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1292 - Das Versteck der Kartanin

Titel: 1292 - Das Versteck der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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STIMME hören und sich von ihr beraten lassen. Aber wie dem auch sei - alle Großen Familien beugen sich ihr. Auch du wirst tun, was die STIMME dir befiehlt" Dao-Lin starrte die Hohe Frau überrascht an. Shu-Han-H'ay wandte der Protektorin den Rücken zu und ging langsam in Richtung Tür.
    ,Sie weicht mir aus’, dachte Dao-Lin bestürzt.
    Aber was war der Grund dafür?
    Sie hatte nicht mehr viel Zeit, und sie wußte das. Shu-Han-H'ay hatte die Tür schon erreicht und streckte die Hand aus, um sie zu öffnen.
    Dao-Lin-H'ay steckte die Hand in die Tasche, berührte die kleine Träne N'jalas und konzentrierte sich auf die Hohe Frau, das Oberhaupt ihrer eigenen Familie. Sie war sich der Ungeheuerlichkeit dieses Augenblicks gar nicht voll bewußt.
    Dann aber drehte Shu-Han sich blitzschnell um.
    Dao-Lin spürte, wie das Blut ihr zu Kopf schoß. Ihre Hand berührte noch immer die Träne N'jalas, und sie war einfach nicht fähig, die Finger zurückzuziehen. Immerhin hinderte der plötzliche Schrecken sie aber auch daran, der Hohen Frau irgendwelche Geheimnisse zu entreißen.
    Endlich bekam sie sich so weit in den Griff, daß sie den Kopf zu senken vermochte. Sie zog die Hand aus der Tasche und wartete auf die Folgen ihrer Tat - Shu-Han-H'ay konnte einfach nicht über ein so unglaubliches Verhalten hinwegsehen.
    Dennoch tat sie es.
    „Bringe das terranische Fängerschiff in das N'jala-System", befahl Shu-Han schroff.
    „Nimm ein Beiboot - die MASURA wird hier gebraucht."
    Damit schritt sie grußlos davon.
    Dao-Lin-Ifay blickte ihr benommen nach. Dann riß sie sich zusammen, schloß die Tür und begann, ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzusuchen. Nachdem Shu-Han-H'ay höchstpersönlich den Befehl der Stimme von ARDUSTAAR bestätigt hatte, wollte Dao-Lin nicht länger als unbedingt nötig in diesem Gebäude bleiben.
    Und doch blieb das Unbehagen bestehen.
    Dao-Lin machte sich nichts vor: Selbst wenn alle Hohen Frauen auf einmal diesen merkwürdigen Befehl bestätigt hätten, so hätte das für sie überhaupt nichts verändert.
    Es widerstrebte ihr, das kostbare Fängerschiff aus der Nähe der Mutterwelt zu entfernen, und es ging ihr erst recht gegen den Strich, daß sie den Fänger irgendeinem unbekannten Schiff übergeben sollte. Es beruhigte sie auch keineswegs, daß man wenigstens nicht vorhatte, den Fänger aus ihrer Reichweite zu entfernen.
    Sie ließ sich zur MASURA bringen, die draußen im Raum schwebte. Der größte Teil der Besatzung befand sich auf Kartan und genoß die Freuden eines Urlaubs. Die Schäden, die das Schiff auf dem langen Flug erlitten hatte, waren bereits vollständig, beseitigt, die Reparaturtrupps hatten die MASURA längst verlassen. Es war sehr still in dem Schiff, und das schmerzte Dao-Lin-H'ay auf seltsame Weise.
    Warum wurde die MASURA nicht für den nächsten Flug vorbereitet? Was planten die Hohen Frauen? Was hatte man mit dem Schiff vor?
    Dao-Lin-H'ay rief ein paar Leute zusammen und befahl ihnen, den Fänger auf den Transport vorzubereiten. Niemand schien daran etwas ungewöhnlich zu finden, und niemand stellte Fragen.
    Dao-Lin sagte sich, daß das ganz natürlich war: Die anderen Kartanin gingen davon aus, daß sie sich nach den Befehlen der Hohen Frauen richtete. Niemand würde auch nur im entferntesten auf die Idee kommen, daß die Protektorin der MASURA sich nach irgendeiner mentalen Summe richtete, von der sie noch nicht einmal wußte, woher sie kam. Und daß die Hohen Frauen auch nichts anderes taten.
    Während Dao-Lin-H'ay darauf wartete, daß sie den Flug ins N'jala-System antreten konnte, dachte sie noch einmal an das Gespräch mit Shu-Han, der Hohen Frau der Familie H'ay. Sie wußte noch immer nicht, was sie davon halten sollte, und sie fragte sich vergeblich, ob ihr erster Eindruck, daß nämlich auch Shu-Han - und mit ihr die anderen Hohen Frauen - keine Ahnung hatten, wer oder was hinter der Stimme von AR-DUSTAAR steckte, richtig war. Oder hatte Shu-Han es lediglich besonders gut verstanden, jeden noch so geringen Hinweis zu umgehen? Hatte sie bewußt und absichtlich aus dem Ursprung der Stimme ein Geheimnis gemacht?
    Dao-Lin-H'ay nahm die Meldung entgegen, daß das Beiboot fertig sei und man den Transport des Fängers vorbereitet hatte, und sie gab es fürs erste auf, sich den Kopf zu zerbrechen. Sie sorgte dafür, daß sie über genügend Tränen N'jalas verfügen konnte, wenn ein Notfall dies erforderte, dann ging sie an Bord und startete ohne weitere Förmlichkeiten.
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