwerkhäuser waren holzverkleidet, und die Dächer mit Schieferplatten gedeckt. So weit das Auge blicken konnte, waren Fichtenwälder zu sehen, die nur höchst selten von Ackerland unterbrochen wurden.
    Wir kamen äußerst langsam vorwärts. Die Reiterei litt am wenigsten unter den Strapazen. Viel schlimmer dran waren die Musketiere und Pikeniere, die den Großteil des Heeres bildeten. Die Beförderung der schweren Kanonen war eine Sache für sich.
    Die Landsknechte stammten aus vielen Staaten. Es war ein buntgemischter Haufen der verschiedensten Nationalitäten. Der Großteil stammte aus deutschen Landen, doch es gab auch viele Schweizer und Norditaliener, ja sogar Spanier und Holländer. Diese Männer lebten vom Krieg. Die Sache, für die sie kämpften, war ihnen herzlich gleichgültig. Sie waren nur der Fahne treu, auf die sie geschworen hatten. Wurde eine solche Fahne in einer Schlacht erobert, dann stand es ihnen frei, ihr zu folgen. Lief der Vertrag eines Söldners aus, könnte er sich einem anderen Heerführer anschließen, der besser zahlte.
    Oft genug hatte ich den Gesprächen der Landsknechte gelauscht, die sich offen über die Vorteile eines jeden Heeres unterhalten hatten. Das Heer der Vereinigten Niederlande galt als das beste. Wurde dort ein Soldat durch eine Verletzung dienstuntauglich, dann erhielt er
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