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Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)

Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)
Autoren: Anonymous
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1. Harry Chang-El in der Mangel
     
    Viehleicht , las Harry Chang.
    Harry Chang, seines Zeichens Kapitän des Handelsraumers MERCHANT II und König all jener im Universum, die das Pech gepachtet hatten. Zumindest kam er sich so vor. Die letzten fünf Monate gipfelten nach einigen hoffnungsvollen Ansätzen in einer totalen Pleite.
    Alles ging schief. Wirklich alles! Aber Harry Chang wäre nicht Harry Chang gewesen, wenn er nicht gewusst hätte, dass schlechte Zeiten drastische Maßnahmen erforderten. Kein Wunder also, dass sie nun so tief gesunken waren, sich unter dem Vorwand, Politiker zu sein, auf Namban, die viel zu heiße Heimatwelt der Starr schmuggeln zu wollen.
    »Seht euch das an«, sagte er zu seiner Mannschaft, die sein ganzer Stolz war – ganz im Gegensatz zu dem Schiff MERCHANT II selbst. Der Nachfolger seines ersten eigenen Schiffes stank dank eines defekten Luftfilters, und selbiges konnte man zumindest von den beiden Frauen seiner Crew nicht behaupten. Savanna Dionga und Sonda Katar waren – sowohl was ihre fachlichen also auch ihre … nun … optischen Kompetenzen betraf, Volltreffer. Die vollsten Volltreffer seines gesamten Lebens.
    Anders verhielt es sich mit dem hingekritzelten Wort auf der dunklen Wand, die … seltsam war. Wie alles auf diesem Planeten, der aus einer einzigen, gigantischen und endlosen Stadt bestand. Es gab keine Ecken, nicht einen Winkel, der vertraut wirkte – nur geschwungene, eigenartig verdrehte Linien, gebogene Wände aus schwarzem Gestein.
    »Viehleicht«, las nun auch James Tiberius Toler. »Und weiter?«
    Harry seufzte. »Fällt dir daran nichts auf? Immerhin ist dein Ruf als Alleskönner inzwischen weit über die Grenzen der MERCHANT hinaus gedrungen. In Bezug auf Sprache und Rechtschreibung scheinst du allerdings zu versagen.«
    »Ganz im Gegenteil«, versicherte Toler. »Dieses Graffiti bezieht sich nur indirekt auf das Wort, das du meinst. Und in diesem Zusammenhang ist es orthografisch vollkommen korrekt. Es war ein Erkennungszeichen der Menschen auf Namban. Als sie hier noch weniger geduldet waren als heutzutage und im Untergrund lebten. Die Starr hetzten sie damals zu Tode. Zumindest inoffiziell. Offiziell wurden sie von dem Planeten geschickt.«
    »Seltsames Erkennungszeichen«, meinte Sonda. Die rote Haarflut der J’ebeem leuchtete im Licht der glühenden Sonnen wie flüssiges Feuer. Angesichts der mörderischen Hitze trug sie noch weniger Kleidung als sonst, was weder für Harrys noch für Tolers Hormonspiegel zuträglich war. Das sanfte Rot ihrer Haut schien an Intensität noch zugenommen zu haben.
    Toler hatte bereits geunkt, dass sie wohl unter einem Sonnenbrand leide. Er tippte gegen die Buchstaben, die tief in den porösen Stein der Wand eingekratzt worden waren. »Es stammt aus einer Zeit, als die Menschen noch nicht offiziell unerwünscht waren – aber schon gejagt wurden. Nicht ›Ja‹, nicht ›Nein‹, versteht ihr? Also ›Vielleicht‹.«
    »Der Gedanke ist nicht übel und das Wort treffend gewählt«, meinte Harry. »Aber der Schreibfehler …«
    »… stammt von Bekal Keref, dem ersten Todesopfer. Er war Legastheniker, und angeblich schrieb er gerade in seinem Tagebuch, als eine meuchelmörderische Menge von Sauroiden sein Haus stürmte und ihn im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft zerriss. Das letzte niedergeschriebene Wort soll eben dieses Viehleicht gewesen sein. Was ich unter historischen Gesichtspunkten von der Geschichte halten soll, weiß ich allerdings nicht.«
    Harry wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihm wegen der Hitze ebenso ausgebrochen war wie aufgrund des geradezu unverschämt detailgetreuen Wissens seines Ingenieurs. Wie stand er selbst nun im Vergleich da? Als Kapitän hatte er erneut bewiesen, dass er sich auf den Besuch des Planeten Namban nicht allzu gut vorbereitet hatte. Von Bekal und seiner Legasthenie hatte er nie zuvor gehört.
    Mist!
    Er drehte sich um.
    Ein Starr ging vorbei.
    Die Echsenwesen waren im Durchschnitt etwas kleiner als Menschen, und der gerade Erschienene reichte Harry gerade mal bis zum Brustkorb. Oder, wie er im nächsten Moment feststellen konnte – die obersten Schuppenplatten seines glatten Schädels würden Savanna an einer äußerst delikaten Stelle berühren, wenn er sich ihr auch nur noch einen einzigen Schritt weiter nähern würde. Der Echsenschwanz schleifte über den Boden und hinterließ ein Wellenmuster wie eine sich vorwärtswindende Schlange.
    Der Stadtplanet Namban war
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