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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist
Autoren: Elizabeth George
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alles ergab ein unschönes Durcheinander, und das gewohnheitsmäßig ordentliche kleine Mädchen betrachtete es mit einem vielsagenden Stirnrunzeln. »Du hältst deine Sachen nicht in Ordnung«, schalt sie.
    »Sehr scharfsinnig erkannt«, murmelte Barbara. »Und die Überraschung? Ich weiß, dass du nicht Geburtstag hast.«
    Hadiyyah klopfte mit dem Inlineskate auf den Boden und wirkte plötzlich verlegen, was ihr ganz und gar nicht ähnlich sah. Barbara stellte fest, dass sie sich das dunkle Haar heute selbst geflochten hatte, denn ihr Scheitel ergab ein Zickzackmuster, und die roten Schleifen am Ende der Zöpfe waren schief angebracht, die eine Schleife zwei Zentimeter höher als die andere. »Na ja«, begann sie, während Barbara den Inhalt der ersten Einkaufstüte auf der Arbeitsplatte ausbreitete. »Er hat es nicht direkt gesagt, aber ich nehme an, es hat damit zu tun, dass Mrs. Thompson ihn angerufen hat.«
    Barbara erkannte den Namen von Hadiyyahs Lehrerin. Sie warf dem kleinen Mädchen über die Schulter einen Blick zu und zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Weißt du, es gab eine Teeparty«, berichtete Hadiyyah. »Na ja, es war nicht wirklich eine Teeparty, aber so haben sie's genannt, denn wenn sie gesagt hätten, was es wirklich war, wär es allen so peinlich gewesen, dass keiner hingegangen wäre. Und sie wollten, dass alle hingingen.«
    »Warum? Was war es wirklich?«
    Hadiyyah wandte sich ab und begann, die Tüten auszupacken, die sie aus dem Mini geholt hatte. Barbara erfuhr, dass es mehr ein Event als eine Teeparty gewesen war. Oder eigentlich mehr ein Meeting als ein Event. Mrs. Thompson hatte eine Dame eingeladen, die ihnen etwas über ihre Körper erzählen sollte, und alle Mädchen aus der Klasse und ihre Mütter waren gekommen, um sich das anzuhören, und dann konnten sie Fragen stellen, und danach gab es Limo und Kekse und Kuchen. Also, Mrs. Thompson hatte es eine Teeparty genannt, obwohl niemand wirklich Tee getrunken hatte. Da Hadiyyah keine Mutter hatte, die sie mitnehmen konnte, hatte sie sich vor der Teilnahme gedrückt. Darum hatte Mrs. Thompson ihren Vater angerufen, denn, wie sie schon zuvor gesagt hatte, alle sollten teilnehmen.
    »Dad sagt, er wär mit mir hingegangen«, erzählte Hadiyyah. »Aber das wär grauenhaft gewesen. Außerdem hat Meagan Dobson mir sowieso erzählt, worum es ging. Mädchenkram. Babys. Jungen. Periode .« Sie verzog schaudernd das Gesicht. »Du weißt schon.«
    »Ah. Verstehe.« Barbara konnte sich vorstellen, wie Azhar auf den Anruf der Lehrerin reagiert hatte. Sie hatte noch nie einen Menschen getroffen, der so stolz war wie der pakistanische Professor, ihr Nachbar. »Tja, Herzchen, wenn du wieder mal eine Freundin als Ersatz für deine Mum brauchst, stehe ich gern zur Verfügung«, erklärte sie.
    »Das ist ja toll!«, rief Hadiyyah. Zuerst glaubte Barbara, dies beziehe sich auf ihr Angebot als Mutterersatz, aber dann sah sie, dass ihre kleine Freundin einen Karton aus einer der Lebensmitteltüten herausgezogen hatte: Choctastic Pop-Tarts - schokoladegefüllte Teigtaschen für den Toaster. »Isst du die zum Frühstück?«, fragte Hadiyyah seufzend.
    »Die perfekte Schnellnahrung für die Karrierefrau in Eile«, erklärte Barbara ihr. »Sagen wir, es ist unser kleines Geheimnis, okay? Eines von vielen.«
    »Und was ist das hier?«, fragte Hadiyyah, als habe sie Barbara gar nicht gehört. »Oh, herrlich! Sahneeisriegel! Wenn ich groß bin, werd ich genauso essen wie du.«
    »Ich lege Wert darauf, alle wichtigen Nahrungsgruppen zu berücksichtigen«, erklärte Barbara. »Schokolade, Zucker, Fett und Tabak. Apropos, sind dir die Players zufällig schon begegnet?«
    »Du darfst nicht rauchen«, entgegnete Hadiyyah, durchwühlte eine der Tüten und förderte eine Zigarettenschachtel zutage. »Dad versucht aufzuhören. Hab ich dir das schon erzählt? Mummy wird sich ja so freuen. Sie hat ihn andauernd gebeten, aufzuhören. ›Hari, deine Lungen werden ganz fies, wenn du das nicht sein lässt‹, hat sie immer zu ihm gesagt. Ich rauche nicht.«
    »Das will ich auch hoffen«, antwortete Barbara.
    »Manche von den Jungs rauchen. Sie stehen draußen auf der Straße vor der Schule. Die größeren Jungs. Und sie ziehen das Hemd aus der Hose, Barbara. Ich nehme an, sie meinen, damit sehen sie cool aus, aber ich finde, sie sehen ...« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »... grässlich aus«, schloss sie. »Absolut grässlich.«
    »Pfauen und ihre Schwanzfedern«,
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