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132 - Die Seelenfänger

132 - Die Seelenfänger

Titel: 132 - Die Seelenfänger
Autoren: Dämonenkiller
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Es war eine klare Nacht, und er war auf dem Weg zu Maria.
    Die Sterne strahlten so hell, daß man die ganze Ria von Vigo übersehen konnte. Die Bucht lag mit ihren vereinzelt funkelnden Lichtern wie ein halbmondförmiges Diadem ausgebreitet. Deutlich hoben sich die helldunklen Parzellen der Minifundien, mit Mais und Kohl bebaut, wie das Muster eines großen Schachbrettes voneinander ab.
    Dort lag Vigo, und in der anderen Richtung, direkt am Strand, der steinerne Horreo seines Vaters. Maria erwartete ihn in der Scheune. Knapp davor gabelte sich der Weg, und dort stand das hohe Calvario, die Betsäule.
    Darauf hielt Fernando zu.
    Plötzlich wurde es unverhofft nebelig. Der Nebel wurde immer dichter, bis Fernando kaum mehr die Hand vor dem Gesicht sehen konnte. Geräusche durchdrangen die Stille der Nacht. Schritte, Stimmen und Säbelgerassel waren zu hören.
    Fernando drehte sich im Kreise. Die Geräusche schienen von überall zu kommen. Sie umzingelten ihn. Herrische Kommandos ertönten, Geräusche wie von exerzierenden Soldaten folgten.
    Dann verstummten die militärischen Schritte schlagartig.
    „Name?" fragte eine befehlsgewohnte Stimme.
    Fernando zuckte zusammen. Er fühlte sich angesprochen, aber er konnte niemanden sehen. Eine furchtbare Angst befiel ihn. Er wußte auf einmal, was das zu bedeuten hatte. Sie kamen, um ihn zu holen.
    „Name!" forderte die Stimme wieder, ungeduldig.
    „Ich…", begann Fernando. Es versagte ihm die Stimme.
    In plötzlicher Panik schrie er auf und lief davon, irgendwohin, nur fort von hier.
    „Ein Deserteur! Ausschwärmen!"
    Fernando rannte, so schnell er konnte. Der Nebel hatte das ganze Land geschluckt, er sah nichts. Ein paarmal stolperte er über Hindernisse, und da erkannte er, daß er vom Weg abgekommen war und querfeldein lief.
    „Fangt ihn! Er darf nicht entkommen!"
    Fernando hatte die Orientierung verloren. Aber er lief weiter. Er mußte Maria erreichen. Er mußte sie unbedingt noch einmal sehen und mit ihr sprechen. Und wenn es das letztemal war.
    Er bereute es längst, sich auf diese Sache eingelassen zu haben. Aber er wußte, daß es kein Zurück mehr gab. Also wollte er wenigstens noch Maria einmal sehen.
    „Da ist er! Auf ihn!"
    Die Verfolger schienen ihn trotz des dichten Nebels sehen zu können. Das Getrampel der Schritte kam näher. Fernando änderte die Richtung, um ihnen auszuweichen.
    Da schälten sich aus dem Nebel die Umrisse eines trutzigen Gebäudes. In einem der Fronttürme war ein. Fenster erleuchtet. Es roch intensiv nach Seetang.
    Fernando prallte zurück, als sei er gegen eine unsichtbare Barriere gerannt. Da war tatsächlich eine Burg, obwohl er wußte, daß es hier weit und breit keine solche geben konnte.
    Da fielen ihm die Geschichten über die versunkene Zitadelle ein, die zu gewissen Zeiten aus dem Meer auftauchen sollte. Hier spukten angeblich die unruhigen Seelen der Matrosen, die mit ihren Schiffen und unermeßlichen Schätzen an Bord in der Ria von Vigo versunken waren.
    Fernando stellten sich schier die Haare zu Berge. Er wandte sich von der unheimlichen Erscheinung der Zitadelle ab und rannte in die andere Richtung.
    „Laßt ihn nicht entkommen!"
    Die Verfolger blieben dran.
    Fernando bahnte sich einen Weg durch dichtes Gebüsch. Zwischen den Sträuchern tauchten immer wieder verwahrloste Grabsteine auf.
    Wie war das möglich? Hier gab es doch weit und breit keinen Friedhof! Nur die Legenden wußten von einem solchen zu berichten. Es sollte ein verfluchter Ort sein, den niemand verlassen konnte, wenn er ihn einmal betreten hatte.
    Fernando strauchelte und fiel mit dem Kopf hart gegen einen der Grabsteine. Für einen Moment war er wie benommen. Als er die Augen aufschlug, blickte er genau auf die Inschrift des Grabsteins. Dort stand:
Fernando Vergara.
    So hieß er!
    Mit einem Aufschrei sprang er auf die Beine und lief wie von Furien gehetzt weiter. Endlich ließ er den Friedhof hinter sich, und glücklicherweise lichtete sich auch der Nebel. Er kam zur Betsäule und lehnte sich erschöpft dagegen.
    Die Geister der Vergangenheit hatten von ihm abgelassen…
    Nachdem er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, setzte er sich wieder in Bewegung und suchte den aus Stein gebauten Speicher seines Vaters auf.
    „Maria!" rief er, während er durch das Tor der Scheune trat.
    „Maria, bist du da?"
    Ein schlanker Schatten huschte lautlos auf ihn zu. Er hörte ihren raschen Atem, warmer Hauch strich über sein Gesicht und er spürte ihre weiche
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