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1292 - Das Versteck der Kartanin

Titel: 1292 - Das Versteck der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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wenn man hinterher dazu neigte, Stimmen zu hören?
    Sie sah, daß Shu-Han-H'ay sie beinahe mitleidig betrachtete, und das ärgerte sie. Dann steckte die Hohe Frau die rechte Hand in eine Tasche ihrer blütenweißen Uniform und holte einen kleinen Paratau-Tropfen hervor.
    „Das wird dir wieder auf die Beine helfen", sagte Shu-Han-H'ay.
    Dao-Lin streckte unwillkürlich die Hand aus, und die Hohe Frau ließ die kleine Träne N'jalas hineinfallen. Dao-Lin umschloß den Tropfen mit den Fingern, und sie spürte, wie frische Kräfte auf sie übergingen. Hastig steckte sie die Träne N'jalas ein, denn sie wollte das kostbare Stück nicht ohne zwingenden Grund aufbrauchen.
    „Und nun erzähle mir, was geschehen ist", bat Shu-Han-H'ay freundlich und nahm Platz.
    Die Berührung mit der Träne N'jalas hatte wahre Wunder gewirkt. Zum erstenmal seit ihrer Ankunft in diesen Räumlichkeiten fühlte Dao-Lin sich wieder halbwegs ausgeglichen.
    Sie wußte zwar noch immer nicht, was sie von der mentalen Botschaft zu halten hatte, aber sie hatte andererseits keine Bedenken mehr, mit der Hohen Frau darüber zu sprechen. Dabei sagte sie sich, daß es ohnehin gleichgültig war, was dabei herauskam: Wenn sie nicht mehr bei Verstand war, dann war es für alle Beteiligten besser, dies so schnell wie möglich zu erfahren.
    Aber Shu-Han-H'ay hörte aufmerksam und ernsthaft zu, ohne offen oder auch nur versteckt über Dao-Lin zu lächeln. Das war so ermutigend, daß die Protektorin es wagte, auch jene Botschaft wiederzugeben, die sie eben erst empfangen hatte.
    „Was du gehört hast", sagte Shu-Han-H'ay schließlich, „das ist die STIMME, die auch die Hohen Frauen ab und zu vernehmen.
     
    *
     
    Dao-Lin begriff im ersten Augenblick nur eines: Was immer oder wer auch immer mit ARDUSTAAR identisch sein mochte - die Stimme jedenfalls war kein Hirngespinst und auch kein Phänomen, das es allein auf die Protektorin der MASURA abgesehen hatte.
    Sie war so erleichtert, daß sie beinahe gelacht hätte. Sie hatte sich" ganz umsonst den Kopf zerbrochen. Oder etwa nicht?
    Shu-Han-H'ays Miene wirkte seltsam verwirrt, als sie fortfuhr: „Die STIMME hat schon viele wichtige Entscheidungen für das Volk der Kartanin getroffen. Man tut immer gut daran, sich ihren Empfehlungen zu beugen."
    Dao-Lin dachte an diese letzte Botschaft, und plötzlich hatte sie ein merkwürdiges Gefühl.
    „Bist du sicher, daß es keine Ausnahmen gibt?" fragte sie zögernd.
    Shu-Han-H'ay sah sie zweifelnd an.
    „Ja", murmelte sie, aber während sie sprach, stand sie auf und wandte sich ab, so daß Dao-Lin das Gesicht der Hohen Frau nicht mehr sehen konnte.
    Shu-Han trat ans Fenster und starrte hinaus. Dao-Lin unterdrückte den Impuls, ihr zu folgen. Sie hätte zu gerne die Augen der Hohen Frau gesehen, als diese sagte: „Wenn du den Ruf der STIMME vernimmst, dann mußt du ihr folgen. Du darfst dich nicht weigern, Dao-Lin."
    „Gut", murmelte die Protektorin verunsichert, denn sie spürte, daß Shu-Han-H'ay ihr nicht die ganze Wahrheit sagte. „Aber das terranische Fangschiff ist ungeheuer wichtig für uns. Wenn wir es einem unnötigen Risiko aussetzen..."
    „Das wird nicht geschehen", fiel Shu-Han ihr ins Wort, aber sie sah noch immer aus dem Fenster.
    Dao-Lin hielt es nicht länger aus. Sie stand auf und schlenderte zu der Hohen Frau hinüber.
    „Der Weg ins N'jala-System ist zwar nicht sehr weit", gab sie zu bedenken, „aber wir hatten in letzter Zeit genug Ärger mit den Maakar. Sie könnten uns auflauern. Nicht auszudenken, was geschieht, wenn sie das Fangschiff, erbeuten!"
    „Dazu müßten sie es dir abnehmen", bemerkte Shu-Han mit einem schwachen Lächeln.
    „Das dürfte nicht ganz einfach sein - oder irre ich mich?"
    „Nein", murmelte Dao-Lin, und sie fühlte sich sehr, unbehaglich in ihrer Haut.
    Das Gesicht der Hohen Frau spiegelte sich schwach in den Fensterscheiben wider, aber es war schwer, in diesem dunklen Schattenbild zu lesen. Draußen war es jetzt fast völlig finster. Das Schneetreiben hatte zugenommen. Selbst das hell angestrahlte Ratsgebäude war nur noch verschwommen sichtbar.
    „Bitte, Shu-Han-H'ay", sagte Dao-Lin respektvoll, aber entschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen, „woher kommt diese Stimme? Wer oder was ist ARDUSTAAR?"
    Shu-Han-H'ay warf ihr einen raschen Blick zu, dann wandte sie sich ab.
    „Die Stimme von ARDUSTAAR spricht nur zu wenigen Kartanin", erklärte sie dabei „Im allgemeinen sind es die Hohen Frauen, die diese
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