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1292 - Das Versteck der Kartanin

Titel: 1292 - Das Versteck der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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Protektorin der MASURA streckte sich auf einer bequemen Liege aus, fest entschlossen, sich ab sofort in Geduld zu fassen, mochte kommen, was da wolle.
    Aber es war schwer, die aufgeregten Gedanken zurückzudrängen. Als Dao-Lin-H'ay es endlich schaffte, fühlte sie sich erschöpft, wie nach einem schweren Kampf. Dankbar darüber, daß es endlich vorbei war, entspannte sie sich. Und gerade als sie an der Grenze zum Schlaf stand, fast schon den ersten Traum vor sich sah, durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag.
    Hier spricht die Stimme von ARDUSTAAR dröhnte eine mentale Botschaft in ihrem Bewußtsein auf, viel lauter, viel stärker und gewaltiger als beim ersten Mal. Du, Dao-Lin-H'ay, wirst den erbeuteten Parataufänger in das N'jala-System bringen und ihn dort an ein Schiff übergeben, das bereits auf dich warten wird. Du wirst an Bord dieses Schiffes gehen. Sei demütig und füge dich deinem Schicksal, und dir ist eine große Zukunft gewiß!
     
    *
     
    Mit Dao-Lin-H'ays mühsam erkämpfter innerer Ruhe war es vorbei. Die Stimme von ARDUSTAAR war ihr diesmal mit solcher Gewalt durchs Gehirn gefahren, daß die Worte wie ein Echo in ihrem Bewußtsein nachhallten. Sie spürte einen vagen Schmerz im Kopf, und ihre Hände zitterten. Sie fühlte sich, als wäre sie unversehens einem Geist über den Weg gelaufen.
    In dieser Situation hätte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als so ungestört zu bleiben, wie sie es bisher gewesen war. Aber als hätte sich alles gegen sie verschworen, begehrte ausgerechnet jetzt jemand Einlaß.
    „Wer immer das auch sein mag - er soll sich wegscheren", murmelte Dao-Lin ärgerlich und rieb sich die schmerzende Stirn.
    Der kleine Automat, der das Signal übermittelt hatte, kümmerte sich nicht darum, sondern schaltete einen Lautsprecher ein.
    „Öffne die Tür, Dao-Lin!" sagte eine Stimme, und die Protektorin der MASURA zuckte zusammen.
    Wochenlang hatte Shu-Han-H'ay jedes Gespräch abgelehnt und war jeder Begegnung ausgewichen - ausgerechnet jetzt schien sie es sich anders überlegt zu haben. Dao-Lin-H'ay fühlte sich in keiner Weise imstande, ein Gespräch mit der Hohen Frau zu führen.
    Sie war sich jedoch der Tatsache bewußt, daß man eine Shu-Han-H'ay nicht warten ließ.
    Die Hohe Frau betrat das Zimmer und musterte Dao-Lin-H'ay kurz, dann sah sie sich um und lächelte flüchtig.
    „Jetzt verstehe ich deine Ungeduld", bemerkte sie in einem beiläufigen Tonfall, als sei sie nur zu einer unverfänglichen Plauderei vorbeigekommen. „Warum hast du nichts unternommen, um es dir hier bequem zu machen?"
    Die Protektorin der MASURA war wie vor den Kopf geschlagen. Das Quartier war ihr von der Hohen Frau zugewiesen worden - es wäre ein Akt gröbster Unhöflichkeit gewesen, diesen Raum zu verändern.
    „Du brauchst dich nicht zu genieren", sagte Shu-Han-H'ay beruhigend. „Vergiß nicht - du bist die Protektorin eines Fernraumschiffes. Du hast gewisse Rechte."
    „Tatsächlich?"
    Die Hohe Frau musterte sie erstaunt, und Dao-Lin biß sich auf die Lippen.
    „Entschuldige", bat sie. „Ich bin ein wenig nervös."
    „Das merke ich", stimmte Shu-Han-H'ay zu. „Du hast mehrmals versucht, mich zu sprechen. Es tut mir leid, daß ich dich warten lassen mußte, aber es war leider nicht zu vermeiden. Was wolltest du mir sagen?"
    Dao-Lin-H'ay sagte sich, daß sie es nicht anders verdient hatte. Sie hätte der Hohen Frau von Anfang an die Wahrheit sagen müssen. Andererseits - wer konnte wissen, was sich hinter dieser obskuren „Stimme" verbarg? Vielleicht hatte der gewagte Versuch, die MASURA auf psionischem Weg nach Kartan zurückzubefördern, doch gewisse Nachwirkungen?
    Sie hatte sich in der Zwischenzeit schon so oft den Kopf darüber zerbrochen, daß sie fast schon selbst an diese Möglichkeit glaubte. Schließlich war so etwas auch noch nie zuvor versucht worden: Als die Lage als völlig hoffnungslos erschien und die MASURA mit ausgebrannten Triebwerken zwischen dem Fernen Nebel, den die Terraner Milchstraße nannten, und der Heimatgalaxie der Kartanin festhing, hatte Dao-Lin-H'ay in einer spontanen Deflagration die psionische Energie einer großen Menge von Paratau-Tropfen - etlichen hunderttausend Stück, um genau zu sein - freisetzen und zum Transport des Raumschiffs verwenden lassen. Das Experiment war gelungen, aber die Protektorin dachte nur mit Schrecken an die Begleiterscheinungen zurück, die alle Esper an Bord, vor allem aber sie selbst, gespürt hatten. War es ein Wunder,
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