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132 - Die Seelenfänger

132 - Die Seelenfänger

Titel: 132 - Die Seelenfänger
Autoren: Dämonenkiller
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Haut, als sie sich sanft an ihn schmiegte. Er klammerte sich wie ein Ertrinkender. an die zierliche Gestalt und fühlte sich auf einmal geborgen, als sich, schlanke Arme um ihn schlangen.
    „Maria, Maria, laß mich nie wieder los."
    „Was ist denn passiert, Fernando?" fragte sie.
    Er gab keine Antwort, hielt die Geliebte fest im Arm, küßte ihr Gesicht und ihren Körper. Er wollte die zurückliegenden Schrecken vergessen. Aber die Erinnerung ließ ihn nicht los.
    Schluchzend bettete er sein Gesicht in ihren Schoß. Sie streichelte ihn, sagte kein Wort. Er war dankbar, daß sie ihm Zeit ließ, über den Schock hinwegzukommen.
    Schließlich hob er den Kopf. „Maria, ich bin gekommen, um von dir Abschied zu nehmen. Ich gehe fort."
    „Warum?" fragte sie tonlos. „Wohin?"
    „Ich ertrage die Armut nicht mehr", sagte er verbittert. „Ich möchte nicht wie mein Vater ein Leben lang schuften und trotzdem ein armes Schwein bleiben. Ich werde meinen Weg machen. Ich habe auf einem Schiff angeheuert. Wenn ich zurückkomme, werde ich reich sein."
    Maria kannte das. Schon viele tatendurstige junge Männer hatten Galicien verlassen, um in der Fremde reich zu werden. Irgendwann kamen sie zurück, gebrochen, enttäuscht, verbittert. Man fand sie überall in Galicien: auf ihren zweirädrigen Ochsenkarren sitzend, auf ihren winzigen Minifundien Mais einholend, in den Straßen vor den Cafes herumlungernd - und noch immer von den verpaßten Gelegenheiten in der Vergangenheit träumend.
    „Ich weiß, was du denkst, Maria", sagte Fernando. „Aber mir wird es nicht so ergehen wie diesen gescheiterten Existenzen. Ich werde mein Glück machen."
    „Auf einem Schmugglerschiff?"
    „Ich gehe auf Schatzsuche."
    „Fernando!"
    „Nicht, Maria!" Er legte ihr die Hand auf den Mund. „Ich habe mich entschieden. Du kannst mich nicht mehr umstimmen. Ich könnte auch nicht mehr zurück, denn ich habe mich mit meinem Blut verpflichtet."
    Jetzt war es an ihr, zu weinen. Sie hatte sich nicht viel vom Leben erwartet, nur ein kleines Glück. Aber selbst das entriß ihr das Meer. Sie spürte, wie er wieder zu zittern begann, und das ließ sie doch wieder hoffen.
    „Wovor fürchtest du dich eigentlich, Fernando?"
    „Ich habe keine Angst."
    „Bist du zu stolz, mir zu sagen, was eigentlich passiert ist? Vertraue dich mir an, deiner Maria."
    Er ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern zu verbergen.
    „Ich weiß selbst nicht mehr genau, wie alles gekommen ist", begann er. „Da war ein Mann. Ich habe ihn eines Nachts getroffen. Wir haben über die Schätze geredet, die in der Bucht von Vigo auf dem Meeresgrund liegen. Schätze, die nur darauf warten, gehoben zu werden."
    Maria verstand. Alle jungen Männer träumten davon, die Schätze der gesunkenen Galionen zu heben. Viele hatten ihre Träume und ihr Leben im Meer gelassen.
    „Aber dann brauchst du doch nicht fortzugehen", redete sie ihm zu. „Die Bucht breitet sich vor unseren Augen aus. Wenn du ihre Schätze heben willst, dann wirst du mir nicht fern sein."
    „Es ist etwas anders", erwiderte er. „Ich kann es dir nicht erklären - aber ich werde eine Weile fort sein. Wirst du auf mich warten?"
    Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Wartest du auf mich, Maria?" drängte er. „Ich muß fort. Wenn ich nicht freiwillig gehe, dann werden sie mich mit Gewalt holen."
    „Wer?"
    Er gab keine Antwort. Plötzlich ruckte sein Kopf hoch, er lauschte.
    „Hörst du den Ruderschlag, Maria?"
    „Nein."
    „Sie kommen, um mich zu holen. Ich muß gehen."
    „Sag mir doch, wer dich holen kommt, Fernando!"
    „Sie rufen mich!"
    Sein Blick war ins Leere gerichtet, als er sich erhob. Sie versuchte, ihn zurückzuhalten, aber er entzog sich ihrem Griff und lief aus der Scheune. Sie folgte ihm mit gerafftem Rock.
    Fernando drehte sich noch einmal nach ihr um.
    „Bleib mir fern, Maria. Sie sollen dich nicht sehen."
    Über den Strand hatte sich dichter Nebel gesenkt. Fernando tauchte in ihn ein, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen.
    Sie rief seinen Namen, bekam aber keine Antwort. Verzweifelt lief sie den Strand entlang, in der Hoffnung, die Anlegestelle zu finden.
    Jetzt
konnte
auch sie den Ruderschlag eines Bootes hören. Er näherte sich dem Ufer. Sie glaubte auch, gedämpfte Stimmen zu hören. Sie lauschte ihnen und hörte heraus, daß sie sich über eine Seeblockade der holländischen und englischen Flotte unterhielten.
    „Wenn wir komplett sind, stechen wir in See."
    „Hoffentlich haben
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